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Unser ehemaliger GMD Bernhard Klee verstarb am 10.10.2025 – Ein Nachruf in Wort und Bild

Die Probe als Vorlesung

Zum Tode von Bernhard Klee

Es gibt wohl kaum einen Musikchef, der den Höhepunkt des internationalen Renommés des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf so intensiv begleitet und miterlebt hat wie Bernhard Klee in seiner 10-jährigen Amtszeit von 1977 – 1987. Klee war für den Konzertchor der Landeshauptstadt schlicht ein Glücksfall, besonders was seine Einstellung zu der Institution „Musikverein“ betrifft. Er hatte nicht nur den historischen Hintergrund vor Augen, er schöpfte vielmehr aus seiner eigenen, höchst persönlichen Vergangenheit als Thomaner in Leipzig. Die tiefgehende Beschäftigung mit der Literatur eines Johann Sebastian Bach, und die daraus erwachsene Verwurzelung in den Werken Mozarts und Beethovens bis hin zu Edison Denissow oder Oliver Messiaen charakterisieren seine Herangehensweise an Musik. Es war vor allem seine Einstellung gegenüber dem Phänomen „Laienchor“, die die Ära Klee für jeden, der diese Zeit miterleben durfte, zum Erlebnis machte. Sein künstlerisches Wesen war gepaart mit einer hohen intellektuellen Auseinandersetzung. Dabei suchte er stets den Geist zwischen den Noten aus der Zeit der Entstehung mit den Gegebenheiten des „Hier und Jetzt“ zu verbinden. Seine humorvollen wie gesellschaftskritischen Bezüge bleiben sicher allen in lebhafter Erinnerung, auch wenn so manche Probe sich weit über den zeitlich vorgesehenen Rahmen erstreckte. Die Folge war, dass das erste von drei Konzerten zur eigentlichen Generalprobe wurde; spannungsgeladen und äußerst intensiv. . .

Bernhard Klee und der Chor des Städtischen Musikvereins, das bedeutete eine tiefe gegenseitige Wertschätzung. Die Konstellation Klee – Prof. Schmidt – Kunibert Jung – Rainer Großimlinghaus – Manfred Hill war Garant für jene so ganz außergewöhnliche Entwicklung, die der Chor in den 70er und 80er Jahren des 20sten Jahrhunderts national wie international hat nehmen können. Dabei war Klees Verhältnis zu den Medien durchaus gespalten. Das verwundert im Nachhinein, war er doch in England (BBC-Philharmonic) wie auch bei der NDR-Radiophilharmonie (2x) in Hannover Chefdirigent eines Rundfunkorchesters, verbunden mit allen einschlägigen medialen Verpflichtungen.

Als Bernhard Klee von der bevorstehenden DDR-Tournee 1989 erfuhr meinte er: „ Ihr wisst, wie kritisch ich zu manchen Eurer zahlreichen Aktivitäten stehe, aber diese Reise hätte ich gerne mitgemacht!“. Es ging ja schließlich in seine alte Heimat.

Bernhard Klees Zeit in Düsseldorf lag noch größtenteils vor der Einrichtung einer Intendanz für die Symphoniker wie die Tonhalle. Das bedeutete, er war –wie alle seine Vorgänger- nicht nur verantwortlich für die von ihm geleiteten Konzerte, sondern auch für die Programme derjenigen, die wir als Gastdirigenten am Pult der Symphoniker sahen. Er befand in Absprache über Inhalte und Solisten. Als sich das änderte, war das sicher auch ein Grund dafür, den auslaufenden Vertrag nicht weiter zu verlängern.

