Düsseldorf war Veranstalter des ESC - Eurovision-Song-Contest 2011 in der "esprit-arena" (vormals LTU-Arena). Zu diesem medialen Großereignis, dem zweitgrößten Medienenvent nach den Olympischen Spielen, wurde von und mit der Landeshauptstadt Düsseldorf ein breites Bürgerprogramm realisiert. Manfred Hill als Musikvereinsvorsitzender und Projektmanager der "SingPause" bot Oberbürgermeister Elbers am Tage des Zuschlages zum ESC für Düsseldorf ein großes "SingPause"-Konzert an. Dieser Vorschlag wurde sofort aufgegriffen. Marieddy Rossetto und Manfred Hill organisierten zusammen mit Helma Wassenhofen von der Stadt Düsseldorf ein Kinderkonzert in Fortuna-Düsseldorfs Ausweicharena. Zusammen mit drei Blasorchestern der Clara-Schumann-Musikschule gaben 3.500 Kinder aus 44 Schulen ein einstündiges Konzert, das von einigen tausend Zuhörern begeistert aufgenommen wurde.

Bild: 3.500 Schulkinder auf der Tribüne des mobilen Stadions der Fortuna Düsseldorf.

Bundespräsident Christian Wulff besuchte die Landeshauptstadt Düsseldorf.
Auf Wunsch des Oberbürgermeisters begrüßten siebzig "SingPause"-Kinder aus den Klassen 2, 3 und 4 der KGS Max-Schule und der KGS Unter den Eichen den Gast mit einem ghanaischen Volkslied und mit "Der Kuckuck und der Esel" sowie "Im Märzen der Bauer".
Bundespräsident Wulff war erstaunt über den Klang und die Leistung der Kinder.
Im Namen der Max-Schule überreichte Manfred Hill dem Bundespräsidenten ein kleines Buch über Heinrich-Heine und für die "SingPause" zwei Liederhefte mit den dazugehörigen CDs von den Tonhallenkonzerten, auch als Aneregung zu familiärem Liedersingen der Familie Wulff mit ihrem kleinen Sohn.
Der Bundespräsident lobte die "SingPause" sehr und hob in seiner Begrüßungsrede auch auf die Bedeutung des Singens für die kognitiven Entwicklungspotentiale der Kinder ab.
Das Rathaus erlebte einen fröhlichen und entspannten Nachmittag mit dem hohen Besuch aus Berlin.

An diesem Tage fand eine erneute Sitzung des "Fördervereins zur Wiederaufstellung des Mendelssohn-Denkmals e.V." im Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf statt.

In dieser Sitzung wurden folgende Themen behandelt, die endgültig dafür sorgen sollen, dass die Wiederaufstellung im Jahre 2012 realisiert werden kann:

1. Sachstand Spendenkonto
2. Sachstand Standortfrage
3. Auftragsvergabe Denkmals-Wiederherstellung
4. Koordinierung Werbemaßnahmen
5. Koordinierung Spendenanfragen

Das Vorhaben "Wiedergutmachung" zur Erinnerung an den Düsseldorfer Musikdirektor Felix Mendelssohn Bartholdy, sein Leben und Werk ist auf einem guten Wege.

Bild: Teil des Mendelssohn-Denkmals auf dem Bauhof der Stadt (nach der Entfernung von seinem ursprünglichen Sockel) im Jahre 1936.

Ortstermin im neuen, provisorischen "Fortuna-Ausweich-Stadion vor dem "SingPause"-Konzertereignis am 6.Mai 2011.
Projektleiterin der SingPause, Marieddy Rossetto, Vertreter des Stadtsportamtes, die Herren Hahn und Schneider, Herr Templin, Clara-Schumann-Musikschule, ein Vertreter der Beschallungsfirma und Manfred Hill trafen sich zu einer ersten Begehung. Zweck war die Kontrolle der Bestuhlung und Überlegungen hinsichtlich der Beschallungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung des Blasorchesters der Clara-Schumann-Musikschule.

