Altgediente Choristen erinnern sich an den zurückhaltenden Sänger, der am Nikolaustag 2000 dem Drängen seiner Frau nachgab und seitdem den Bass mit seiner klaren baritonalen Stimme bereicherte. Verlässlich wie ein Uhrwerk fehlte er bei keiner Probe und Aufführung. Der Zufall fügte es, dass wir in der Probe oft nebeneinander saßen, und so bekam ich in den Pausen Hinweise auf Termine in der Düsseldorfer Kleinkunstszene, wo ich ihn dann mit seiner Frau Renate oftmals traf.
Einmal verlor mein sonst so gleichmütiger Nachbar die Geduld, als der Stimmbildner sich begeistert in einer Beschreibung der Tonbildung verlor, anstatt uns singen zu lassen: „Man lernt durch Üben, nicht durch Reden.“
Wegen solcher kleinen knappen Kommentare, die er durchaus auch an den Stimmvertreter oder die Chorleiterin richtete, ohne dabei den Besserwisser zu spielen, war er geschätzt, denn sie halfen bisweilen, Unzulänglichkeiten abzustellen und Irrwege zu korrigieren.
"Selig sind, die da Leid tragen."
Über sein Privatleben gab er wenig preis. Irgendwann reagierte er auf einen meiner Beiträge in der neuen Chorszene mit den Worten „Auch Lehrer?“ Aber im Musikverein wollten wir singen, deshalb war die Schule für uns kein Thema.
Er entschied sich vor vier Jahren, den Chor geräuschlos zu verlassen, als hätte er geahnt, bald darauf von einer heimtückischen Krankheit heimgesucht zu werden, die ihm die Teilnahme an den Proben unmöglich machen würde.
Fast wie eine Ironie des Schicksals ist er von uns gegangen, während wir das Requiem von Johannes Brahms proben. Wir hätten ihn lieber unter den Gästen in der Tonhalle gesehen, als ihn über dem Sternenhimmel als Zuhörer zu wissen.