Bernhard Klee war –trotz seines hohen Engagements- ein Reisender. Er hatte nicht (wie später dann sein Nachfolger David Shallon) eine Wohnung in Düsseldorf, sondern bevorzugte den Hotelaufenthalt. Nach dem damals sonntäglichen 3. Konzert war sein direkter Weg zum Flughafen und dann in seine Wahlheimat Schweiz. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass zu diesen Zeiten ein Handy weitgehend unbekannt war und der PC bzw. das Internet in ihren Kinderschuhen steckten. Umso wichtiger waren die intensiven Gespräche während seiner Präsenz, so auch zwischen ihm und den Entscheidungsträgern des Chores. Dieser konzeptionelle und perspektivische Gedankenaustausch war ein weiteres Merkmal der so konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Bernhard Klee und dem Chor. Nur so konnte auf beiden Seiten langfristig gedacht und geplant werden, nur so waren auch die vielen Verpflichtungen des Chores außerhalb von Düsseldorf realisierbar, und zwar sowohl was die Inhalte als auch die Termine betraf.

Rückblickend war die Zeit mit Bernhard Klee beneidenswert. Für das Publikum, für den Chor, für die Stadt und –so glauben wir- auch für Ihn. Viele große Projekte konnten damals verwirklicht werden, so die mehrfachen Einladungen an den Philharmonia Chorus London, die diversen Schallplatten-Produktionen, TV-Portraits, TV-life-Übertragungen, gemeinsame Konzertreisen und Gastspiele. David Shallon, sein Nachfolger, sah sich vor seinem Amtsantritt die Programme von Bernhard Klee interessiert an und sagte dann bewundernd: „ Großartig! Besser kann man es nicht machen!“

Bernhard Klee hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf seinen Schweizer Wohnsitz zurückgezogen.

Am 10. Oktober 2025 verstarb Bernhard Klee im Alter von 89 Jahren in Kreuzlingen/Schweiz.

Sein Wirken bleibt, nicht zuletzt dokumentiert durch zahlreiche Schallplatten-Einspielungen.

Ein Höhepunkt dürfte wohl die EMI-Produktion von Schumanns „Szenen aus Goethes Faust“ gewesen sein, wobei sich in der Tonhalle so viele internationale Top-Stars einfanden, wie dies niemals zuvor und danach geschah.

Wir haben ihn vermisst!

Das Andenken an Ihn bleibt!

In hohen Ehren!

Manfred Hill

-Ehrenvorsitzender-

am 13. Oktober 2025 - 22.00 Uhr

 

Mit Bernhard Klee durften wir 112 Konzerte erleben, schauen Sie in diese beeindruckende Liste: https://musikverein-duesseldorf.de/wp-content/uploads/2025/10/Bernhard-Klee-Werke.pdf

Noch ein wenig Statistik: In seiner Amtszeit, vom 1. Konzert am 15.12.1977 bis zum letzten Konzert am 28.6.1987, führten wir 209 Konzerte durch, davon 140 in Düsseldorf. Für Düsseldorf verpflichtete Bernhard Klee folgende großartige Dirigenten, die allesamt den Chor, zusammen mit ihm, weiterentwickelt haben: Henryk Czyz, Heinrich Hollreiser, Eduard Melkus, Sir John Eliot Gardiner, Hartmut Schmidt, Sir Charles Groves, Heinz Wallberg, Hiroshi Wakasugi, Laszlo Heltay, Gary Bertini.

 

P.S. 1:

Lesen Sie hier den Nachruf der Tonhalle Düsseldorf und der Düsseldorfer Symphoniker:

Bernhard Klee ist tot

Der frühere GMD der Düsseldorfer Symphoniker ist im Alter von 89 Jahren verstorben.

Eine prägende Person in der Orchestergeschichte der Düsseldorfer Symphoniker ist tot: Dirigent Bernhard Klee, der von 1977 bis 1987 Generalmusikdirektor in Düsseldorf war, ist am 10. Oktober im Alter von 89 Jahren im schweizerischen Kreuzlingen gestorben. Klees Familie hatte Tonhallen-Intendant Michael Becker die traurige Nachricht am Montag mitgeteilt.

