Georg Lennart Schneevoigt (1872-1947) – Städtischer Musikdirektor vom 1. September 1924 bis zum 30. April 1926

Nur kurz war dieser Musiker in Düsseldorf präsent. Bemerkenswert waren die Konzerte zur „Jahrtausendfeier des Rheinlandes” und seine Erstaufführung von Arnold Schönberg: „Gurre-Lieder” in monumentaler Besetzung. Genauso bemerkenswert waren die Umstände seiner Anstellung und wir zitieren aus den Chronikbüchern des Musikvereins wie folgt:

„Inzwischen war die Frage des zu wählenden und neuen Generalmusikdirektors (Anm: nach dem Tode von Prof. Karl Panzner) akut geworden und erregte alle musikalischen und auch nichtmusikalischen Gemüter. So interessant auch die ausgezeichneten Gastdirigenten waren, Chor und Orchester litten doch unter der verschiedenen Auffassung der gastierenden Künstler. Im VIII. Konzert übernahm Carl Schuricht, Wiesbaden, die Leitung und brachte Verdis „Requiem” mit verhältnismäßig wenigen Proben zu einer vollendeten Aufführung, so daß die Frage der Nachfolge Panzners gelöst schien. Sofort wurde seitens der Stadt Düsseldorf Verhandlungen angeknüpft und da auf die Wünsche Schurichts in jeder Beziehung eingegangen wurde, kam der Vertrag zustande. Die Stadt Wiesbaden machte jedoch so gewaltige Anstrengungen den ausgezeichneten Künstler zu halten, daß Schuricht von der Entbindung des Vertrages bat. Dem Wunsche des Künstlers wurde entsprochen und die Nachfolgefrage wurde von neuem aufgerollt. Prof. Sieben leitete die Matthäuspassion, Hermann von Schmeidel noch ein städtisches Orchesterkonzert und Friedrich Quest aus Herford einen Beethoven-Abend mit der IX. Symphonie. Alle Künstler hatten guten Erfolg; hier konnte man jedoch sich auf keinen Bewerber einigen. Prof. Schneevoigt aus Stockholm wurde auf die Initiative unseres geschätzten Oberbürgermeisters Lehr für ein oder zwei Jahre als Gastdirigent verpflichtet. Damit hatte man Gelegenheit, die Generalmusikdirektorfrage in aller Ruhe zu behandeln. Prof. Schneevoigt, ein Konzertleiter von ganz hervorragendem Range und internationaler Berühmtheit, sprang gerne in die Bresche. Sein erstes Konzert war ein Beethoven-Abend mit einem Riesenprogramm.”
Bild: Schneevoigt im Jahre 1925.

Karl Panzner – Städtischer Musikdirektor vom 1. Oktober 1908 bis zum 30. November 1923

Karl Panzner (* 1866 in Teplice/Böhmen; † 17. Dezember 1923 in Düsseldorf) war ein böhmischer Dirigent und städtischer Musikdirektor in Düsseldorf.

Nach seinem abgeschlossenen Studium übernahm Karl Panzner ca. im Jahr 1890 zunächst eine Stelle als Kapellmeister am 1888 neu erbauten Elberfelder Stadttheater. Drei Jahre später zog es ihn nach Leipzig, wo er zunächst als erster Kapellmeister am dortigen „Neuen Theater“ übernommen wurde und später auch das Gewandhausorchester an der Leipziger Oper leitete. Nach einer überaus erfolgreichen Aufführung der Oper Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner im Jahre 1899 wechselte Panzner nach Bremen, wo er sowohl die Leitung der philharmonischen Konzerte, des philharmonischen Chores als auch des Lehrergesangvereins übernahm. Ab 1907 wurde er zeitgleich noch als Dirigent des Berliner Mozartorchesters verpflichtet.

Schließlich folgte er am 1. Oktober 1908 einem Ruf nach Düsseldorf, wo er als Nachfolger des kurzfristig ausgeschiedenen Julius Buths die ersten Konzerte leitete und zur Saison 1909 offiziell zum städtischen Musikdirektor ernannt wurde. Hier verbrachte Panzner eine erfolgreiche Zeit und wurde von mehreren Musikkritikern zu den zehn besten Dirigenten seiner Zeit gezählt. Panzner machte vor allem als Liebhaber der Werke von Hector Berlioz und als Mahler-Interpret und hierbei insbesondere mit der Erstaufführung von Mahlers Achter Symphonie im Dezember 1912 in Düsseldorf auf sich aufmerksam. Diese wurde auf Grund des um 125 Mitglieder verstärkten Orchesters, dem Mitwirken der philharmonischen Chören aus Düsseldorf und Elberfeld sowie des Düsseldorfer Kinderchores und somit einer Anzahl von insgesamt über 1.000 aktiven Musikern als „Symphonie der Tausend“ bezeichnet. Noch vor Beginn des Ersten Weltkrieges konnte er zweimal das Niederrheinische Musikfest leiten, bevor dieses dann auf Grund des Krieges und seiner Folgeschäden erst wieder 1926 in Düsseldorf ausgerichtet werden konnte.

