Schallarchiv
Händel: Samson

Schon anlässlich „Israel in Ägypten“ gab es heftige Diskussionen über die Frage: „Deutsch oder Englisch?“ Im Falle des „Samson“ fiel die Wahl nun erneut auf eine Übersetzung, allerdings auch vor dem Hintergrund, dass ursprünglich Peter Schreier (also ein deutscher Dirigent) die Konzerte im November 1985 als gleichzeitiger(!) Interpret der Titelpartie leiten sollte. Doch es änderte sich im Verlauf der Einstudierungszeit einiges: zunächst als bekannt wurde, dass Peter Schreier nun doch „nur“ als Sänger nach Düsseldorf kommen würde. Als Chordirektor der weltberühmten Academy of St. Martin-in-the-Fields hatte der daraufhin verpflichtete Laszlo Heltay natürlich –wie Gardiner- deutliche Probleme mit der Sprachwahl. Dann kam in der Woche vor den Aufführungen die Nachricht, dass Peter Schreier krankheitsbedingt ganz absagen musste. Der Amerikaner Alexander Stevenson brachte daraufhin das Kunststück fertig, die ihm selbstverständlich nur im Original bekannte Partie auf Deutsch umzustudieren, was ihm in Anbetracht der Kürze der Zeit ganz vorzüglich gelang. Gleichwohl zog u.a. auch diese Entwicklung erhebliche Striche für die Düsseldorfer Konzerte nach sich: Samson in seiner vollen Länge hat eine reine Musikzeit von fast 3 ½ Stunden; Laszlo Heltay stellte eine Fassung von etwas unter 2 Stunden und 10 Minuten her!

Schmunzelnd stellt man übrigens beim Blick in das Programmheft zahlreiche Abweichungen zwischen dem gedrucktem und dem gesungenem Text fest, auch eine Folge der viel diskutierten Übersetzungsproblematik.

Im Gegensatz zu Sir John Eliot Gardiner war Laszlo Heltay -schon aus seiner Zeit als Assistent von Otto Klemperer in London- den Umgang mit einem groß besetzten Konzertchor gewohnt, und so wurden es (trotz der beschriebenen „Turbulenzen“) drei sehr stimmungsvolle Aufführungen eines immerhin seit 1893 (von Julius Buths geleitetes Festkonzert „75 Jahre Musikverein“) vom Chor nicht mehr aufgeführten Händel-Oratoriums, wobei sich auch die Düsseldorfer Symphoniker als virtuos aufspielendes und kompetentes Barockensemble eindrucksvoll präsentierten!

Zum Zeitpunkt der Bearbeitung lagen die Bänder nahezu 22 Jahre unangetastet im Schallarchiv des Musikvereins, wodurch es zu teilweise unangenehmen Vorechos und einem insgesamt etwas matten Klang des Originalmaterials gekommen ist. Die Verzerrungen bei manchen Tutti-Stellen dürften durch Unachtsamkeit bei der Aufnahme entstanden sein. Beides wurde so gut wie möglich behoben.


Laszlo Heltay bei der Probe mit Prof. Hartmut Schmidt