Die Düsseldorfer Symphoniker widmeten ihrem früheren Dirigenten daraufhin ihr Sternzeichenkonzert am Montagabend mit Bruckner 7: Schließlich sei es Bernhard Klee zu verdanken, so Michael Becker in seiner Moderation vor Konzertbeginn, dass das Orchester überhaupt in der Lage sei, Bruckners groß besetzte Symphonie zu spielen. Denn Klee habe dafür gesorgt, dass die Personalstärke des Klangkörpers von ehemals rund 90 auf 130 Musikerinnen und Musiker erhöht wurde.

In der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen der Düsseldorfer Symphoniker schrieb das ehemalige Orchestermitglied Jürgen Ulrich: »Bernhard Klees Programme waren Meisterwerke. In dem Kunstverstand, der sich in ihnen offenbarte, in der Sorgfalt der Überlegung - aber auch in dem Mut und Instinkt, Unvereinbares in einem tieferen Sinne zu vereinen. Es ist eine Lust, mit ihm über Programme zu sprechen. Sein Ideenreichtum ist ohnegleichen (...), er liest Partituren unglaublich genau, erklärt sie, und seine künstlerische Phantasie ist grenzenlos.«

Während der zehn Jahre, in denen Klee die Düsseldorfer Symphoniker leitete, stellte er viele Weichen, die bis heute nachwirken. Kurz nachdem Klee nach Düsseldorf gekommen war, wurde nach dreijähriger Sanierung im April 1978 die »neue« Tonhalle feierlich eröffnet. Das Orchester, das zuvor an verschiedenen Orten - etwa in Messehallen - seine Konzerte gegeben hatte, zog mit Klee nun dauerhaft in die Tonhalle und besaß endlich wieder eine feste Heimat. Die Anziehungskraft seiner Konzerte auf das Publikum war so groß, dass das dritte Abokonzert am Sonntagvormittag eingeführt wurde. Unter Bernhard Klees Ära begannen auch die Neujahrskonzerte.

Eine ganz besondere Beziehung unterhielt Bernhard Klee auch zum Chor des Städtischen Musikvereins. Er führte dessen Schallplatteneinspielungen beim Label EMI fort und nahm u. a. Schumanns »Szenen aus Goethes Faust« und Mozarts »Requiem« auf. Gemeinsam mit Chor und Orchester unternahm er 1984 eine viel beachtete Gastspielreise zum Festival »Wratislavia Cantans« in Breslau/Polen.

Der Münchner Kritiker Joachim Kaiser nannte Bernhard Klee einen »Dirigenten von Rang«, Musikkritiker Hans Winking rechnete ihn 1985 zu den »profiliertesten deutschen Dirigenten«, der sich in Düsseldorf um die Neue Musik verdient gemacht habe.

In der Tonhalle wird er unvergessen bleiben.

Tonhalle Düsseldorf - am 13.10.2025

 

P.S. 2:

In der nebenstehenden Bildergalerie haben wir versucht, "unser" Leben als Chor des Musikvereins mit unserem ehemaligen Chef zu dokumentieren. Sie finden zu Beginn viele Bilder von Bernhard Klee aus den Jahren der Zusammenarbeit, Bilder von Konzerterlebnissen und die Bilder von Karl-Heinz Böhm als Sprecher bei den Gurre-Liedern und Robert Holl als Sprecher beim "Überlebenden aus Warschau" im denkwürdigen Konzert in Breslau und den bewegenden Abschiedsbrief von Kunibert Jung, der die besondere Beziehung zwischen Chor und GMD Klee nochmals verdeutlicht. Hieran schließen sich die Bilder von 2010 mit dem Wiedersehen im Schumann-Jahr und 2014 beim 150. Jubiläum der Düsseldorfer Symphoniker an. Aber auch Editha Hackspiels "Musikerzeichnungen" zu Bernhard Klee dürfen nicht vergessen werden. Darauf folgen die diversen Cover der CD-Produktionen und die von Rainer Großimlinghaus so liebevoll gestalteten CDs aus unserem Schallarchiv, die auch tonlich dokumentieren, welche Entwicklung der Chor in Bernhard Klees Zeit machen durfte. (Durch "Klick" auf die Bilder werden diese vergrößert und Sie können die Beschriftung lesen und durch die Galerie klicken.)