In seiner Amtszeit kam es zu mehreren Düsseldorfer Erstaufführungen wie unter anderem der Orchester-Kantate „Macht hoch die Tür“ von Julius Weismann, des Violinkonzertes op. 28 von Karl Goldmark und des Chorwerkes „Von deutscher Seele“ von Hans Pfitzner. Besonders reizten Panzner aber Uraufführungen aktueller und damit Zeitgenössischer Musik, von denen er einen Großteil zusammen mit Erich Kleiber im Rahmen einer kompletten Konzertreihe aufführte. Unter seiner Leitung kamen unter anderem die folgenden Werke zu Uraufführungen: die „Sinfonische Ouvertüre für großes Orchester” von Karl Horwitz, die „Sinfonische Fantasie für Klavier und Orchester” von Alois Hába, die „Sinfonie Nr. 5 G-Dur” von Erich Strässer, die „Sonate für Klavier und Violine von Paul Pisk, die „Lieder für Bariton” von Wolfgang Bartesl, die Oper „Anneliese” von Carl Ehrenberg, die „Sinfonie Nr. 2″ von Georg Gräner, das „Streich-Quartetts” von Wilhelm Knöchel, die „Sonatine für Flöte und Klavier” von Philipp Jarnach, die „Lieder für Bass” von Alexander Jemnitz, das „Klavier – Quintetts, op. 21″ (nachgelassenes Werk) von Max Reger, die Hymne „Natur“ für vier Soli, gemischten Chor und großes Orchester von Victor Merz, das Chor- und Orchesterwerk „Geister der Windstille“ von Rudolph Bergh und insbesondere die „2. Sinfonie op. 60 II.“ von Felix Woyrsch, die dieser ihm persönlich gewidmet hatte, und welche zu einer triumphalen Aufführung gelang.

Darüber hinaus glückte es Panzner die Solisten Edwin Fischer (Klavier), Elly Ney (Klavier), Walter Gieseking (Klavier), Eugène Ysaÿe (Violine), Bronisław Huberman (Violine) oder Eugen d’Albert (Klavier) zu verpflichten. Panzner verstarb nach längerer Krankheit 1923. Ihm zu Ehren wurde anschließend in Düsseldorf eine kleinere Straße in Karl-Panzner-Weg umbenannt.

Karl Panzner wurde offiziell Musikdirektor mit der Saison 1909, hatte aber, in Ablösung von Julius Buths bereits am 26. 11. 1908 ein Konzert unter Mitwirkung des Violinisten Jacques Thibaut aus Paris und am 11. 3. 1909 ein Konzert unter Mitwirkung des Violinisten Arrigo Serato aus Berlin geleitet. Diese beiden Konzerte fanden unter Mitwirkung des Kgl. Musikdirektors Georg Kramm statt.

Seine Amtszeit in Düsseldorf kann man eine „Glanzzeit” nennen. Die Internationalität des Dirigenten färbte auf die Stadt ab. Herausragend waren seine Mahler-Interpretationen und seine große Liebe zu Berlioz.

Julius Buths – Städtischer Musikdirektor vom 1. Mai 1890 bis zum 30. November 1907

Julius Buths (* 7. Mai 1851 in Wiesbaden; † 12. März 1920 in Düsseldorf) war ein deutscher Pianist, Komponist und Dirigent sowie städtischer Musikdirektor in Düsseldorf.

Julius Buths erhielt seinen ersten Klavierunterricht zunächst von seinem Vater Carl Buths, einem stadt-bekannten Kammermusiker sowie von Kapellmeister Wilhelm Freudenberg und hatte bereits während seiner Gymnasialzeit seine ersten öffentlichen Auftritte. Nach dem Abitur studierte er am Kölner Kon-servatorium bei Ferdinand Hiller und Friedrich Gernsheim. Danach übernahm er zunächst die Leitung des Cäcilienvereins in Wiesbaden bevor er zur Fortführung seines Studiums nach Berlin zu Friedrich Kiel zog. Anschließend trat er im Jahr 1873 als Stipendiat der Giacomo Meyerbeer-Stiftung eine Stu-dienreise durch Italien an, die ihm an den verschiedenen Konzerthäusern große Erfolge bescherte. Allerdings erkrankte er im Verlauf dieser Konzertreise und musste sich in Davos zu einer Kur begeben.

Nach seiner Genesung trat er zunächst eine kurze Zeit in Paris in Erscheinung, siedelte aber recht bald nach Breslau über, wo er das dortige Orchester leitete und einen Gesangsverein gründete. Im Jahr 1879 folgte er einen Ruf nach Elberfeld, wo er auf Empfehlung von Johannes Brahms die Nachfolge von Hermann Schornstein, dem Sohn des Mitbegründers der Niederrheinischen Musikfeste Johannes Schornstein, als Leiter mehrerer bedeutender musikalischer Vereinigungen antrat. Hier gelang ihm in den folgenden Jahren trotz eines relativ kleinen zur Verfügung stehenden Budgets eine überzeugende und erfolgreiche Arbeit. Dies führte im Jahre 1890 dazu, dass die Stadt Düsseldorf ihm die Stelle des städtischen Musikdirektors als Nachfolger von Julius Tausch anbot. Buths nahm das Angebot an und wurde fünf Jahre später zum Königlichen Professor befördert. Darüber hinaus wurde er 1902 noch zum ersten Direktor des von ihm zusammen mit Otto Neitzel gegründeten privaten „Buths-Neitzel-Konservatoriums“ ernannt, welche später im Jahre 1935 auf Initiative des Musikdirektors Hugo Balzer mit zwei anderen Musikinstituten zu der heutigen Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf fusionier-ten. Zusätzlich übernahm er noch die Leitung des Lehrergesangvereins und machte sich ferner durch die Einrichtung regelmäßiger Kammermusikabende verdient, bei denen er gemeinsam mit seinen Freunden Max Reger und Joseph Joachim als Pianist meist auch selbst mitwirkte.

Zum Jahreswechsel 1907/08 beschloss Buths seine Tätigkeit als Musikdirektor trotz größter Erfolge und unumstrittener Beliebtheit niederzulegen und lediglich die Leitung des Lehrergesangverein und des Konservatoriums beizubehalten. Dies führte im Frühjahr 1908 dazu, dass mangels eines kurzfristigen und kompetenten Ersatzes für die Festspielleitung das in jenem Jahr turnusgemäß in Düsseldorf statt-findende Niederrheinische Musikfest ausfallen musste. Julius Buths zog sich nun in den folgenden Jahren allmählich aus dem aktiven Musikleben zurück und verstarb schließlich am 12. März 1920. Eine seiner beiden Töchter, Else König-Buths, wurde eine erfolgreiche und ebenfalls in Düsseldorf tätige Cembalistin. Ihm zu Ehren benannte man in Düsseldorf eine kleine Straße „Julius-Buths-Weg“.

