HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH vom Rhein nach Chemnitz

Unsere Partnerstadt wird Kulturhauptstadt Europas 2025

Ich hatte es gehofft und kräftig die Daumen gedrückt, dass die Stadt, in der ich nach der Wende 1989 für fast zwei Jahrzehnte als Chefdramaturg der Städtischen Theater den Erhalt großer – einst von den Bürgern geschaffener – Traditionen und deren Hinüberwachsen in die ungeahnten Möglichkeiten und Risiken der neuen Freiheit begleiten durfte, nicht chancenlos im Konzert der kulturell ebenfalls auf Bemerkenswertes stolzen Mitbewerber sein würde.

Ich kenne natürlich das gewaltige, manchmal ignorant unterschätzte Kunstpotential dieser sächsischen Industriestadt, das von jedermann, der dies sehen und erleben konnte oder wollte unbestritten ist.

Als Beispiele vor meinem dortigen Wirken nenne ich nur:

  • die berühmten Kunstsammlungen der Geburtsstadt des Brücke-Künstlers Karl Schmidt Rotluff,
  • das bedeutende vom Intendanten Gerhard Meyer geprägte Stadttheater, mit der Oper als „realistisches Musiktheater“ unter Prof. Carl Riha.
  • das heute als „Robert-Schumann-Philharmonie“ bekannte großartige Orchester unter Leitung des langjährigen GMDs Dieter-Gerhard Worm
  • das in Karl-Marx-Stadt besonders mutige von Hartwig Albiro über die Wende geleitete Schauspiel mit Schauspielern wie Corinna Harfouch, Jutta Wachowiak, Michael Gwisdeck, Jörg Gudzuhn, Andreas Schmidt-Schaller, Ulrich Mühe, Uwe Kokisch, Christian Grashoff, Dietmar Huhn oder „Hotte“ Krause …
  • die Künstlergruppe CLARA MOSCH, die sich einst die Stadt als Insel ihrer kleinen, mit Humor und List gelebten Freiheit suchte.

Zu den großen Errungenschaften zählt nach der Wende auch der neue Ruhm, den zum Beispiel die Oper während der Intendanz Rolf Stiskas mit Michael Heinickes Inszenierung von Kurt Weills „Der Weg der Verheißung“ auf die internationale Landkarte nach New York und Tel Aviv brachte oder auch die restaurierte „Villa Esche“ von Henry van de Velde, die neue Heimat für die Sammlung Gunzenhauser und die weltweit anerkannten Pablo Picasso-, Edward Munck- , Toulouse Lautrec-,  oder Bob Dylan-Präsentationen der als Museum des Jahres 2010, ausgezeichneten Städtischen Kunstsammlungen unter der langjährigen Führung Ingrid Mössingers.

Ich befürchtete allerdings, dass die von mir so leidvoll erlebte Strategie der Rechtsextremen, ausgerechnet die Partnerstadt meiner neuen rheinischen Heimat Düsseldorf zum Ort der brutalen Unkultur zu machen, die Sympathie für das dort Erreichte überlagern oder gar aufbrauchen könnte. Schon zu den von mir erlebten NPD-Provokationen haben sich – u.a. durch das Theater initiiert –  viele mutige und engagierte Bürger den Nationalisten und Fremdenfeinden  entgegengestellt. Das gute, mutige und anständige Chemnitz hat trotzig und selbstbewusst eine Bewerbung gewagt und aufrecht erhalten, auch als man landesweit die bösen Bilder der sich vor dem „Nischel“ entblödenden und entblößenden Nazis zur Kenntnis nehmen musste.

Es zeugt von der großen Stärke und Weitsicht der Chemnitz schützenden Bewahrer der Menschlichkeit, sich nicht nur dieser Barbarei zu schämen, die von der Stadt Besitz zu ergreifen versuchte, sondern das kulturelle Bewusstsein als kraftvollstes Zeichen gegen bösartige Fremdenfeindlichkeit, dumme Ignoranz und engstirnigen Nationalismus zu nutzen um das beschmutzte Bild der Stadt zu säubern und zu restaurieren.

Allein dieser optimistische Mut und diese visionäre Kraft verdienen Anerkennung und  stärkende Auszeichnung, die auch zu Recht dem jetzigen Intendanten der Stätischen Theater Chemnitz, Dr. Christoph Dittrich, für Engagement und Haltung gilt.

