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Das Elend des Krieges

In seinem bereits 1914 entstandenen Bild mit dem Titel „War“ verarbeitet der Maler Otto Dix eindrucksvoll seine eigenen Kriegserfahrungen aus dem ersten Weltkrieg. Die in den Himmel weisende riesige Kanone wirkt äußerst bedrohlich. Die vielen Geschossbahnen und Explosionen zeigen die akute Gefahr für Leib und Leben. Und die Darstellung der Trümmer und vereinzelten Körperteile beschreiben das grausige Ergebnis des Krieges.

Ebenso eindrucksvoll hat Benjamin Britten in seinem 1962 entstandenen „War Requiem“ das Elend des zweiten Weltkrieges musikalisch verarbeitet. Der jahrhundertelang als „diabolus in musica“ geächtete Tritonus zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk und verleiht ihm eine ganz besondere harmonische Spannung. In seinem Libretto kontrastiert Britten verschiedene Handlungsebenen: ein auf lateinisch gesungenes klassisches Requiem steht den drastischen Beschreibungen der Kriegsgräuel in den Versen von Wilfried Owen gegenüber. Komplexe Rhythmen und Tempiwechsel sowie eine expressive Dynamik verdeutlichen die Zerrissenheit, die ein Krieg bei den Menschen bewirkt.

Auch wenn die beiden Werke knapp 50 Jahre trennen, sind sie derzeit 200 Meter voneinander zu bewundern. Während das Bild von Otto Dix in der immer wieder sehenswerten Sammlung des Museums Kunstpalast im Ehrenhof zu sehen ist, erklingt das War Requiem von Britten in der Tonhalle. Das Konzert mit über 250 Mitwirkenden war am 31. Oktober 2025 im Rahmen der Sternzeichenreihe der Tonhalle zu hören. Weitere Aufführungen finden am 2. November 2025 vormittags sowie am 3. November 2025 abends statt.

Unter der präzisen Leitung des Dirigenten Asher Fisch sind die Mitwirkenden der Kinder- und Jugendchor der Clara-Schumann Musikschule, der Chor des Städtischen Musikvereins sowie der WDR-Rundfunkchor, die Düsseldorfer Symphoniker mit einem großen Orchester und einem Kammerorchester sowie drei Solisten.

Die erste Aufführung des Werkes am Freitag verfehlte seine Wirkung nicht - die ungewöhnlich lange Stille am Ende des Konzertes zeigte eindrucksvoll die tiefe Betroffenheit der Zuhörer.

Der frenetische Applaus am Ende unterstrich die Begeisterung des Publikums für die Leistung aller Beteiligten.

Autor und Bild: Stefan Schwartze