Während seiner gesamten Zeit in Düsseldorf studierte Julius Buths mit seinem Orchester und dem Städtischen Musikverein zahlreiche Ur- und Erstaufführungen ein. So kam es unter seiner Leitung unter anderem zu Düsseldorfer Erstaufführungen der Neuauflage der “H-Moll-Messe” von Johann Sebastian Bach und von „La Damnation de Faust“ von Hector Berlioz sowie der deutschen Erstaufführungen der Oratorien „The Dream of Gerontius“ und „The Apostles“ von Edward Elgar sowie dem Requiem op. 63 von Charles Villiers Stanford, alle jeweils von ihm selbst ins Deutsche übersetzt. Ferner leitete er die Erstaufführungen der „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi, der „Grande Messe des Morts“ von Berlioz sowie die Uraufführungen seines Oratorium „Rinaldo“, des „Te deum“ von Franz Wüllner, des Chorwerkes „Athenischer Frühlingsreigen“ von Joseph Frischen und der Ballade „Vom Pagen und der Königstochter“ von Fritz Vollbach. Neben den jeweiligen jährlichen Konzertplänen war Julius Buths insgesamt sechsmal Festspielleiter des Niederrheinischen Musikfestes, teilweise zusammen mit Hans Richter oder Richard Strauss und sorgte auch hier für eine ausgewogene Zusammenstellung traditio-neller klassischer Musik zusammen mit aktuellen und modernen Kompositionen der aufkommenden Zeitgenössischen Musik von teilweise noch nicht so bekannten Komponisten.

Julius Tausch (1827-1895) – Städtischer Musikdirektor vom 13. September 1854 bis zum 30. November 1888

Julius Tausch (* 15. April 1827 in Dessau; † 11. November 1895 in Bonn) war ein deutscher Pianist, Komponist und Dirigent sowie langjähriger städtischer Musikdirektor in Düsseldorf.

Leben und Wirken
Seit frühester Jugendzeit besuchte Julius Tausch die Dessauer Musikschule und war hier Schüler des Hofkapellmeisters Friedrich Schneider. Anschließend besuchte er das Leipziger Konservatorium und vollendete dort als Schüler von Felix Mendelssohn Bartholdy sein Studium.

Nach seiner Ausbildung zog es ihn im Jahre 1846 auf Empfehlung Mendelssohns nach Düsseldorf, wo Mendelssohn selbst bereits einige erfolgreiche Jahre als Städtischer Musikdirektor verbracht hatte und noch über gute Kontakte verfügte. Hier übernahm Tausch zunächst die Leitung eines Männergesangsvereins und ein Jahr später die Leitung der Künstlerliedertafel als Nachfolger des Julius Rietz, der nach Leipzig übersiedelte. Julius Tausch setzte sich auch maßgeblich für die Belange anderer künstlerischer Bereiche ein und wurde am 6. August 1848 einer der Gründungsmitglieder der Düsseldorfer Künstlervereinigung Malkasten. Diesem Kunstverein blieb er zeitlebens eng verbunden.

Ab 1848 wurde Tausch bereits sowohl als Dirigent als auch Pianist zu Auftritten des Städtischen Musikvereins Düsseldorf eingeladen. Hierbei trat er in gewisser Weise in Konkurrenz zu dem ebenfalls in Düsseldorf tätigen und ab 1850 zum städtischen Musikdirektor verpflichteten Robert Schumann, der auf Grund seines zu damaliger Zeit im Vergleich zu Tausch höheren Bekanntheitsgrades und seines umfangreichen Repertoires für diese Position vorgezogen worden war. Trotzdem wurde Tausch als sein Assistent verpflichtet, spielte unter seiner Leitung die meisten Klavierpartien, sofern Schumanns Frau Clara verhindert war, und wurde auch darum gebeten bereits ab 1852 oftmals und kurzfristig als Dirigent für den allmählich kränkelnden und nicht mehr belastbaren Schumann einzuspringen. Sowohl im Orchester als auch in der Bevölkerung war Tausch wegen seiner überzeugenden Dirigierkunst anerkannt und so wurde er ab dem 1. Juli 1854 als Nachfolger von Schumann zum städtischen Musikdirektor ernannt, obwohl seitens der Stadt noch versucht wurde, Johannes Brahms, den Freund der Familie Schumann, einzubringen, was aber durch Protestkundgebungen der Bevölkerung verhindert werden konnte.

Julius Tausch blieb bis 1889 städtischer Musikdirektor, war während dieser Zeit zusammen mit verschiedenen renommierten Gastdirigenten insgesamt zehnmal Festspielleiter des Niederrheinischen Musikfestes, absolvierte ein umfangreiches und immer aktuelles Ganzjahresprogramm, leitete dabei verschiedene Uraufführungen wie beispielsweise Norbert Burgmüllers Oper „Dionys“ oder Albert Dietrichs „Rheinmorgen“ sowie als Düsseldorfer Erstaufführungen Brahms „Requiem“ oder Beethovens „Missa solemnis“, aber auch bisher selten gespielte oder noch relativ unbekannte Werke neuerer Komponisten. Am bekanntesten von seinen vielen wirkungsvollen Kompositionen sind die zur damaligen Zeit oft aufgeführte Konzertouvertüre (Festouvertüre) in As-Dur, sowie „Der Blumen Klage” und die Musik zu Shakespeares „Was ihr wollt”, ferner noch der „Germanenzug” und „Mirjams Siegesgesang”.

Außerdem war Tausch maßgeblich an der Übernahme der Orchestermusiker in rechtlich gesicherte Vertragsstrukturen und einer geregelten Besoldung durch die Stadt Düsseldorf beteiligt, auf Grund dessen schließlich das Orchester des Städtischen Musikvereins mit Wirkung vom 20. August 1864 zum Städtischen Orchester umbenannt wurde, woraus dann später die Düsseldorfer Symphoniker entstanden. Darüber hinaus bildete er in jener Zeit zusammen mit Wilhelm Joseph von Wasielewski und Christian Reimers ein erfolgreiches Klaviertrio für kammermusikalische Aufführungen.