Der von den Bürgern geschaffene Kulturfundus des „Tors zum Silbernen Erzgebirge“ ist voll und gut sortiert. Er muss aber vor Rechts-Ratten geschützt werden, die am Erfolg nagen werden. Wenn ich über die mich immer wieder Staunen machenden Ideen und Projekte in allen Bereichen der Stadt nachdenke, habe ich keinen Zweifel, dass die Auswahlkommission eine gute Wahl getroffen hat (was bei den hochkarätigen anderen verdienstvollen finalen Bewerbern Magdeburg, Nürnberg, Hannover oder Hildesheim) sicher durchaus sehr schwer war).

Viel Mut, Durchhaltevermögen, Wachsamkeit, Energie, Phantasie und Kraft sowie engagierte Partner bei der Vorbereitung der KULTURHAUPTSTADT 25 wünsche ich der Stadt, die ich 25 Jahre Heimat nennen durfte und der ich mich noch immer von Herzen zugetan fühle. Nicht zuletzt bei meiner Rückkehr auf die lange betreute Opernbühne beim gemeinsamen Singen von Beethovens IX. hatte ich das Gefühl des nach Hause Kommens, obwohl ich mich jetzt am Rhein sehr wohl fühle. Damals, am „25. Tag der Einheit“ war ich stolz, dass aus Chemnitz die „freudenvollen und angenehmen“ Töne von Schillers Ode nach Dresden hinüberschallten um die dortige Kakophonie der Hassgesänge von PEGIDA zu beschämen. Heute bin ich froh, dass sich die Kraft der in Chemnitz vorhandenen und gelebten Kultur als so stark erwiesen hat, dass auch ihr Potential gegen die Nazis ermutigend ausgezeichnet wurde.

Karl-Hans Möller

Dr. Karl-Hans Möller an seiner früheren Wirkungsstätte mit Mathias Vogel, Oberbeleuchtungsinspektor

Chefdramaturg der Theater Chemnitz und der Landesbühnen Sachsen von 1990-2013

heute Bass im Städtischen Musikverein - Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf

am 29.10.2020

Feuerwerksfoto im Beitragsbild: Theaterfotograf Dieter Wuschanski, Chemnitz

 

Es ist mir traurige Pflicht Ihnen mitzuteilen, dass unser langjähriges Mitglied und Ehrenmitglied

Gisela Labschies

am 23. Oktober 2020 im 93. Lebensjahr verstorben ist.

Zwanzig Jahre war Gisela Labschies alt als sie im Jahre 1947 in den Städtischen Musikverein eintrat. 73 Jahre ihres 93-jährigen Lebens war Gisela Mitglied des Musikvereins. Viele lange Jahre wirkte sie als aktives Mitglied im Alt und in den Gremien des Musikvereins tatkräftig mit. Gisela beeindruckte immer durch ihre so enorme menschliche Wärme, ihren feinsinnigen Humor und ihre immerwährende Einsatzbereitschaft. Mich persönlich verbinden viele schöne Erlebnisse mit Gisela, die ich nicht missen möchte. Die Freundinnen und Freunde im Musikverein nannten Gisela nur mit ihrem Kurznamen "Giaisie". Dieser Name war Auszeichnung und Synonym für ihre Menschlichkeit.

Die Freundinnen und Freunde aus dem Neanderchor ehrten Gisela heute mit einer Anzeige in der Rheinischen Post wie folgt:

Du meine Seele singe! - Musik war Ihr Leben

Gisela Labschies

24.3.1927 - 23.10.2020

So viele Jahre sang sie im Neanderchor und im Musikverein.

Gedichte zu schreiben liebte sie. Leider wollte die Hand nicht mehr. Das war schwer für sie.

Die letzten Jahre lebte sie im St. Anna-Stift, wo sie sich sehr geborgen fühlte.

Heute nun, am 23. Oktober 2020 ist sie von uns gegangen.

Sieglinde Bischoff

Karin und Edgar Haubrich

Erika und Udo Steinborn

Oskar Gottlieb Blarr

im Namen aller Musikfreunde

Trauerhaus Labschies c/o Bestattungshaus Frankenheim, Münsterstr. 75, 40476 Düsseldorf. Die Urnenbeisetzung erfolgt in aller Stille.

Wir trauern um Gisela Labschies und werden ihr Andenken in Ehren halten.

Manfred Hill

-Ehrenvorsitzender-

am 31.10.2020 - 13.30 Uhr

PS.:

Nachricht vom 14.11.2020: Die Trauerfeier findet am 19.11.2020 um 12.00 Uhr in der Kapelle des Bestattungshauses Frankenheim, Münsterstr. 73, 40476 Düsseldorf statt. Es können 25 Personen teilnehmen.