Bild: Die Tribüne des mobilen Stadions - hier soll das Konzert stattfinden. Im Moment noch kaum vorstellbar.

Am 11.3.2011 erschütterte die Welt eine dreifache Katastrophe in Japan: Erdbeben, Zsunami und Zerstörung des Kernkraftwerkes Fukushima mit allen seinen apokalypthischen Folgen.

Auf Vorschlag der Düsseldorfer Symphoniker fanden sich unser Orchester und das WDR Sinfonieorchester, ein Solistenensamble und der Rundfunkchor des WDR mit dem Chor des Städtischen Musikvereins unter der Leitung von Yutaka Sado zu einem spontanen "Solidaritäts- und Mutkonzert Düsseldorf-Japan" zusammen.
Auf dem Programm stand die besonders auch in Japan so populäre 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven.

Am 17.3. 2011 lud der Musikverein KMD Professor Oskar Gottlieb Blarr in den Hentrich-Saal der Tonhalle Düsseldorf ein. Er war um einem Einführungsvortrag zur Komposition seiner 4. Symphonie gebeten worden. Die Symphonie hatte den Arbeitstitel "Kopernicus" und war ein Auftragswerk der Tonhalle Düsseldorf, welches im Oktober 2011 zur Uraufführung gelangen sollte.

Diesem Vortragstermin war ein Treffen des Komponisten mit Chordirektorin Marieddy Rossetto im Januar 2011 in der Wohnung von Prof. Blarr vorausgegangen. Die beiden Musiker tauschten sich intensiv über das Werk aus, schauten in die ersten gedruckten Noten, spielten vierhändig Übergänge am Blarrschen Flügel. Sie versicherten sich einer guten Zusammenarbeit.

In der Folge liefen die Dinge vergleichbar mit vielen Uraufführungen, die der Chor des Musikvereins in seiner bald zweihundertjährigen Geschichte immer wieder erlebt hatte. Früher kamen die "Fehler" in den Noten von den Kopisten (z.B. beim "Paulus" von Mendelssohn); heute entstehen ähnliche Fehler in Computerprogrammen eines Verlages. Frau Rossetto besang Übungs-CDs, damit der Chor in den anstehenden Ferien nicht "erlahmte". Die Sängerinnen und Sänger waren mit erstaunlicher Begeisterung dabei und alles ging einen guten Weg.

Bild: KMD Professor Oskar Gottlieb Blarr vor dem Chor des Städtischen Musikvereins im Hentrich-Saal der Tonhalle Düsseldorf bei der Einführung in seine Symphonie Nr. IV.

Beethoven: Symphonie Nr. 9 (Solidaritäskonzert für Japan)
Bernhard . Danz . Elsner . Youn
WDR Rundfunkchor Köln
Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf
WDR Sinfonieorchester Köln
Düsseldorfer Symphoniker
Yutaka Sado

Aus dem Begleitheft der Schallarchiv-CD:
Das grauenvolle Erdbeben vom 11. März 2011, die darauf folgende Tsunami-Welle und ein dadurch ausgelöster Kernreaktorunfall haben in Japan nicht nur zehntausende Menschen obdachlos gemacht, sondern forderten über 15.000 Tote, ganz zu schweigen von den Unzähligen, die in Folge der radioaktiven Verseuchung weiter Landstriche, der Luft und des Meerwassers bis in weiter Zukunft noch ihr Leben verlieren werden.

Unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers und dem japanischen Generalkonsul, Kiyoshi Koinuma (Bild v.l. anläßlich der Gedenkrede vor dem Konzert), fand am Samstag, dem 26. März in der Tonhalle ein Solidaritätskonzert statt. Die Düsseldorfer Symphoniker sahen in diesem Projekt gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf und der japanischen Gemeinde ein Zeichen für Mut, Zuversicht und Solidarität; sie wollten der engen, vertrauensvollen und tiefen Bindung zwischen Düsseldorf und Japan Ausdruck verleihen. Dabei spielten die Düsseldorfer Symphoniker gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester Köln (das auf Einladung der Symphoniker das halbe Orchester stellte), dem Chor des Städtischen Musikvereins, dem WDR Rundfunkchor Köln und einem hochkarätigen Solistenquartett unter der Leitung des japanischen Stardirigenten Yutaka Sado. Düsseldorfs Tonhalle erlebte eine musikalische und menschliche Sternstunde. Die unmittelbar nach dem Schlussakkord durch Düsseldorfs Oberbürgermeister Dirk Elbers vor dem Konzert erbetene Schweigeminute aller Künstler und der gesamten Zuhörerschaft ließ ahnen, in welch inniger Weise die Düsseldorfer mit ihren japanischen Mitbürgern verbunden sind. Im Vordergrund stand somit kein Trauerkonzert, sondern, wie Sado es formulierte ein "Mut- und Kraftkonzert", weshalb Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie auf dem Programm stand, ein Werk, das in Japan einen ganz außergewöhnlichen Stellenwert hat. Es sollte Gelegenheit gegeben werden, für eine Stunde inne zu halten und die Gedanken, Wünsche und Hoffnungen auf Japan und die leidtragende Bevölkerung des Landes zu richten. Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf hat –wie auch unser Orchester- seit Jahrzehnten zahlreiche Mitglieder aus einer der europaweit größten, in unserer Stadt fest eingebundenen japanischen Community begrüßen dürfen. Unsere japanischen Freunde sind immer eine liebenswerte und engagierte Bereicherung für den Chor gewesen. In besonderer Weise gehen daher die Gedanken, Sorgen, aber auch unsere aufrichtigen Wünsche für die Zukunft an sie und ihre Lieben. Möge die Botschaft, die aus der Musik Beethovens und den Worten Schillers spricht –gemeinsam erlebt und empfunden- in diesen schweren Tagen ein wenig über die Unvorstellbarkeit der Katastrophe in Japan hinweg helfen!

Neujahrskonzert 2011:

Liebesliederwalzer op. 52:
-Rede, Mädchen, allzu liebes
-Am Gesteine rauscht die Flut
-Ein kleiner, hüscher Vogel
-Nein, es ist nicht auszukommen
-Wenn so lind dein Auge mir
-Am Donaustrande
Düsseldorfer Symphoniker
Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf
(Einstudierung: Marieddy Rossetto)
Gregor Bühl

Die vorstehenden Liebesliederwalzer in der original Brahms-Orchesterversion waren für den Chor des Städtischen Musikvereins alles Erstaufführungen. Tatsächlich gibt es keine anders lautenden Aufzeichnungen, was man sich eigentlich kaum vorstellen konnte. Innerhalb eines bunten Straußes von Musik im Neujahrskonzert 2011 hinterließen die kleinen Kabinettsstückchen der Chormusik einen bleibenden und sehr positiven Eindruck beim Publikum.

(2) Fortsetzung Aufsatz Dr. Jannott zum Mendelssohn-Denkmal:

Mendelssohn konnte sich nicht gleich entscheiden. Er kam aber im September des gleichen Jahres nach Düsseldorf zurück, um hier die ihm angebotene Aufgabe für zwei Jahre zu übernehmen. Ausschlaggebend für seine Bereitschaft war ganz offensichtlich die Enttäuschung, dass er die nach dem Tode Zelters freigewordene Position des Direktors der Singakademie in Berlin, auf die er sich auf Drängen seines Vaters beworben hatte, nicht bekam. Bei dieser Berliner Entscheidung wird übrigens zum ersten Mal deutlich, dass es für Mendelssohn eine Belastung war, jüdische Vorfahren zu haben, und dass der Übertritt seiner Familie zum Christentum diesen scheinbaren Makel nicht beseitigen konnte. Wir werden auf dieses Thema leider noch öfter zurückkommen müssen.