Mit einem letzten Konzert am 27. März 1890 zog sich Tausch nach 37jähriger Tätigkeit aus dem geregelten Arbeitsleben in Düsseldorf zurück und wechselte nach Bonn, wo er sich seinen Altersruhesitz einrichtete. Hier leitete er noch einige Konzerte des Bonner Gesangsvereins und verstarb schließlich am 11. November 1895.

Robert Schumann Musikdirektor in Düsseldorf von 1850 bis 1856

Die Biografie Robert Schumanns in tabellarischer Form:
1810: Robert Schumann wird am 8. Juni in Zwickau geboren
1819: Clara Wieck wird am 13. September in Leipzig geboren
1828: Abitur; Beginn des Jurastudiums in Leipzig; Klavierunterricht bei Friedrich Wieck
1829: Studienjahr in Heidelberg
1830: Schumann hört Paganini in Frankfurt/M.; Entscheidung für den Musikerberuf; Rückkehr nach Leipzig; Fortsetzung der Studien bei Wieck; Abegg-Variationen op. 1; Papillons op. 2; Toccata op. 7
1832: Fingerlähmung, Ende der pianistischen Karriere
1833: Intensivierung der kompositorischen Tätigkeit; Gründung des (teils imaginären) Davidsbundes
1834: April, Gründung der Neuen Zeitschrift für Musik mit Schumann als Herausgeber und Redakteur; heimliche Verlobung mit Ernestine von Fricken
1835: Lösung der Verlobung; Liebe zu Clara Wieck; Friedrich Wieck verbietet der Tochter jeglichen Umgang mit Schumann
1837: Heimliche Verlobung mit Clara; Friedrich Wieck weist Schumanns Werbung ab
1839: Beginn des Prozesses gegen Friedrich Wieck
1840: Promotion zum Dr. phil. an der Universität Jena; positives Gerichtsurteil, daraufhin am 12. September Heirat; Komposition von 138 Liedern
1843: Berufung an das Leipziger Konservatorium; Versöhnung mit Friedrich Wieck
1844: Januar bis Mai Konzertreise nach Russland; Dezember Übersiedlung nach Dresden
1845: Schwere gesundheitliche Krise; Klavierkonzert a-Moll op. 54; kontrapunktische Werke für Klavier, Pedalflügel und Orgel
1847: Schumann-Fest in Zwickau; Schumann wird »Liedmeister« der Liedertafel in Dresden
1848: Gründung und Leitung des Vereins für Chorgesang in Dresden; Album für die Jugend op. 68; Komposition der Oper “Genoveva” op. 81
1849: Fruchtbarstes Schaffensjahr; während des Dresdner Maiaufstandes vorübergehender Aufenthalt in Maxen und Kreischa; zahlreiche Vokal- und Instrumentalwerke
1850: Schumann wird Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf; Sinfonie Es-Dur op. 97 (Rheinische Sinfonie)
1852: Konflikte mit dem Konzertkomitee; Messe c-Moll op. 147; Requiem Des-Dur op. 148
1853: 31. Niederrheinisches Musikfest; 30. September erste Begegnung mit Brahms; Aufsatz Neue Bahnen; im Oktober Rücktritt von der Leitung der Abonnementskonzerte
1854: Halluzinationen und Selbstmordversuch am 27. Februar; am 4. März Überführung in die Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn
1856: Schumann stirbt am 29. Juli in Endenich, Beisetzung in Bonn; erste Konzertreise Clara Schumanns nach England; in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Konzertreisen Claras.

Julius Rietz (1812-1877) – Städtischer Musikdirektor

August Wilhelm Julius Rietz (* 28. Dezember 1812 in Berlin; † 12. September 1877 in Dresden) war Dirigent, Kompositionslehrer und Komponist.

Rietz wurde als Sohn des Kammermusikers Johann Friedrich Rietz (* 12. Juni 1767 in Lübben (Spreewald), † 25. Dezember 1828 in Berlin) geboren. Sein älterer Bruder war Eduard Rietz. Julius Rietz ließ sich bei Moritz Ganz und Bernhard Heinrich Romberg zum Violincellisten ausbilden und studierte Komposition bei Carl Friedrich Zelter.

Bereits im Alter von 16 Jahren trat er in das Orchester des Königsstädtischen Theaters ein. Durch die Freundschaft seines Bruders zu Felix Mendelssohn Bartholdy lernte Rietz den bekannten Komponisten kennen. Durch Vermittlung von Mendelssohn Bartholdy kam er im Jahre 1834 als zweiter Dirigent an das Theater nach Düsseldorf. Im Jahre 1835 wurde Rietz Nachfolger Mendelssohn Bartholdys als erster Dirigent und 1836 Städtischer Kapellmeister. Durch seine Berufung nach Leipzig war Rietz von 1847 bis 1854 Theaterkapellmeister und übernahm die Leitung der Singakademie in Leipzig. Seit 1848 war Rietz zudem Dirigent des Gewandhausorchesters zu Leipzig und Kompositionslehrer am dortigen Konservatorium für Musik und Theater. Rietz’ Arbeiten sind stark von Mendelssohn Bartholdy beeinflusst.

Im Jahre 1860 erfolgte die Berufung zum Hofkapellmeister nach Dresden. 1870 künstlerischer Leiter des Königlichen Konservatoriums für Musik und Theater zu Dresden, 1859 Verleihung der Doktorwürde von Vertretern der Universität Leipzig (Dr. phil. h.c.), 1874 Königlich Sächsischer Generalmusikdirektor. Von 1874 bis 1877 leitete er die Redaktion der Breitkopf & Härtelschen Gesamtausgabe von Mendelssohns Werken. Er war Lehrer des bekannten Dresdner Chorleiters und Komponisten Hugo Richard Jüngst.

