Ein sehr schöner und bewegender Abend für die Düsseldorfer Mendelssohn-Familie
Zum gestrigen Abend, dem 20.10.2025, lud Inge Sauer mit dem Team des von ihr gegründeten Vereins „Unsere Straßen – unsere Künstler e.V.“ mit dem Titel
„Zurück aus der Verbannung“

20.10.2025 - Haus der Universität Düsseldorf: Die Sängerin Rosi Dasch bei der Präsentation von Liedern aus dem Ghetto von Vilnius, anlässlich der Ehrung für Felix Mendelssohn Bartholdy. Am Klavier Robert Boden.
in das Haus der Universität am Schadowplatz ein. Es ging darum, den ehemaligen Musikdirektor Düsseldorfs in Wort und Musik zu feiern und an seine Rückkehr in unser kulturelles Leben zu erinnern. Anfängliche Sorge um den Besucherzuspruch verflog schnell, weil sich das Haus der Universität zügig füllte, der Saal komplett besetzt war und leider sogar Besucher abgewiesen werden mussten. So begann ein wirklich außerordentlich wertschätzender, informativer, aber auch oftmals bewegender Abend für „unseren“ Felix.
Dr. Hermann Wessels vom veranstaltenden Verein begrüßte alle Gäste und dankte zu Beginn dem Team des Hauses der Universität (u.a. der Ton-Installation von Riad Nassar), aber auch der Haubrich Stiftung und den Düsseldorfer Jonges e.V. für die finanzielle und ideelle Unterstützung. Ganz besonders dankte er unter großem Beifall seiner Frau Inge Sauer für ihr unglaubliches Engagement.
Die Beigeordnete für Kultur und Integration, Miriam Koch, begrüßte die große Zuhörerschar und gab in ihrem Statement die Richtung des Abends vor: Es galt am Beispiel der Verfemung Mendelssohns und aller jüdischen Künstler an die dunkelsten Tage unserer Geschichte zu erinnern. Es galt und gilt außerdem täglich und allüberall in unserem Umfeld und in unserem Land jede Form von Antisemitismus anzuprangern, ihm entgegenzutreten, die Erinnerung zu bewahren, um zu verhindern, dass Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland Angst haben müssen. Schaut man in unsere Geschichte, müsste jedem deutlich werden, was dies für eine absurde Vorstellung ist, die in den letzten Jahren leider zu einer Realität wurde, für die ich mich als Bürger dieses Landes schäme und dankbar bin für jedes Statement, welches so deutlich in dieser Stadt formuliert wird. Frau Koch dankte außerdem ausdrücklich Inge Sauer für ihren tolle Initiative in den Straßen, die mit Künstlernamen der Stadt versehen sind und durch die Geschichte lebendig und sichtbar wird. Eindrücklich machte Sie deutlich, dass unsere Gesellschaft sich nur dann innovativ der Zukunft stellen kann, wenn sie sich ihrer Geschichte erinnert und auf sie reflektiert.
Wolfgang Rolshoven, Antisemitismusbeauftragter der Landeshauptstadt Düsseldorf, griff in seiner Begrüßungsrede den Faden von Miriam Koch auf und bezog mehr als eindeutig Position gegen die momentanen Entwicklungen in unserem Land und für die eindeutige Haltung unserer Stadtspitze hierzu.
Dr. Reinold Hahlhege, der neue Baas der Düsseldorfer Jonges, setzte den Schlusspunkt der Begrüßungen und wies auf das Engagement der Düsseldorfer Jonges zu den geschilderten Problematiken, aber auch zu den enormen Anstrengungen der Jonges für die Erinnerungskultur und die Denkmalpflege.
Es sollte aber auch ein Abend mit viel Musik werden und so präsentierte der Pianist Aleksandar Filic zu Beginn Mendelssohns „Lieder Ohne Worte" op.30 in den Sätzen 1 bis 3.