Über die Düsseldorfer Schaffenszeit berichte ich im zweiten Abschnitt. Lassen Sie mich zunächst den Lebensbericht von Mendelssohn mit nur noch wenigen Fakten abschließen.

Nach seiner Schaffenszeit in Düsseldorf wechselte Mendelssohn 1835 nach Leipzig. Die Stadt Leipzig bot dem inzwischen weitbekannten Komponisten, Pianisten und Dirigenten die Leitung des berühmten Gewandhaus-Orchesters an. In Leipzig begann für Mendelssohn eine große Zeit, in der er seinen Ruf als Komponist, Pianist und Dirigent weiter ausbaute und daneben aber auch sein Geschick, Musik und Musikinstitutionen, Orchester, Singvereine u.ä. zu initiieren, verstärkte. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm schon 1836 die philosophische Fakultät der Universität Leipzig den Ehrendoktor.

Trotz der großen Aufgaben kam er 1836, also schon ein Jahr später nach Düsseldorf zurück, um beim Niederrheinischen Musikfest die Uraufführung seines Oratoriums „Paulus“ zu leiten. Von Düsseldorf eilte er nach Frankfurt, um für seinen erkrankten Freund Nepomuk Schelble kurzfristig die Leitung von dessen Chorverein für eine Bach-Aufführung zu übernehmen. Dieser Ausflug wurde zu seinem großen Glück. Er lernte bei den Proben seine künftige Frau kennen, eine 19-jährige hübsche Französin, Tochter eines evangelischen Pfarrers. 1838 heirateten die beiden und verbrachten bis zu seinem Tod zehn glückliche Jahre, in denen ihnen fünf Kinder geschenkt wurden. Einer seiner Söhne, der Naturwissenschaften studierte, gründete übrigens mit 30 Jahren den Chemie-Konzern „Aktiengesellschaft für Anilin-Fabrikation“, den wir alle später unter dem Namen „Agfa“ kennengelernt haben.

Aber zurück zu dem Wirken von Mendelssohn in Leipzig. Von seinen Aufführungserfolgen und dem musikalischen Interesse der Leipziger Bevölkerung angespornt, bemühte sich Mendelssohn mit großem Engagement um die Gründung eines Musikkonservatoriums, um ganz systematisch den musikalischen Nachwuchs in Leipzig zu fördern. Im April 1843 wurde unter seiner Regie die erste Musikhochschule Deutschlands, die „Musikakademie Leipzig“ gegründet.

Leipzig wurde unter Mendelssohns Regie zum unbestrittenen musikalischen Mittelpunkt Deutschlands. Der preußische König Wilhelm IV. sah diese Entwicklung in Leipzig ungern. Er erkannte, dass damit die musikalische Bedeutung Berlins immer mehr in den Hintergrund trat. Die Erfolge in Leipzig, die internationale Anerkennung Mendelssohns und sein offensichtlich so gewinnendes und sympathisches Wesen veranlassten den preußischen König Friedrich Wilhelm IV schließlich, den musikalischen Sympathieträger, zu dem Mendelsohn geworden war, nach Berlin zu beordern. Er ernannte ihn 1842 zum „Preußischen Generalmusikdirektor“ und erwartete von ihm den völligen Neuaufbau der Königlichen Musikakademie der Künste in Berlin sowie die erfolgreiche Leitung des Domchors. Aber Mendelssohn rieb sich schon bald an der Berliner Bürokratie und verlor dadurch die Lust an der Aufgabe. Nach kurzer Zeit bat er den preußischen König, ihn von den lästigen Verpflichtungen in Berlin zu befreien. 1845 kehrte Mendelssohn nach Leipzig zurück, nahm seine alte Stelle am Gewandhaus wieder auf und lehrte am Konservatorium. Die Stadt Leipzig ernannte ihn in Anerkennung seiner Heimattreue zum Ehrenbürger der Stadt.

