Als Vorsitzender des Städtischen Musikvereins fühle ich mich, zusammen mit meinen Mitgliedern, in besonderer Weise verpflichtet, dem Erbe unseres ehemaligen Musikdirektors in Düsseldorf gerecht zu werden.
Die leider jetzt notwendige und dringend durchzuführende denkmalgerechte Sanierung des Wohnhauses von Robert Schumann auf der Bilker Str. 15 wirft Probleme auf. Dort wohnt zur Zeit Thomas Beckmann mit einem regulären Mietvertrag. Ohne einen Wohnungswechsel ist eine Sanierung nicht möglich und wir, die Bürger der Stadt, würden dieses Haus von Weltgeltung mit ziemlicher Sicherheit verlieren.
In meinem untenstehenden Brief, der auch ein Appell an Thomas Beckmann ist, versuche ich die wichtigen geschichtlichen und kulturell bedeutsamen Aspekte dieses Hauses darzustellen.
Sollten Sie als Leser dieses Briefes sich meiner Argumentation anschließen können wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie Herrn Beckmann ein Zeichen geben könnten. Ein solches Zeichen von vielen Seiten bringt Herrn Beckmann vielleicht zum Nachdenken über die zukünftige Nutzung des Hauses. Jetzt ist die Zeit für die Sanierung, Zeit für die Errichtung einer musealen Gedenkstätte, Zeit für den Erhalt einer bedeutsamen Bausubstanz in der Altstadt, die für die gesamte Musikwelt und die Stadt von hoher Bedeutung ist.
Bei allen berechtigten Interessen von Herrn Beckmann appelliere ich an seine gesamtgesellschaftliche Verantwortung für das kulturelle Erbe der Stadt.
Wegen der Verhärtung der Diskussion ist mein Appell fast flehentlich in der Hoffnung, dass mit dem Fokus auf Schumann und die Bedeutung des Hauses für die Musikwelt Einsicht einkehrt, die dann hoffentlich zwischen Herrn Beckmann und der Stadt zu einer einvernehmlichen Lösung führt.
Mit besten Grüßen bin ich
Ihr
gez. Manfred Hill
-Vorsitzender-
am 20.4.2016 - 12.45 Uhr
siehe nachfolgenden offenen Brief an Thomas Beckmann:
Städtischer Musikverein – Ehrenhof 1, 40479 Düsseldorf
Herrn
Thomas Beckmann
Bilker Str. 15
40213 Düsseldorf
Düsseldorf, den 15. April 2016
Rettung des Schumann-Hauses in Düsseldorf – Offener Brief an Thomas Beckmann
Lieber Herr Beckmann,
im Namen des Vorstandes und der Mitglieder des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf wende ich mich als Vorsitzender des Musikvereins mit diesem offenen Brief an Sie, lieber Herr Beckmann, mit der dringlichen Bitte, Ihre Wohnung im Schumann-Haus frei zu machen, damit die Stadt Düsseldorf die unbedingt notwendige denkmalgerechte Sanierung mit dem Ziel der Errichtung einer würdigen Gedenkstätte für Robert Schumann und sein Schaffen als Düsseldorfer Musikdirektor durchführen kann.
Ich bedaure die vielen, teilweise unschönen Diskussionen in der Öffentlichkeit Ihr Wohnrecht betreffend ausdrücklich. Auch räume ich ein, dass der an Sie herangetragene Wunsch nach Räumung der Wohnung trotz eines noch langfristig laufenden Mietvertrages für Sie zunächst befremdlich sein muss. Natürlich ist ein solcher Schritt auch mit viel Aufwand und ungeplanten Veränderungen ihrer Lebensumstände verbunden. Ebenso natürlich ist es auch verständlich, dass Sie zunächst auf Ihrem Wohnrecht beharren, obwohl die Stadt Ihnen wohl Alternativen bietet. Diese Alternativen können, wie ich denke, nicht als unbedingt schlechte Lösungen bezeichnet werden, zumal Ihnen auch Ihre momentane Mietpreissituation wohl gesichert wird.