 

Felix Mendelssohn Bartholdy Musikdirektor in Düsseldorf von 1833 bis 1835

Tabellarischer Lebenslauf von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)

1809 – Am 3. Februar in Hamburg geboren (seine Mutter ist Lea, geb. Salomon, sein Vater ist Abraham, Sohn des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn)
1811 – Fluchtartige Übersiedlung der Familie nach Berlin
1816 – Am 21. März christliche Taufe aller vier Kinder (Fanny ist zehn, Felix ist sieben, Rebecka bald fünf und Paul drei Jahre alt)
1816 – Klavierunterricht gemeinsam mit Fanny bei Ludwig Berger, Violinenunterricht bei Wilhelm Henning
1818 – Erster öffentlicher Auftritt als Pianist
1819 – Musiktheorieunterricht gemeinsam mit Fanny bei Carl Friedrich Zelter
1820 – Beginn des ersten Kompositionsalbums, Zeichenunterricht bei Johann Gottlob Samuel Rösel, am 1. Oktober gemeinsam mit Fanny Eintritt in die Berliner Singakademie
1821 – Im November erster Besuch mit Zelter bei Goethe in Weimar, zuvor erster kurzer Aufenthalt in Leipzig
1822 – Beginn der Sonntagsmusiken im Elternhaus
1825 – Gemeinsam mit dem Vater berufsentscheidende Reise nach Paris zu Cherubini
1827 – Immatrikulation an der Berliner Universität, unter anderem Vorlesungen über Ästhetik bei Hegel
1829 – Am 11. März erste Wiederaufführung von Bachs “Matthäuspassion” in der Berliner Singakademie unter Mendelssohns Leitung, am 10. April Beginn einer achtmonatigen Bildungsreise nach England und Schottland, Konzerte in England
1830 – Am 13. Mai Antritt der großen Reise nach Italien, (Reiseroute Leipzig, Weimar, letzte Begegnung mit Goethe, München, Wien, Venedig, Florenz, Rom, Pompei, Neapel)
1831 – Beginn der Rückreise über Rom, die Schweiz, München, Frankfurt am Main, Düsseldorf, Lüttich, Paris, London
1832 – Im Juni Rückkehr nach Berlin
1833 – (22.1.) Ablehnung der Bewerbung um Zelters Nachfolge als Leiter der Berliner Singakademie
1833 – Leitung des Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf; ab 1. Oktober Engagement als städtischer Musikdirektor in Düsseldorf
1835 – Berufung als Musikdirektor der Gewandhauskonzerte in Leipzig, am 19. November Tod des Vaters in Berlin
1836 – Leitung des Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf, am 22. Mai Uraufführung des Oratoriums “Paulus”
1837 – Heirat mit Cécile Jeanrenaud, Tochter eines hugenottischen Geistlichen, in Frankfurt am Main, Leitung von Konzerten beim Musikfest in Birmingham
1841 – Am 1. Juli Ernennung zum Königlich Sächsischen Kapellmeister, im Sommer Übersiedlung nach Berlin als “Hauskomponist” von Friedrich Wilhelm IV; am 13. Oktober Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister
1842 – Empfang durch Königin Victoria auf seiner siebten Reise nach England, am 12. Dezember Tod der Mutter in Berlin
1843 – Gründung des ersten deutschen Konservatoriums der Musik in Leipzig
1844 – Rücktritt von allen Ämtern in Berlin
1845 – Im August Rückkehr nach Leipzig
1846 – Am 26. August Uraufführung des Oratoriums “Elias” unter Leitung des Komponisten in Birmingham
1847 – Am 14. Mai Tod der Schwester Fanny in Berlin, am 4. November Tod Mendelssohns in Leipzig

Louis Spohr (1784-1859) – Interimsmusikchef zusammen mit Ferdinand Ries in Düsseldorf in den Jah-ren 1824 bis 1833:

Spohr (Bild) wurde als das älteste Kind des Medizinalrates Dr. Karl Heinrich Spohr (1756-1843), der 1786 als Physikus nach Seesen am Harz versetzt wurde, und seiner Frau Ernestine Henke (1763-1840) geboren und zeigte früh musikalisches Talent, so dass er schon in seinem fünften Jahr gelegentlich in den musikalischen Abendunterhaltungen der Familie mit seiner Mutter Duette singen konnte, und wur-de mit zwölf Jahren nach Braunschweig geschickt, um bei gleichzeitigem Gymnasialunterricht sich in der Musik auszubilden. Hier wurden Kunisch und später Maucourt seine Violinlehrer, während ihn der Organist Hartung, jedoch nur kurze Zeit, in der Komposition unterrichtete. Nach Spohrs eigener Versi-cherung war dies die einzige Unterweisung, die ihm in Harmonielehre und Kontrapunkt je zuteil wurde, so dass er also die bedeutenden Fähigkeiten, welche er gerade auf diesem Gebiet besaß, hauptsäch-lich dem eigenen Fleiß zu danken hatte.
15 Jahre alt, wurde er vom Herzog von Braunschweig, zum Kammermusikus ernannt und erhielt zu-gleich das Versprechen, dass der Herzog ihn zu weiterer Ausbildung noch irgendeinem großen Meister übergeben wolle. Die Wahl fiel endlich auf Franz Eck in München, als dieser eben im Begriff war, eine Kunstreise nach Russland anzutreten. Spohr begleitete ihn und kehrte erst im Juli 1803 nach Braun-schweig zurück. Hier traf er Pierre Rode an, dessen Spiel nachhaltigen Einfluss auf seine weitere Ent-wicklung ausübte. Spohrs Ruf als Violinvirtuose verbreitete sich nun infolge einiger Kunstreisen so rasch, dass er schon 1805 die Konzertmeisterstelle in Gotha erhielt. In dieser Stellung verblieb er, nachdem er sich ein Jahr später mit der Harfen- und Klaviervirtuosin Dorette Scheidler verehelicht hatte und mit ihr bis ins Jahr 1813 einige Kunstreisen unternahm. In diesem Jahre 1813 folgte er einem Ruf als Kapellmeister des Theaters an der Wien. Zwistigkeiten mit dem Direktor desselben, Graf Pálf-fy, waren die Ursache, dass er dieses Amt bereits nach zwei Jahren niederlegte und wiederum Kunst-reisen antrat, die sich diesmal auch auf die Schweiz, Italien und die Niederlande erstreckten, bis er im Winter 1817 die Kapellmeisterstelle am Theater in Frankfurt am Main und die Leitung des Orchesters der Frankfurter Museumsgesellschaft übernahm. Hier brachte er 1818 seine Oper „Faust“ und 1819 „Zemire und Azor“ zur Aufführung, welche beide enthusiastischen Beifall fanden; gleichwohl verließ Spohr schon im September d. J. Frankfurt und begab sich von neuem auf Kunstreisen nach Belgien, Paris und 1820 nach London.
Nach viermonatigem Aufenthalt ruhmgekrönt zurückgekehrt, ließ er sich in Dresden nieder, erhielt je-doch schon im folgenden Jahr auf Veranlassung Carl Maria von Webers die Berufung als Hofkapell-meister nach Kassel und trat im Januar 1822 sein neues Amt an. Größere Virtuosenreisen unternahm er von nun an nicht mehr; dagegen machte er sich sehr um das Musikleben der Stadt Kassel verdient, wobei er das Niveau des Orchesters auf eine nie zuvor erreichte Höhe brachte und außerdem einen Gesangverein für Oratorienmusik gründete. In den Jahren 1824 bis 1833 übernahm er zusammen mit Ferdinand Ries außerdem Aufgaben in Düsseldorf.
Nicht minder bedeutend war seine Tätigkeit als Lehrer und Komponist. In erster Eigenschaft wurde er das Haupt einer Violinschule, wie sie Deutschland seit Franz Benda nicht besessen hatte, und von allen Teilen Europas strömten ihm die Schüler zu. Gleichzeitig entwickelte er eine erstaunliche Produk-tionskraft auf allen Gebieten der Komposition und betätigte sich als Dirigent zahlreicher Musikfeste in Deutschland und England. Auch der Verlust seiner Gattin (1834), für die er in einer zweiten Ehe mit der Klavierspielerin Marianne Pfeiffer nur einen annähernden Ersatz fand, vermochte seinen Arbeitseifer und seine Pflichttreue nicht vermindern, so wenig wie die kleinlichen Schikanen, die er später von sei-nem Fürsten zu erdulden hatte, dies namentlich nach dem Jahr 1848, obwohl er im Jahr zuvor durch die Ernennung zum Generalmusikdirektor ausgezeichnet worden war. 1857, gegen seinen Wunsch und mit teilweiser Entziehung seines Gehalts pensioniert, blieb er bis zu seinem Tod am 22. Oktober 1859 als Mensch wie als Künstler ein Gegenstand der allgemeinen Verehrung.
Als Komponist hat Spohr die musikalische Literatur auf jedem ihrer Gebiete durch Meisterwerke von unvergänglichem Wert bereichert. Auf dem der dramatischen Musik wurde er neben Carl Maria von Weber und Heinrich Marschner der Hauptvertreter der romantischen Oper, wenn er auch hinsichtlich des szenisch Wirksamen hinter diesen beiden zurücksteht und infolgedessen seine Opern, mit Aus-nahme von „Jessonda“, noch zu seinen Lebzeiten von den deutschen Bühnen verschwanden. Auch in seinen Oratorien „Die letzten Dinge“, “Der Fall Babylons” u. a. folgt er ausschließlich seinem subjekti-ven Naturell, um auf die Nachwelt zu wirken, wiewohl hier seine Neigung zum Elegischen und das kon-sequente Festhalten eines erhabenen Pathos sowie endlich der für alle seine Arbeiten charakteristi-sche, nicht selten in Überfülle ausartenden Reichtum der Modulation die Wirkung weniger beeinträchti-gen als in seinen Opern. Unbedingte Bewunderung verdienen seine zahlreichen, ausnahmslos durch Adel der Empfindung und formale Abrundung hervorragenden Instrumentalwerke, sowohl für Orches-ter als auch für Kammermusik, unter den ersteren die Symphonien in c-Moll und “Die Weihe der Töne”, unter den letzteren die Quintette und Quartette, sowohl für Streichinstrumente allein, als auch mit Kla-vier. Den größten und verdientesten Erfolg aber haben die speziell für sein Instrument geschriebenen Werke und seine 15 Violinkonzerte gehabt, darunter namentlich das 7., 8. („in Form einer Gesangssze-ne“) und 9., sowie seine Violinduette. Seine große Violinschule steht noch heute an klassischem Wert unübertroffen da. Louis Spohr ist Ehrenbürger von Kassel.

Ferdinand Ries (1784-1838) – Interimsmusikchef zusammen mit Louis Spohr von 1824 bis 1833:

Ferdinand Ries (Bild) entstammt einer musikalischen Familie, die seit den Zeiten seines Großvaters Johann (1723-1784) mit der kurkölnischen Hofkapelle in Bonn verbunden war; der Vater Franz Anton (1755-1846) glänzte als Wunderkind auf der Geige und bekam im Alter von elf Jahren eine Anstellung in der Hofkapelle. Er unterrichtete den jungen Beethoven, dem er besonders in der Zeit nach dem Tode von dessen Mutter (1787) unterstützend zur Seite stand.