In Düsseldorf hatte Mendelssohn sein großes Oratorium „Paulus“ komponiert. In Leipzig widmete er sich jetzt seinem zweiten großen Oratorium, dem „Elias“, das am 26. August 1846 beim Birmingham-Festival in England uraufgeführt wurde. Das Werk wurde so enthusiastisch gefeiert, dass 1847 Mendelssohn ein zehntes Mal nach England reiste, um mehrere Aufführungen des Elias selbst zu leiten. Als Mendelssohn von dieser Reise zurückkehrte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Lieblingsschwester Fanny, mit der er sein ganzes Leben lang in einem engen persönlichen und brieflichen Kontakt gestanden hatte. Als Mendelssohn, der zu diesem Zeitpunkt durch die vielen Reisen und seine vielen Konzertverpflichtungen gesundheitlich wohl sehr geschwächt war, von dem Tod seiner Lieblingsschwester Fanny hörte, zog er sich spontan aus dem öffentlichen Leben zurück. Schon wenige Wochen später erlitt er einen Schlaganfall und verstarb mit 38 Jahren am 4. November 1847 in Leipzig.

Mendelssohn war nicht nur Ehrenbürger der Stadt Leipzig und Ehrendoktor der Universität, sondern dort auch ein sehr beliebter Bürger. Seine Bedeutung für Leipzig und für die Musikwelt hatten die Leipziger Bürger schon zu seinen Lebzeiten richtig erkannt. Chronisten berichten, dass am Tage seiner Trauerfeier in der Handelsstadt Leipzig alle Geschäfte geschlossen blieben und alle Türme schwarze Trauerfahnen flaggten. In der Paulinerkirche wurde ihm mit dem Schlußchor aus der Matthäus-Passion von einem riesengroßen Chor ein letzter Gruß zugerufen. Bei dem anschließenden Trauerzug sollen mehr als 30.000 Menschen Mendelssohn auf seinem letzten Weg in Leipzig begleitet haben. Seine endgültige Ruhe aber fand er in einem Ehrengrab der Stadt Berlin, in der schon seine von ihm hochverehrten Eltern und vor allem seine Schwester Fanny ihre letzte Ruhe gefunden hatten. Der Sarg mit dem Leichnam wurde mit einem Extrazug auf der neuen Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Berlin gebracht. Chronisten berichten, daß der Zug an verschiedenen Stationen wie z.B. Köthen, Dessau und Halle anhalten mußte, um den rasch zusammengerufenen Chören und Sängervereinen die Chance zu geben, Mendelssohn ihre letzte Referenz zu erweisen.

Die damalige Musikwelt mit all den Freunden und Verehrern, die Mendelssohn in seinem kurzen Leben gefunden hatte, war tief erschüttert über den plötzlichen Tod. Dies gilt nicht nur für die Musikwelt Deutschlands und Europas, sondern z.B. auch für die der USA, die ja für die damalige Zeit – als es noch keine Flug- und Funkverbindungen gab – von Deutschland weit entfernt war. Schon sechs Wochen nach seinem Tod veröffentlichte die New York Tribune vom 13. Dezember 1847 einen Nachruf, in dem es heißt: „Am 4. November verschied Dr. Felix Mendelssohn Bartholdy, der größte lebende Komponist in seinem 38. Lebensjahr; er war zwei Jahre älter als Mozart und zwei Jahre jünger als C. M. von Weber. Dieser vorzeitige Tod, der für die ganze musikalische Welt ein nicht wieder gutzumachender Verlust ist, wurde durch eine Gehirnerkrankung verursacht und ohne Zweifel durch schwere geistige Arbeit herbeigeführt. Seit 1835 lebte er in Leipzig, wo er mit den ungewöhnlichen Begabungen ein so lebhaftes und vornehmes Verhalten in sich vereinigte, dass er die Herzen aller gewann. Es ist überall anerkannt, dass Mendelssohn ohne einen Feind starb. Wahrlich – in ihm war ein hervorragender Geist.“

Das Wohn- und Sterbehaus Mendelssohns in Leipzig in der Goldtschmidtstraße 12 ist als Ort von nationaler Bedeutung in das Blaubuch der Bundesregierung aufgenommen worden.

