Die vieljährige enge Zusammenarbeit mit dem Philharmonia Chorus brachte dem Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf eine für sein Repertoire etwas außergewöhnliche Anfrage ein. Da der Londoner Chor terminlich damals nicht zur Verfügung stand: 3 Wochen (Proben und Aufführungen) in Südfrankreich bei den Festspielen der Choregie d‘Orange. Zu meistern waren Inszenierungen der „Zauberflöte“ und des „Troubadour“ (italienisch), sowie eine halbszenische Aufführung der „Symphonie fantastique et Lelio“. Was auf den ersten Blick völlig unmöglich schien, wurde dann doch realisierbar. Zunächst suchte der Chor einen opernerfahrenen Chorleiter, der die beiden Bühnenwerke einstudieren und vor Ort betreuen konnte. Auswendiges Singen im Kostüm und sich unter verschiedensten Beleuchtungs-Situationen auf und hinter der Bühne zu bewegen war neu für den Chor. Winfried Maczewski von den Wuppertaler Bühnen war der für diesen Zweck ideale Mann. Er stellte einen  Musikvereins-Extra-Chor (80) für diese in der Geschichte des Musikvereins sicher einmalige Ausnahmesituation zusammen. Zu „Lelio“ kam dann der damalige Chordirektor Hartmut Schmidt nach Südfrankreich gereist. Nach langem Suchen konnten wir im Jahr 2016 die Aufzeichnung dieser Zauberflöte beim INA in Paris ausfindig machen. Ein Tondokument, das den Städtischen Musikverein zu Düsseldorf einmal von einer ganz anderen Seite zeigt. Zudem eine erste, sehr unkomplizierte und angenehme Begegnung mit dem herausragenden Mozart-Spezialisten John-Eliot Gardiner. Die wunderbaren Kostüme stammten aus dem Fundus der Salzburger Festspiele; Regie führte Alfred Wopmann.
Übrigens: Der für Südfrankreich typische Mistral ist leider zeitweise unüberhörbar!

John-Eliot Gardiner bei der Orchesterprobe 1981 in Orange, Frankreich

Giancarlo del Monaco, Sohn des weltweit gefeierten Tenors Mario del Monaco, galt mit seinen damals 38 Jahren als das „Enfant terrible“ der Opernbühne. Umso erstaunlicher war seine Regiearbeit 1981 in Orange, wo er eine eher konservative Herangehensweise zu Verdis „Il Trovatore“ an den Tag legte. Gestützt von den teils sehr farbenprächtigen wie aber auch strengen (Nonnen) Kostümen des Opernhauses Rom legte er großen Wert auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und Charaktere der handelnden Personen. Dies erwies sich als eine Sichtweise, die von der TV-Kameras des französischen Fernsehens A2 hervorragend übernommen werden konnten. Die gigantischen Dimensionen des „Theatre Antique“ waren rein bewegungstechnisch für alle Ausführenden eine Herausforderung besonderer Art, standen doch mehrere Kostümwechsel binnen kürzester Zeit (für den Chor) an. Eine perfekte Logistik hinter der Bühne machte es möglich. Zu kämpfen hatte leider die ansonsten wunderbare Theresa Zylis-Gara mit der enormen Entfernung zwischen Orchester und dem Standpunkt ihrer ersten großen Arie ganz im hinteren oberen Teil der Bühne, wobei sich bei ihr leichte Intonationstrübungen einstellten. Dass das nicht ihre Art war, bewies sie in den beiden Arien des IV. Aktes, die vom Publikum (ca. 9.000) mit großem Jubel aufgenommen wurden.
Hingewiesen sei noch auf zwei Umstände: 1) „Le trouvère“ wurde 1981 simultan von France Musique in STEREO übertragen. Diese STEREO-Fassung ist leider verloren und auch bei INA nicht auffindbar. 2) Auf der Sendestrecke Orange-Paris tobte am Abend des 31.07. 1981 ein heftiges Gewitter, das sich sowohl im Ton als auch im Bild bemerkbar machte…

Garcia Navarro

Garcia Navarro und Winfried Maczewski bei der Klavierprobe

Programmheft 1981