Sein künstlerisches Leben kann als äußerst bewegt bezeichnet werden, wie dem nachfolgendem Ab-schnitt aus der von Bert Hagels erstellten Vita zu entnehmen ist:

“Im Frühjahr 1813 beschließt Ries, nach London zu gehen, wo er im April eintrifft. Dort wird er von Johann Peter Salomon – derselbe, der 20 Jahre vorher Haydn nach London geholt und so Anlaß zur Komposition von dessen Londoner Symphonien gegeben hatte – in die führenden musikalischen und gesellschaftlichen Kreise eingeführt. In London hatte Ries endlich den lang erstrebten Erfolg; er kam als Klavierlehrer bei reichen Bankiers und Kaufleuten in Mode und wurde Mitglied der dortigen Phil-harmonic Society, deren Direktor er von 1815 bis 1821 war. In seiner Londoner Zeit (1813-1824) schrieb er Fantasien, Variationen und Rondos über bekannte Themen nach dem Geschmack des zeit-genössischen bürgerlichen Publikums, aber auch sechs seiner insgesamt acht Symphonien. Er dürfte gut verdient haben und konnte es sich leisten, eine Familie zu gründen: am 25. Juli 1814 heiratet er Harriet Mangeon (1796-1863). Ab 1820 traten jedoch Zwistigkeiten mit der Philharmonic Society auf; Ries beschwerte sich, seine Symphonien würden zu selten aufgeführt. Im Jahr 1821 legt er das Direk-torat nieder und schmiedet Pläne zu einer Rückkehr ins heimische Rheinland. Im Juli 1824 setzt er sie in die Realität um und zieht sich mitsamt seiner mittlerweile vierköpfigen Familie für die nächsten drei Jahre in die Abgeschiedenheit von Godesberg zurück. Nun ist er ein wohlhabender Mann, der es sich erlauben kann, verschiedene Stellenangebote abzulehnen. Gleichwohl bemüht er sich erfolglos um die Kapellmeisterstellen in München und Dresden, letzteres in der Nachfolge C. M. von Webers. Seine wichtigste musikalische Tätigkeit in dieser Zeit war die Leitung einiger Niederrheinischer Musikfeste in Düsseldorf, anläßlich deren er ein Oratorium komponiert und einige seiner Symphonien zur Aufführung bringt. Im April 1827 zieht er nach Frankfurt/Main um, ist aber ständig unzufrieden mit seiner Position in der musikalischen Welt; er erwägt, nach Wien, Paris, Berlin oder zurück nach London zu gehen, bleibt aber – unterbrochen von einigen Reisen – in Frankfurt seßhaft. Ab 1830 verbittert er zunehmend, beklagt sich über den modernen Musikgeschmack und komponiert nur noch wenig; seine Werke wer-den, wenn überhaupt, nur noch von unbedeutenden Verlagen zu geringen Preisen genommen. Als er am 13. Januar 1838 gerade dreiundfünfzigjährig stirbt, war er schon derart in Vergessenheit geraten, daß keine der führenden Musikzeitschriften einen Nachruf publizierte. Erst im Jahr 1839 erschien in der von Robert Schumann gegründeten Neuen Zeitschrift für Musik eine Würdigung von Ries’ Persönlich-keit und Werk; dort heißt es etwas bilderselig, aber gewiß zutreffend über seine Sinfonik: “Seine Symphonien, obwohl sie weder Haydn’s ewig jugendlichen, göttliche Heiterkeit sprudelnden Schöp-fungen, noch Mozart’s ätherischen, mit dem Schmerz und der ewigen Sehnsucht getränkten Gebilden an die Seite zu stellen, und ob sie auch mit der himmelstürmenden Kühnheit, dem gigantischen Ge-dankenfluge Beethoven’s, dieses musikalischen Titans, keinen Vergleich ertragen können, werden trotzdem immer zu dem Besten gehören, was die neuere und neuste Zeit in diesem Genre zu Tage gefördert hat.”
Quelle: Bert Hagels

Johann August Franz Burgmüller – 1. Städtischer Musikdirektor vom 21.September 1812 bis zum 30. November 1823.

Friedrich August Burgmüller – Johann August Franz Burgmüller(* 3. Mai 1766 in Magdeburg; † 21. August 1824 in Düsseldorf) war ein deutscher Pianist, Kapellmeister und Dirigent sowie erster städtischer Musikdirektor in Düsseldorf und Mitbegründer der Niederrheinischen Musikfeste.

Biographie: Burgmüller wurde am 3. Mai 1766 geboren und am 6. Mai auf die Namen „Anton Friedrich“ getauft. In der älteren Literatur lauten die Vornamen auch „Friedrich August“ bzw. „Johann August Franz“, letzteres in den meisten handschriftlichen Quellen. Er selbst unterschrieb meist kurz mit „August Burgmüller“. Sein Vater war Johann Christian Burgmüller (1734–1776), Organist am Magdeburger Dom, der ihn im Klavierspiel unterrichtete. Ab 1783 studierte Burgmüller in Leipzig und Erfurt, brach das Studium aber 1785 ab und ging von Erfurt nach Weimar zur dortigen Theatertruppe des aus Graz stammenden Prinzipals Joseph Bellomo (eigentl. Joseph Edler von Zambiasi, 1752/54–1833). Burgmüller wirkte dort als Kapellmeister, aber auch als Schauspieler, und komponierte für die Truppe ein Singspiel und eine Bühnenmusik. Bereits ein Jahr später wechselte er zu Gustav Friedrich Großmann an dessen neu gegründetes Theaterunternehmen nach Köln, mit dem er auch in Düsseldorf und Bonn gastierte, bis die Truppe im Juli 1788 in Aachen in Konkurs ging. Burgmüller wurde daraufhin Kapellmeister am sogenannten „Bonner Nationaltheater“, das am 3. Januar 1789 eröffnet wurde. Dessen Orchester bestand im Wesentlichen aus Musikern der Bonner Hofkapelle, unter ihnen der damals 18-jährige Ludwig van Beethoven, der Viola spielte. Auch hier hielt es Burgmüller nicht lange aus, schon 1790 wechselte er an das Nationaltheater in Mainz. Nach der französischen Besatzung der Stadt im Jahre 1792 ging er nach Düsseldorf, wo er sich als Klavierlehrer niederließ. Hier lernte er seine Schülerin und spätere Ehefrau Therese von Zandt kennen. Als im Oktober 1794 auch Düsseldorf französisch besetzt wurde, verlor er sie für viele Jahre wieder aus den Augen.