Über die Werke Mendelssohns gibt es zwei Werksverzeichnisse. Das erste Werksverzeichnis von 1882 listet 350 Kompositionen auf. Ein erst im August 2009 zu seinem 200. Geburtstag aufgelegtes neues wissenschaftliches Werksverzeichnis der Mendelssohn-Forschungsstelle der Sächsischen Akademie der Wissenschaften weist 750 Kompositionen auf. Aber Mendelssohn ist für uns nicht nur als Komponist wichtig, sondern vor allem auch als der Wiederentdecker der barocken Bach’schen Musiktradition. Am Rande wird man anmerken dürfen, dass Mendelssohn einer der ersten war, der das Orchester bei instrumentaler Musik nicht als Virtuose von einem Instrument aus dirigierte, sondern der sich freimachte von dem Instrument und sich ganz als Dirigent der Leitung des Orchesters widmete, so wie wir es heute kennen. Auch gehörte Mendelssohn zu den Dirigenten, die es nicht schätzten und es dem Publikum deshalb untersagten, zwischen den Sätzen einer Symphonie zu applaudieren, obwohl das bis dahin durchaus üblich war. Soviel in ganz groben Strichen das Notwendigste zum Leben Mendelssohns.

• Und nun – im zweiten Teil meines Vortrags - wenigstens ein paar kurze Informationen zum Wirken Mendelssohns in Düsseldorf:

Ich hatte Ihnen bereits berichtet, dass Mendelssohn mit einem ganz ungewöhnlichen Erfolg 1833 das 15. Niederrheinische Musikfest in Düsseldorf geleitet hatte. Düsseldorf war begeistert von Mendelssohns Art des Dirigierens und Auftretens, aber natürlich besonders auch von seiner „Italienischen Symphonie“, die bei diesem Musikfest ihre deutsche Uraufführung erfuhr. Vermutlich aus der erwähnten Enttäuschung über die Absage aus Berlin nahm Mendelssohn das Angebot der Stadt Düsseldorf an und wurde Generalmusikdirektor in unserer Stadt. Eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance für den erst 24-Jährigen.

Sein Auftrag war die Neuorganisation, Ausbildung und Niveauförderung bei den Chorvereinigungen und dem Orchester, der Aufbau eines festen Repertoires für beide Klangkörper, der Aufbau einer entsprechenden Notensammlung mit dem Ziel, aus allem ein regelmäßiges Konzertangebot für die Düsseldorfer Bürger zu bereiten. Zusätzlich bekam Mendelssohn den Auftrag, auch die Kirchenmusik an den beiden Stadtkirchen Lambertus und Maximilian zu fördern, und schließlich auch noch den Auftrag, zusammen mit Karl Immermann, dem Intendanten des Düsseldorfer Theaters, musikalische Aufführungen und Opern zu inszenieren.