Wenn ich jedoch versuche, die vergangenen Diskussionen zu analysieren, komme ich zu dem Schluss, dass der Fokus der Diskussion falsch gesetzt ist und wir gemeinsam versuchen sollten, eine Denkweise zu finden, die sich vordringlich an der Bedeutung des Hauses festmacht.
Sie sind Musiker, und wie mir bekannt ist, ein großer Verehrer der Musik Robert Schumanns. Schon alleine aus diesem Grunde sollten Sie nicht ausschließlich Ihre verständlich persönlichen Belange in den Vordergrund stellen, sondern den ideellen Wert des Hauses für die gesamte Musikwelt in Ihren Blick nehmen.
Bei vielen Stadtrundgängen stehe ich zusammen mit großen Dirigenten vor dem Haus Nr. 15 auf der Bilker Straße. Hier wären z.B. Sir Neville Marriner, Sir Roger Norrington, Rudi Martinus van Dyck, Carl St. Clair, Christoph-Mathias Müller, Alexander Prior und viele mehr zu nennen. Wir schauen gemeinsam auf die Tafel von Ernst Rietschel mit dem Abbild von Clara und Robert und es kommt immer wieder die Frage: Gibt es denn hier kein richtiges Museum?
Alle diese großen Musiker zeigen oftmals tiefe innere Bewegung wenn sie vor diesem Haus stehen, in dem so unendlich viel gute Musik komponiert wurde, die sie als Dirigenten und/oder Komponisten reproduzieren. Teilweise wissen sie um den außerordentlichen Exponaten-Bestand des Heinrich-Heine-Instituts und haben kein Verständnis, dass Düsseldorf für diese Weltkunst nur einen kleinen Raum im Haus zur Verfügung stellen kann, in dem außerdem keine Originale ausgestellt werden können.
Lassen Sie mich an dieser Stelle aber auch kritisch anmerken dürfen, dass das von Ihnen mehrfach praktizierte „Kleinreden“ des Exponaten-Bestandes des Heinrich-Heine-Institutes zu Gunsten Ihres Verbleibs im Schumann-Haus nicht redlich ist und dem energisch widersprochen werden muss. Ihre abqualifizierenden Feststellungen hierzu - immer mal wieder in den Medien - sind in hohem Maße schädlich für das Ansehen der Musikstadt Düsseldorf und für die Qualität der Bestände des Heinrich-Heine-Instituts. Die Fakten sind jederzeit belegbar, alles schlummert verschlossen in Archiven. Hier nur eine kleine Aufzählung zu den Beständen und den Möglichkeiten der Präsentation:
Die Musikwelt weiß, dass die Düsseldorfer Bilker Straße 15 das einzige Haus auf der Welt ist, in dem die gesamte Familie Schumann zusammen gelebt hat. Hier lebte der Musikdirektor zur Zeit seiner einzigen Festanstellung mit seiner Familie, hier traf er Johannes Brahms und hier entstand etwa ein Drittel seines kompositorischen Schaffens. Der Verlust dieses Hauses oder die Zerstörung der Chance, das Haus einer kompletten musealen Nutzung zuzuführen, würde der Stadt Düsseldorf international einen schweren Schaden zuführen.
Blicke ich visionär in die Zukunft, könnte im Schumann-Haus ein Haus der Musik entstehen. Hierzu muss es natürlich eine konzeptionelle Entwicklung geben, die u.a. Folgendes beinhalten könnte:
Wenn Sie, lieber Herr Beckmann, gerade als Musiker versuchen könnten, all diese Aspekte und Tatsachen zu bewerten, müssten Sie eigentlich zu der Überzeugung kommen, Ihr berechtigtes Wohnrecht im Hause Bilker Str. 15 für das große Ziel der Errichtung einer Schumann-Gedenkstätte von internationalem Format mit einer Präsentation der Musikstadt Düsseldorf zurückzustellen und eine der angebotenen Wohnungsalternativen anzunehmen.
