Rettet das Schumann-Haus !

Als Vorsitzender des Städtischen Musikvereins erlaube ich mir, zur nach wie vor leider aktuellen Diskussion zur Rettung des Schumann-Hauses nochmals Stellung zu beziehen. Hierbei beziehe ich mich auch auf den heutigen Pressebericht in der Rheinischen Post und den Bericht aus der letzten Woche zur Plakat-Aktion von Thomas Beckmann unter der Überschrift „Musiker verdrängt Musiker“:

Wenn der Leser in meinen offenen Brief an Thomas Beckmann vom April 2016 schaut (siehe Startseite dieser Homepage), wird er feststellen, dass sich in dieser, jetzt mehr als zwei Jahre währenden, Diskussion nichts verändert hat. Die Stadt hat Herrn Beckmann viele Angebote zur Lösung des Problems vorgelegt. Die Angebote sind derartig weitreichend, dass es für einen normal denkenden Menschen total unverständlich erscheint, dass keine Einigung zu finden ist. Die Stadt sichert Herrn Beckmann u.a. die völlige und uneingeschränkte finanzielle Absicherung in einer neuen Wohnung bis zum Ende des jetzigen Mietvertrages zu. Außerdem werden alle nur denkbaren Kosten für den Umzug übernommen und jede nur denkbare Umzugs-Hilfe verbindlich offeriert.

Thomas Beckmann reagiert auf keinerlei Vorschläge oder lehnt sie grundsätzlich ab. Ein solches Verhalten führt zu einer ausweglosen Situation. Herr Beckmann verweigert Gespräche, ignoriert jegliche Lösungsvorschläge, düpiert die Verwaltung und die Bürger der Stadt. Mit dem nur wenig lustigen Plakat und der damit zusammenhängenden Aktion versteigt sich Herr Beckmann außerdem in die abstruse Behauptung, dass der Komponist von Weltgeltung, Robert Schumann, den Musiker Thomas Beckmann aus seiner Wohnung vertreibt. Gleichzeitig konterkariert Herr Beckmann die für das Ansehen der Stadt Düsseldorf unbedingt notwendige museale Darstellung des Werkes des großen Komponisten, indem er die in Düsseldorf

EMI 7 69446 2 1 CD © 1974/1988
Schumann: Der Rose Pilgerfahrt
Donath . Lövaas . Hamari . Altmeyer .
Pola . Sotin
Der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf
Düsseldorfer Symphoniker
Rafael Frühbeck de Burgos

vorhandenen musealen Schätze des Komponisten klein redet und in unverschämt respektloser Weise als unwichtig abtut. Im Jahre 1974 schrieb ich in meiner Eigenschaft als Schatzmeister des Städtischen Musikvereins mehr als 2.500 „Bettel-Briefe“, um Geld zu sammeln, damit damals große Teile des international auf dem Markt befindlichen Schumann-Nachlasses nicht nach Japan verkauft wurden. 130.000,00 DM konnte ich von den Bürgern der Stadt sammeln und mit zusätzlicher Hilfe der Stadt Düsseldorf, der Robert-Schumann-Gesellschaft und der Stadt Bonn wurde der Ausverkauf des Nachlasses nach Japan verhindert. Die damals erworbenen Schätze, u. a. der Autograph von „Der Rose Pilgerfahrt“ und etliche Heine-Vertonungen liegen seitdem im Keller des Heinrich-Heine-Instituts neben einer weiteren zusätzlichen Autographen-Sammlung Schumannscher Werke von Weltgeltung.

Wenn Thomas Beckmann den plakativen „Musikervergleich“ bemüht, stellt er sein eigenes von ihm selbst völlig überzeichnetes Ego über das Allgemeinwohl und fügt seiner Stadt und deren musikalischem Erbe schwersten Schaden zu.

In allen meinen Äußerungen zum Thema „Schumann-Haus“ habe ich immer nur für den Erhalt des musikalischen Erbes der Stadt argumentiert und habe Herrn Beckmann fast flehentlich schriftlich und im persönlichen Gespräch um Verständnis und Einlenkung in Verneigung vor der Größe von Robert und Clara Schumann gebeten.

Wohlmeinende und verantwortungsvoll für ihre Stadt denkende Bürger sind bereit, nach der erfolgreich realisierten Wiedererrichtung des von den Nazis geschändeten Denkmals für Felix Mendelssohn Bartholdy sich nun für den Erhalt und die Renovierung des Schumann-Hauses zu engagieren. Kein vernünftig denkender Mensch kann sich vorstellen, dass ein solch außergewöhnliches Engagement für ein Mietshaus mit angegliedertem Museum vorstellbar ist. Das „Denkmal Bilker Str. 15“ taugte nie als Mietobjekt. Die in der Vergangenheit gemachten Fehler gilt es zu korrigieren. Thomas Beckmann wäre in der Lage, an der Korrektur dieses Vergangenheitsfehlers aktiv mitzuwirken, und durch seine Mitwirkung der Stadt Düsseldorf ein Geschenk zu machen. Gleichzeitig könnte Herr Beckmann mit seiner Einsicht verhindern, dass die Stadt Düsseldorf ihrer Vita eine weitere musikalisch basierte Niederlage hinzufügen muss.

Bevor es zu einem offenen und noch unerfreulicheren Streit kommt, hoffe ich nach wie vor auf ein sehr zeitnahes Einsehen und Einlenken des Musikers Thomas Beckmann.

Stellen Sie sich ein „Schumann-Haus“ in der Qualität des Leipziger „Mendelssohn-Hauses“ vor. Dieses wurde 1989 auf Initiative von Kurt Masur unter herausragender Düsseldorfer Mithilfe von u.a. Dr. Wulff Aengevelt und dem Städtischen Musikverein zu Düsseldorf gerettet. Stellen Sie sich vor, wie ein solches Haus die Straße der „Romantik und Revolution“ beleben und aufwerten und das kulturelle Leben Düsseldorfs befruchten könnte. Schauen Sie nach Leipzig und Sie finden alle meine Visionen bestätigt.

Stellen Sie sich aber auch vor, dass ein einzelner Mensch aufgrund einer juristisch guten Position und eines übersteigerten Egos all diese Aussichten zunichte machen könnte, obwohl er von der Stadt - vertraglich zugesagt - sozusagen mit der Sänfte von der einen in die andere Wohnung getragen würde.

Robert und Clara Schumanns Kinder

Familie Schumann zog mit ihren zahlreichen Kindern unter großen Entbehrungen und Schwierigkeiten fünfmal innerhalb Düsseldorfs um und landete zum Schluss ziemlich glücklich auf der Bilker Str. 1035 (heute Nr. 15). Dort steht das weltweit einzige Haus, in dem die gesamte Familie gemeinsam gewohnt hat. Hier ging lange Johannes Brahms ein und aus und hier schrieb Robert Schumann ein Drittel aller seiner Werke. Fünfzig Meter „um die Ecke“ wohnte Norbert Burgmüller, fünfzig Meter weiter Johannes Brahms. All dies gilt es zu zeigen und zu erhalten. Für die museale Würdigung des Umfeldes und der Düsseldorfer Musikgeschichte bleibt die Bilker Str. 15 unverzichtbarer Mittelpunkt und ein bedeutendes Monument dieser Stadt.

Rettet das Schumann-Haus !

Manfred Hill

-Vorsitzender-

am 13. Januar 2017 – 16.30 Uhr