Düsseldorf hatte damals mit dem Verlust seines Hofes an Ruf verloren und musste nun aus eigenen Kräften dafür sorgen, dass auch die Kunst in dieser Stadt wieder einen Stellenwert bekam. Düsseldorf hatte zwar zu dieser Zeit kaum mehr als 20.000 Einwohner, aber es gab eine große engagierte Bürgerbewegung, die das kulturelle Leben in der Stadt fördern wollte. Die von der Bürgerschaft getragene Gründung einer Musikakademie, die Gründung des Städtischen Musikvereins und die Gründung der Niederrheinischen Musikfeste war der erste Schritt. Die Gründung der Kunstakademie mit der Berufung von Cornelius als Gründungsdirektor und Schadow als dessen Nachfolger war der zweite Schritt, aus dem sich bald die sogenannte Düsseldorfer Malschule ent-wickelte. Das Engagement Immermanns für den Aufbau der Städtischen Bühne und wenig später die Berufung Mendelssohns als städtischer Musikdirektor und Aufbauförderer des städtischen Musiklebens waren der dritte Schritt. Mit Mendelssohn bekamen von Schadow und Immermann genau den richtigen Mitstreiter für das von der Bürgerschaft begeistert getragene neue Kulturleben in unserer Stadt.

Mendelssohn hat sich seinem umfassenden Auftrag mit ganzer Kraft und großem Elan gewidmet. Es hat ihm offensichtlich Freude gemacht, sich nicht nur dem künstlerischen Engagement hinzugeben, sondern sich auch den praktischen Organisationsfragen, der Instrumentenpflege und der Ausgestaltung der Konzerträume zu widmen. Bei allem ging es ihm um eine gezielte Professionalisierung der musikalischen Darbietung und um eine Qualitätssteigerung des jeweiligen Veranstaltungsrahmens, denn bis dahin war das Düsseldorfer Musikleben ähnlich wie in anderen Städten um diese Zeit noch relativ dilettantisch organisiert und gestaltet. Das jugendliche und schwungvolle Engagement Mendelssohns fand große Zustimmung, uneingeschränktes Wohlwollen und die Unterstützung aller interessierten Bürger.

Der Kulturdezernent unserer Stadt, Herr Lohe, hat erst kürzlich bei der Eröffnung der zu Recht viel beachteten Sonderausstellung des Heine-Institutes zum 200. Geburtstags Mendelssohns in einem Redebeitrag festgestellt: „Mendelssohn hat den Grundstein gelegt für das Musikleben in Düsseldorf. Als Mendelssohn nach Düsseldorf kam, war das Konzertwesen zum Erliegen gekommen. Auch in den Düsseldorfer Kirchen gab es keine nennenswerte Musik. Mendelssohn begann in Düsseldorf bei Null“.

Dieses Bekenntnis unseres Düsseldorfer Kulturdezernenten spricht für sich. Ich würde es gern – hätte ich nur die Zeit – mit vielen Beweisen unterlegen. Halten wir stattdessen einfach fest: Mendelssohn hat für das Musikleben Düsseldorfs die Basis geschaffen und die Zukunftsweichen gestellt. Mendelssohn war also auch für uns ein Glücksfall.

Düsseldorf war damals, wie erwähnt, noch eine relativ kleine Stadt. In einem seiner lesenswerten, humorigen Briefe amüsiert sich Mendelssohn über die Spießigkeit der Düsseldorfer Bürger. Dort heißt es: „Sie sind schwierig, leicht zu beleidigen, sehr eigensinnig und etwas störrisch, sonst aber gutmütig. Man muss viel Geduld mit ihnen haben.“ Auf der anderen Seite muss er sich in Düsseldorf wohlgefühlt haben, denn wir alle kennen das oft wiederholte Zitat: „Übrigens gefalle ich mir prächtig hier“.

Mendelssohn wohnte in dem herrschaftlichen Haus des neuen Chefs der Kunstakademie, Wilhelm Schadow. Er hielt sich ein Pferd und liebte es offensichtlich sehr, durch die Stadt zu reiten. Er hatte auch unter den Düsseldorfer Künstlern der neuen Kunstakademie viele Freunde, mit denen er viel feierte, viel diskutierte, aber auch regelmäßig im Rhein schwamm. Als junger hübscher Mann war er nur mit den jungen Mädchen der Stadt nicht einverstanden. Dazu ein Beispiel aus einem anderen Brief: „Den jungen Mädchen hier klebt alles Grässliche einer kleinen deutschen Stadt an: plumpe Hände und Hässlichkeit. Dies ist sehr zu bejammern, weil ich mich gar zu gern auf der Stelle verliebte und wahre Sehnsucht nach dem einen oder dem anderen hübschen Mädchen habe. Es gibt aber hier keine. Und so muss ich still zu Hause sitzen, Lieder ohne Worte machen, das Oratorium weiterbringen, abends mit Schadow Schach spielen und nach der Diät leben.“

