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Lebenslange Haft für den Menschenrechtspreisträger Osman Kavala – Ein Appell des Musikvereins

Ein Istanbuler Gericht hat Osman Kavala, den international bekannten Kulturförderer und Menschenrechtsaktivisten, den diesjährigen Menschenrechtspreisträger der  Tonhalle Düsseldorf zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter sprachen ihn am Montag am Ende eines viel kritisierten Verfahrens des Umsturzversuches schuldig. Der Städtischen Musikverein zu Düsseldorf schließt sich all jenen an, die gegen das politisch motivierte Urteil protestieren.

Als die Chorsängerinnen und -sänger des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf am 19. März mit blauen und gelben Masken auftraten, um zu Beginn des Menschenrechtskonzertes auch ein deutliches Zeichen gegen den Einmarsch der von Putin befohlenen Truppen in die Ukraine zu setzen, waren sie sich sicher, dass der eigentliche Adressat des Ehrenpreises genau diese Erweiterung des Gedenkens begrüßt hätte. Beethovens Schlusschor der IX. Sinfonie sollte Schillers „Ode an die Freude“ ans Schwarze Meer tragen, an dessen türkischen Süden mit der durch den Bosporus gegebenen südlichen Verbindung zum Mittelmeer und an dessen ukrainisches Nordufer zwischen Odessa und Mariupol, das inzwischen zum Schlachtfeld des nicht für möglich gehaltenen Krieges geworden ist.

Der Initiator des Menschenrechtspreises der Tonhalle Düsseldorf, der Principal Conductor der Düsseldorfer Symphoniker Adam Fischer sagte in seiner emotional geprägten Laudatio, dass Osman Kavala zutiefst davon überzeugt sei, „dass Menschen mit unterschiedlichen politischen Vorstellungen und verschiedenen ethnischen und religiösen Identitäten durch Kunst und Kultur zusammenfinden können.“  Er zitierte damit ein Credo, das sein vielfältiges Engagement für Freiheit und Menschenrechte prägt. Er verlieh den Preis an den mutigen Streiter für eine liberale Demokratie in seinem Land an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, an den sich mit „Anadulu Kültür“ für die Freiheit der Kunst und ihr mutiges Engagement gegen diktatorische Vereinnahmung einsetzenden Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala.

Sowohl der Laudator als auch Bundesminister Cem Özdemir, der stellvertretend für den Geehrten auf der Bühne das im türkischen Gefängnis geschriebene Dankeswort verlas, nahmen Bezug auf das jüngste brutale Beispiel der elementaren Menschenrechtsverletzung, auf Putins Krieg gegen die sich auf dem Weg zu einer auch im Inneren gelebten Demokratie befindliche Ukraine. Beider leidenschaftliches Friedensplädoyer schloss die Gewissheit ein, dass auch der Osman Kavala sich mit gleicher Entschlossenheit gegen den barbarischen Akt Putins engagiert und deshalb das erweiterte Bekenntnis der Künstler und des Publikums begrüßt.

Cem Özdemir, sagte, dass sein Freund Osman Kavala an jenem Märztag genau 1.600 Tage ohne Urteil in Haft sitzt und die Hoffnung nicht aufgibt, bald wieder frei gegen Unfreiheit und für eine liberale Demokratie kämpfen zu können. Trotz begründeter Skepsis flog die Hoffnung vieler von uns auf Gerechtigkeit, auf das Funktionieren einer sich staatlicher Willkür widersetzenden Justiz von der Bühne aus gen Osten. Bitter enttäuscht mussten wir nun feststellen, dass skandalös für Recht befunden wurde, den von Erdogan so gehassten Freiheitsmahner und Kulturförderer für immer seiner Freiheit zu berauben.

Unser Entsetzen ist riesig, denn es zeigt ein weiteres Mal, dass der Weg des demokratischen Kunst-Engagements zum Erfolg in vielen Fällen kein kurzer ist, sondern den langen Atem nimmermüder Lungen und starker Herzen baucht, um den Protest in ein ohrenbetäubendes und aus allen Richtungen dröhnendes Fortissimo zu verwandeln.

Geben wir nicht auf, denn jede Wortmeldung hilft, weitere zu generieren, jedes Lied für Freiheit kann zu einer Dissonanz in den Ohren der Diktatoren werden, wenn es nur vielstimmig, laut genug und oft genug gesungen und gespielt wird.

Osman Kavala darf nicht vergessen werden, auch die zu 11 Jahren Kerker verurteilte belorussische Musikerin Maria Kolesnikowa nicht, wie der von Putin in Bann gesetzte ukrainische Schauspieler Wolodymyr Selenskyj