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Städtischer Musikverein zu Düsseldorf e.V. gegr. 1818

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Abschied und Willkommen! – Neue Oper am alten Ort 

Es ist zwar ein zeitlicher Zufall, der dem Städtischen Musikverein zu Düsseldorf zum Abschluss der Konzertsaison 2022-2023 eine Nachricht beschert, die die meisten unserer Sängerinnen und Sänger mit Freude und viele sogar mit Begeisterung aufnehmen werden: 

„Der Rat stimmt für die neue Oper an der Heine-Allee“.

Das Ergebnis einer sehr demokratisch und mit durchaus ernsthaften Argumenten geführten Debatte bestätigt zwei Ziele, denen der in der Tonhalle beheimatete Konzertchor der Landeshauptstadt folgt.

  • Düsseldorf bekennt sich dazu, seinem hervorragenden Musiktheater eine dem Niveau und der überregionalen Bedeutung angemessene Spielstätte neu zu bauen.
  • Die Stadt bekennt sich zur Chance, die in ihrem Zentrum vorhandene Kunst- und Kulturachse zu bewahren und in dieser ästhetisch geprägten Meile nach einem architektonischen Wettbewerb eine neue Oper zu errichten, die dieser Belletage ein musisches Zentrum schenkt, das nicht nur für Aida, Papageno oder Turandot erleuchtet werden soll.

Noch vor dem offiziellen Anstoß der Operndebatte und auch vor Abschluss der Sanierung seines Schauspielhauses forderte dessen Generalintendant Wilfried Schulz: „Träumen wir uns zum Beispiel ein wenig die Kunst und die Kultur zurecht...“ Der vorher in Berlin, Heidelberg, Stuttgart, Basel, Hamburg, Hannover und Dresden tätige Theatermann weiß wie kaum ein anderer um die Bedeutung der Kunstszene für die interne Atmosphäre und die Anziehungskraft einer Stadt und machte seine Vision als Wunsch und Mahnung öffentlich, die sehr guten bereits vorhandenen städtebaulichen Voraussetzungen der Rheinmetropole zu nutzen.

Wir haben vor 5 Jahren diese Vision in unserer Neuen Chorszene Nr. 31, S. 25-26 abgedruckt und als großartige und richtungsweisende Idee begrüßt. Sie entspricht so sehr dem Wunsch vieler, die weit über ihre Lebensperspektive hinausdenken, dass wir an den Traum des Schauspielintendanten mit einem Link erinnern. Wilfried Schulz favorisierte den Erhalt und den Ausbau des Kulturgürtels, der heute zwischen Hofgarten und Schwanenspiegel Konzertsäle, Oper und Schauspielhaus, Museen, Kunstsammlungen und zahlreiche Galerien verbindet:

Diese Zone kenntlich zu machen, strahlen zu lassen, zu verbinden, zu bewerben, Heart of the City/Art of the City, wäre eine Aufgabe…Die Verknüpfung dieser offenen und lebendigen Kulturmeile wird nicht Partial- oder vagabundierenden Investoreninteressen überlassen, sondern gemeinsam mit den Trägern und Nutzern entwickelt. Es könnte ein Herzstück moderner urbaner Kulturpolitik sein…“

Jetzt ist zumindest die Frage nach dem „OB“ und dem „WO“ des Opern-Neubaus beantwortet. Die Diskussionen über das „WIE“ beginnen. Es wird Kontroversen geben, Einwände und Fragen, und vielleicht wird auch die eine oder andere Idee der Bezahlbarkeit wegen ins Reich der Träume geschickt. Aber deswegen darf man nicht aufs Träumen verzichten, und vor allem sollte es keine Eifersuchtsdebatte geben. Oper und Theater sind teuer! Uns und dem Kämmerer, und das ist nahezu an allen Bühnenkunst-Standorten so. Aber – wie ein österreichischer Landeshauptmann einst sagte: „Kultur ist teuer, aber noch teurer ist die Unkultur“.

Die Oper in Düsseldorf hat längst bewiesen, dass sie weit besser ist als der Zustand ihres Hauses. Sie ist vor allem ihrer Kunst wegen in der ersten Bundesliga. Ihr „Bühnen“-Stadion nicht, denn es ist in die Jahre gekommen und hat seine Schuldigkeit getan und großen Dank und auch einen etwas wehmütigen, weil mit großen Erinnerungen beladenen Abschied verdient.

Als Konzertchor widmen wir uns einer anderen Form klassischer Musikpräsentation, aber unsere Sängerinnen und Sänger wollen und brauchen die Oper und freuen sich auf eine Neue Deutsche Oper am Rhein (a.a.O.) am bewährten Platz. Mit Interesse haben wir auch bisher die von Anfang an öffentliche und ergebnisoffene Debatte verfolgt, uns auch an intensiv über das Pro und Contra der Ideen informiert und manchmal (Wilfried Schulz folgend) geträumt. Auch hierzu gestatten wir uns einen Link auf den Artikel „Die Oper soll kein Vampir werden“, den man in unserer Neuen Chorszene Nr.31, S. 18-24 nachlesen kann.

Die heutige Sänger-Generation der mit 205 Jahren ältesten Kultureinrichtung der Stadt freut sich auf außergewöhnliche und mutige architektonische Ideen, auf eine sicher innovative und phantasievoll genutzte (hoffentlich) kurze Zeit des Interims, das auch die Beziehung zur Partnerbühne in Duisburg festigen wird, und auf das Entstehen eines Hauses, das nicht nur für Opernbesucher und Kunstfreunde offen ist, sondern alle einlädt, sich auf vielfältigste Weise musisch zu bilden oder zu betätigen.

Der o.g. Artikel über die „Entvampirisierung“ der Oper (eines Hauses, das nur im Dunkeln zu leben scheint) schließt mit der Selbstaufforderung: „Bringen wir unsere Ideen an jene, die entscheiden, nehmen wir das Angebot zum Mit-Denken an. Die Neue Deutsche Oper am Rhein sollte auch `unsere` Oper werden.“ So mancher von uns möchte jedenfalls gerne den Beweis antreten, dass man ein offenes Opernhaus auf der Kulturmeile vielfältig und effektiv zu nutzen weiß. Und vielleicht werden die uns nachfolgenden Sängergenerationen des Konzertchores einmal als Extrachor in Nabucco oder Fidelio die neuen „Bretter, die die Welt bedeuten“ singend erobern!

Beitragsbild: Das "alte Haus" (Photo credit: Karl-Hans Möller)