Aber nicht die Mädchen waren der Grund, dass Mendelssohn seinen dreijährigen Vertrag mit der Stadt Düsseldorf schon nach zwei Jahren beendete, sondern es war ein Streit mit dem Theaterintendanten Immermann, mit dem er sich die Theaterintendanz zu teilen hatte. Immermann war zuständig für die Schauspielkunst und er für die Oper und das Musiktheater. Das ging nicht gut und deshalb nahm er 1835 das erwähnte verlockende Angebot an, Chef des schon damals berühmten Gewandhausorchesters in Leipzig zu werden. Die Düsseldorfer nahmen ihm seinen Weggang nicht übel, sondern waren ihm dankbar für die wertvollen Fundamente, die er in den zwei Jahren seines Wirkens für die Zukunft des Düsseldorfer Musiklebens gelegt hatte.

Fortsetzung im nächsten Eintrag (3)

Bild: Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy

Mahler: Das klagende Lied (Fassung von 1880)
Gritton . Precková . Elsner . Boesch . Wilfart . Georg
Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf
Düsseldorfer Symphoniker
Martyn Brabbins

Information aus unserem Schallarchiv:
Unbeschadet der weltweiten Mahler-Renaissance seit den 60er Jahren des XX. Jahrhunderts macht es doch etwas Staunen, dass Mahlers Jugendwerk „Das klagende Lied“ erst 1984 unter Heinz Wallberg (siehe Schallarchiv Vol. 86) in Düsseldorf zu hören war, dann allerdings gleich in der inhaltlich schlüssigeren 3-teiligen Fassung. Der Chor des Städtischen Musikvereins hat das Werk in der Folge vielfach im In- und Ausland vorgestellt, teilweise für Veranstalter wie Publikum als absolute „Neuentdeckung“. Fast fühlt man sich an die zahlreichen Fassungen der Bruckner-Symphonien erinnert, wenn man den „Leidensweg“ von Mahlers Opus 1 nachvollzieht. In diesem Zusammenhang verweisen wir gerne auf eine äußerst lesenswerte und aufschlussreiche Arbeit des langjährigen Musikvereins-Mitglieds Erich Gelf in der „Neuen Chorszene“ Nr. 14, I/11. Hier wird auf die „Erstfassung in drei Sätzen von 1880“ hingewiesen, die in gedruckter Form 1997 von der Universal-Edition, Wien herausgegeben wurde. Die danach entstandene CD-Produktion unter Kent Nagano (10.1997) aus Manchester gilt fortan als legitimes „Master“. Düsseldorf 2011 beruft sich zwar auf dieses „Vorbild“, reduziert dann aber doch auf das „pragmatisch Machbare“, indem man die 14 (!) Solisten in den kleineren Partien chorisch besetzt, womit sich die Gesangssoli auf sechs (incl. der beiden Knabenstimmen) reduzieren.
Mahlers gigantomanische Urfassung (sechs Harfen!) bleibt also weiterhin ungehört. Was wir erleben können ist ein „Klagendes Lied“, das uns mit jeder Note Hochachtung vor den musikalischen Grundgedanken eines Teenagers abverlangt. Hoffen wir, dass –wie in der Folge von 1984- der Chor des Musikvereins erneut gefragt wird, dieses wichtige Werk der Mahler-Literatur auch andernorts zu interpretieren. Die sehr schöne Zusammenarbeit mit Martyn Brabbins jedenfalls machte allen Beteiligten „Lust auf mehr….“