Es kommt hinzu, dass bereits viele verantwortungsvolle Bürger - weit über den Kreis des Städtischen Musikvereins hinaus - Flagge für das historische und kulturelle Erbe der Stadt zeigen und bereit sind, sich für die denkmalgerechte Sanierung des Hauses in besonderer Weise einzubringen. Es ist ein großes Glück, dass die Stadt dieses wertvolle Potential an Bürgerengagement hat. Hier darf ich an die vielen, nur durch die Engagements Düsseldorfer Bürger ermöglichten Denkmäler, Erinnerungsstätten und kulturellen Zuwendungen erinnern. Die Bürgerschaft hat die Dinge im Blick, die ich versuche, in den nächsten beiden Absätzen deutlich zu machen.
Lassen Sie mich daher auch noch einen anderen Aspekt einbringen: Düsseldorf hat eine weitestgehend unbekannte aber großartige musikalische Vergangenheit, der Öffentlichkeit verschafft werden muss. Das Fundament schaffte die fürstliche Hofmusik ab etwa 1550, die nach 1716 (Verlust des Fürstenhofes) versiegte und 100 Jahre später durch die Entwicklung der von Bürgern getragenen Musikkultur ab 1818 mit der Gründung des Musikvereins und dem Beginn der Niederrheinischen Musikfeste abgelöst wurde. Diese Musikfeste waren u.a. die Initialzündung für die Gründung des Cincinnati-May-Festivals und die Gründung der New Yorker Philharmoniker. Auf der Seite der höfischen Musik führte die Düsseldorfer Hofmusik zur Gründung der Mannheimer Orchesterschule (1747). Auf der bürgerlichen Seite machten die Musikfeste und die in Düsseldorf vorhandenen Strukturen (Oper, Theater, Chor, Orchester, große Veranstaltungsräume u.a.) die Verpflichtung eines Felix Mendelssohn Bartholdy und eines Robert Schumann überhaupt erst möglich. Dabei darf auch die nur hier durch die Kunstakademie entstandene und möglich gewordene fruchtbare Verbindung von Musik und Malerei in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht vergessen werden.
Düsseldorf leidet heute aber darunter, dass Bausubstanz aus diesen Zeiten durch Zerstörung und Raubbau nur noch in geringem Maße vorhanden ist. Somit ist es eine Verpflichtung der Düsseldorfer Bürger, sich für den Erhalt der wenigen Baudenkmäler einzusetzen. So haben es auch Sie in der Hand, hier den Düsseldorfer Bürgern als Bewahrer ein Zeichen zu geben und Vorbild zu sein.
Nach all diesen Argumenten richte ich an Sie, lieber Herr Beckmann, den dringenden Appell, Ihren sicher vorhandenen Pflichten für das Gemeinwohl nachzukommen, ein Wohnungswechselangebot der Stadt zu akzeptieren und den Weg für eine denkmalgerechte Sanierung, die aufgrund der Bausubstanz unausweichlich ist, frei zu machen. Eine Gedenk- und Forschungsstätte mit einer Wohnung im Gebäude ist, wie ich meine, aus vielerlei Gründen (Zugangsschutz, Treppenhaus, Fluchtweg, Brandschutz, unzureichende Museumsfläche usw.) schlechterdings nicht vorstellbar.
Es sei Ihnen versichert, dass nicht nur die gesamte Musikwelt, sondern auch die Bürger dieser Stadt und natürlich der Musikverein im Gedenken an seinen Musikdirektor Robert Schumann Ihnen für eine positive Entscheidung für Robert Schumann unendlich dankbar sein würde.
Mein dringender Appell an Sie lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Im geplanten Musikjahr 2018 könnten wir dann gemeinsam zum 200. Jubiläum des Musikvereins Ihre positive Entscheidung für Clara und Robert angemessen würdigen.
Mit musikalischem Gruß bin ich
Ihr
gez. Manfred Hill
-Vorsitzender-