Burgmüller floh wieder nach Mainz und übernahm dort die musikalische Leitung verschiedener Schauspieltruppen um Friedrich Wilhelm Hunnius und Johann Ludwig Büchner. Mit den beiden Truppen spielte er auch in Aachen, Köln und Düsseldorf.

Aufgrund einer Suchanzeige, die Therese von Zandt am 9. November 1803 in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung veröffentlichte, verließ Burgmüller das Rheinland und reiste im August 1804 nach Regensburg, wo er seine einstige Verlobte wiedersah und am 13. Mai 1805 heiratete. Burgmüller erhielt in Regensburg auf Empfehlung des Geheimen Staatsrates Karl Christian Ernst von Bentzel-Sternau die Stelle des Musikdirektors am neu errichteten Theater Regensburg. Daneben begründete er dort die erste deutsche Schauspielschule, maßgeblich unterstützt von dem einflussreichen Kurfürsten und Reichserzkanzler Karl Theodor von Dalberg. Burgmüllers Übersiedlung nach Regensburg ist vermutlich damit zu erklären, dass Thereses Vater die Liaison mit dem Musiker nach Kräften hintertrieben hatte, so dass ein Zusammenleben der beiden nur im „Exil“ möglich war.

Nachdem Burgmüllers Schwiegervater am 18. März 1807 in Düsseldorf gestorben war, konnte die Familie Burgmüller Regensburg verlassen und in Düsseldorf, wo sie im Juli 1807 eintraf, sesshaft werden. Burgmüller nahm in der Stadt zunächst eine Stelle als Kapellmeister am Bergischen Theater an und wurde am 26. August 1807 Mitbegründer der Düsseldorfer Musikakademie, eines Vereins, der gewissermaßen die Geburt des bürgerlichen Musiklebens in Düsseldorf markiert. Am 21. September 1812 erfolgte seine Ernennung zum städtischen Musikdirektor. Darüber hinaus war er auch für die Kirchenmusik in St. Maximilian und St. Lambertus zuständig und unterrichtete am Düsseldorfer Gymnasium. Der spätere Dichter Heinrich Heine war einer seiner Schüler. Vier Jahre später machte Burgmüller mit der Uraufführung des Oratoriums „Die Glocke“ von Andreas Romberg auf sich aufmerksam. Im Jahr 1817 nahm er mit seinem Orchester an einer erfolgreichen Konzertveranstaltung in Elberfeld teil, im Verlauf derer er gemeinsam mit dem Elberfelder Musikdirektor Johannes Schornstein den Entschluss fasste, diese Veranstaltung fortan regelmäßig durchzuführen. Auf Initiative von Burgmüller schlossen sich nach diesem ersten Erfolg verschiedene Düsseldorfer Musikvereine zum „Verein für Tonkunst“ und 1818 zum „Städtischen Musikverein e. V.“ unter seiner Führung zusammen, aus dem sich später die Düsseldorfer Symphoniker entwickelten. Diese veranstalteten noch zu Pfingsten desselben Jahres das offizielle 1. Niederrheinische Musikfest in Düsseldorf unter Burgmüllers Festspielleitung. Das Fest war wieder ein durchschlagender Erfolg, und so entschieden sich die beiden Musikdirektoren für die Beibehaltung dieser Veranstaltung alljährlich zu Pfingsten im Wechsel zwischen Elberfeld und Düsseldorf. 1821 kam die Stadt Köln hinzu, wohingegen Elberfeld mit einer letzten Veranstaltung 1827 ausschied, da die Stadt dem Ansturm an Musikern und Gästen logistisch nicht mehr gewachsen war. Dafür sprang 1825 Aachen ein. Auch die folgenden Musikfeste in Düsseldorf in den Jahren 1820 und 1822 sowie in Köln 1821 standen unter seiner Leitung, und Burgmüller befand sich auf dem Höhepunkt seines Ruhmes. Zwischenzeitlich unternahm er 1819 als Pianist und Dirigent noch eine erfolgreiche Konzertreise mit der Sopranistin Angelica Catalani durch West- und Norddeutschland. Es finden sich Zeugnisse über seine Neigung zum üppigen Leben, zur legeren Unabhängigkeit und Sorglosigkeit. Clemens von Brentano nannte ihn in einem Brief „ein verschmutztes Genie”. Auch der Goethe-Freund Karl Friedrich Zelter berichtete in ähnlichem Sinne, hob aber zudem umfassende Bildung und künstlerische Autorität hervor.

Ein halbes Jahr nach seiner letzten Festspielleitung in Düsseldorf, 1822, wurde er aus unerklärlichen Gründen von den Theaterdirektoren Derossi und Wolf gekündigt, was bei Burgmüller zu schweren finanziellen Einbußen führte, in Folge derer er ernsthaft erkrankte. Von diesem Leiden erholte er sich nicht mehr und verstarb schließlich am 21. August 1824. Er wurde auf dem Golzheimer Friedhof beigesetzt. Nach seinem Tod wurde zugunsten seiner Familie ein Benefizkonzert ausgerichtet. Die Düsseldorfer dankten ihm nachträglich für seine Verdienste im Jahre 1949 mit einer neuen Grabplatte mit der Inschrift: „Städtischer Musikdirektor Friedrich August Burgmüller, Begründer der Niederrheinischen Musikfeste, 1760–1824.“ Seine beiden Söhne Friedrich Burgmüller und Norbert Burgmüller wurden ebenfalls angesehene Pianisten und Komponisten, wobei Norbert trotz seines kurzen Lebens der talentiertere und erfolgreichere Musiker wurde und in die Fußstapfen seines Vaters trat. Er spielte in der Düsseldorfer Musikszene ebenfalls eine herausragende Rolle.
(Quelle u.a. siehe auch: Dr. Klaus Zehnder-Tischendorf).