Diesen eindrucksvoll gespielten drei Stücken schloss sich ein Gespräch zwischen Inge Sauer und Christa Holtei, der sehr kenntnisreichen Düsseldorfer Schriftstellerin, über Mendelssohn in Düsseldorf. Das Publikum erfuhr viel Interessantes über das Leben des jungen und hochverehrten Musikdirektors in Düsseldorf. Frau Holtei ergänzte ihre zum Teil regelrecht amüsanten Geschichten zu Mendelssohn mit kleinen Lesungen seiner Briefe, die uns in plastischer Weise das Leben in Düsseldorfs damaliger Gesellschaft und die Arbeit mit dem Orchester und dem Chor des Musikvereins vor Augen führten. Für jeden Interessierten sind Mendelssohns Briefe eine großartige Unterhaltung, die das ganze Spektrum des Lebens im 19. Jahrhundert widerspiegelt.
Es folgten die Sätze 4 bis 6 aus „Lieder Ohne Worte“, dargeboten von Aleksandar Filic.
Danach durften wir alle den Festvortrag von Dr. Irmgard Knechtges-Obrecht mit dem Titel „Verehrung – Verfemung – Wiedergutmachung: Mendelssohn und Düsseldorf im Spiegel der Zeitläufte“ erleben. Wie immer bei Dr. Knechtges-Obrecht erlebte das Publikum eine wissenschaftlich fundierte Präsentation der Thematik, die jedoch in ihrer so überaus verständlich vorgetragenen Diktion alle Gäste in die damalige und heutige Welt auch emotional mitnahm. Mit Blick auf die heutige Zeit verwies Dr. Knechtges-Obrecht auf die vielfältigen Bemühungen der Wiedergutmachung an dem von den Nazis verbotenen Komponisten von Weltrang: Direkt nach 1945 begann die Wiedergutmachung mit der Zurückholung seines kompositorischen Werkes in die musikalische Welt, die jahrzehntelangen Bemühungen des Musikvereins um seinen ehemaligen Musikdirektor, die Wiederaufstellung des Mendelssohn-Denkmals an der Oper, die Straßenumbenennung und vieles mehr. Auch stellte Frau Knechtges-Obrecht falsche Behauptungen über das Verhältnis von Robert Schumann zu seinem Freund Mendelssohn richtig mit dem Fazit, dass Schumann seinem Freund Mendelssohn in einer 20-seitigen Niederschrift ein verehrendes Denkmal setzte und ihn u.a. als den „Mozart des 19. Jahrhunderts“ bezeichnete.
Nach diesem beeindruckenden Vortag folgte der abschließende Programmpunkt „Lieder in hebräischer und jiddischer Sprache mit Rosi Dasch (Gesang, Geige) und Robert Boden (Klavier).
Frau Dasch brachte Lieder aus dem Ghetto von Vilnius zu Gehör in jiddischer Sprache und erzählte über die Entstehung der so überaus lebensbejahenden Lieder aus diesem schrecklichen Ghetto-Umfeld. Das abschließende Lied in hebräischer Sprache versetzte mich und wie ich glaube alle Gäste in eine besondere Stimmung zwischen Anteilnahme, Betroffenheit, Mut zum Widerstand und Hoffnung auf eine bessere Welt.
Ein großer und bewegender Abend klang mit vielen Gesprächen im Foyer des Hauses der Universität aus.
Danke Inge Sauer und ihrem Team von „Unsere Straßen – unsere Künstler e.V.“.
Manfred Hill –Ehrenvorsitzender
am 21.10.2025 – 12.00 Uhr
Beitragsbild: Das wunderschöne Mendelssohn-Portrait von Theodor Hildebrand
Hier der Flyer zur gestrigen Veranstaltung: Flyer_Mendelssohn_HausderUniversitätDIN- lang
Schauen Sie in die Seite Lebenslauf/Chronik dieser Homepage hinter dem folgendem Link. Hier können Sie in eine Suchspalte Mendelssohn eingeben und Sie bekommen alles zu "unserem" Felix aus der Geschichte des Musikvereins.:
https://musikverein-duesseldorf.de/category/lebenslauf/
Folgen Sie diesem Link, finden Sie in unserer Bildergalerie z.B. alle Briefe, die Felix Mendelssohn Bartholdy dem Musikverein zur Uraufführung des "Paulus" geschrieben hat:
https://musikverein-duesseldorf.de/category/galerie/felix-mendelssohn-bartholdy/