Schallarchiv
A-cappella-Konzert beim Rheinischen Musikfest 1988 Buxtehude – Schütz – Bruckner – Verdi – F.Schmidt – Mendelssohn Bartholdy

A-cappella-Konzerte sind gefürchtet. Wie bei einem Sänger der Liederabend im Vergleich zur Oper (wo man sich so schön auf der Bühne „verstecken“ kann), so ist das solistische A-cappella-Konzert für den Chor im Gegensatz zu den meisten Chor-Orchesterkonzerten ein künstlerischer Offenbarungseid und damit eine Herausforderung ganz besonderer Art. In Düsseldorf war nach dem Bau der Tonhalle dieser für den Chor des Musikvereins angestammte Platz lange Jahrzehnte mit Blick auf die Akustik wahrlich kein Ort des A-cappella-Gesangs. Und das, obwohl besonders das nur auf sich (den Chor) hörende Musizieren chorpädagogisch geradezu eine Notwendigkeit ist. Hartmut Schmidt hat die veränderte, „neue“ Tonhalle mit ihren deutlich verbesserten Raumklangmöglichkeiten leider nicht mehr erlebt. Er, wie viele Musiker, hätte einen solchen Wandel in ein- und demselben Raum sicher kaum für möglich gehalten. So war es nicht verwunderlich, dass der langjährige Chorleiter des Musikvereins ständig nach Ausweichorten suchte, die auch für den Musikverein einmal ein A-cappella-Konzert möglich machten.

Die mitten in der Altstadt liegende, katholische St. Maximilian-Kirche bot eine solche Chance, zumal seit je her die Kirchenmusik hier eine bedeutende Rolle gespielt hat: Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann waren im Rahmen ihres jeweiligen Vertrages auch an der „Maxkirche“ tätig.

Im Zuge des vom WDR geprägten Rheinischen Musikfestes 1988 ergab sich dann die Möglichkeit, auch für den Musikverein einen Platz in St. Maximilian zu finden.

Damit ist dann aber auch die –sagen wir- positive Sichtweise in Bezug auf das WDR-Musikfest beendet. Sehr beklagt wurde der Umstand, dass der Begründer der bürgerlichen Musikkultur und einer der Hauptstützen des Düsseldorfer Musiklebens, also der Musikverein, weder in den Planungsvorbereitungen, noch bei der Durchführung des Rheinischen Musikfestes 1988 adäquat berücksichtigt wurde. Natürlich waren sofort die Stimmen zu hören, die von der historisch tradierten „Feindseeligkeit“ zwischen Köln und Düsseldorf sprachen; oder den viel zitierten Spruch vom „Prophet im eigenen Lande“ hervorholten. Tatsache bleibt, dass der aus der Gründung der vorbildhaften „Niederrheinischen Musikfeste“ hervorgegangene Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf im Gesamtprogramm des Rheinischen Musikfestes 1988 deutlich unterrepräsentiert war. Ein Trost blieb: wenige Tage später bot der Musikverein in der Tonhalle durch seine vielbeachteten Konzerte mit den Berliner Philharmonikern unter Wolfgang Sawallisch ein künstlerisches Ausrufezeichen, was wohl auch als solches verstanden wurde.

Das vorliegende A-cappella-Konzert jedenfalls zeigt nachdrücklich, dass sich der Musikverein unter der Leitung seines Chordirektors in keiner Weise „verstecken“ muss, auch wenn er ein für ihn recht ungewohntes Gebiet respektvoll und dennoch mit Leidenschaft „erkundet“.

Aus „Zeitgründen“ wurden Mendelssohns „Psalm 100“, Bruckners „Virga jesse“ und ein weiteres Orgel-Solo-Werk vom WDR nicht gesendet und fehlen somit in dieser Dokumentation.