Lebenslauf
Felix Mendelssohn Bartholdy

Musikfest = Düsseldorf - 18. Niederrheinisches Musikfest am 22. und 23. 5. 1836

Der Brief Nr. 17 von diesem Tage ist wieder ein beredtes Zeugnis für das Organisationstalent des Musikdirektors Mendelssohn. Er kümmerte sich wirklich um jedes Detail, wie man dem folgenden Brief entnehmen kann:

Adresse 1. Seite:
„Herrn Assessor F. von Woringen
Hochwohlgeboren in Düsseldorf

Leipzig, den 26. April 1836
Lieber Ferdinand!
Deinen eben erhaltenen Brief vom 21ten des. beantworte ich in größter Eile, weil die Post in einer halben Stunde geht. Die Wahl des Davidde ist mir vollkommen recht. Ich bitte aber nun eine genaue Probe zu machen, wie lang sämtliche Stücke des zweiten Tages spielen. Die Symphonie allein dauert genau 5/4 Stunden. Ich fürchte es wird sehr lang, vielleicht zu lang. Doch muß dies genau ausgerechnet werden.
Da nun aber Davidde gemacht wird bin ich entschieden gegen die Ouvertüre aus Olympia und es würde mir leid thun, wenn sie in diesem Concert stehen bliebe; sie würde mir an dem Platze gar nicht gefallen, und ich würde eine Webersche Ouvertüre statt dessen wünschen. Die aus Oberon schien mir (obwohl bekannt) jedenfalls die beste; die Leute freuen sich immer von neuem daran, wenn sie gut geht und wir müssen ein heiteres Stück am zweiten Tage haben. Auch die zum Freischütz wäre mir recht, weniger der Beherrscher der Geister. Kommt denn die Wiener (von der mein gestriger Brief handelte) so ist es um desto besser.
Ich erwarte jedenfalls Deine Antwort auf meine vorige Anfrage wegen der Ouvert., welche Freitag hier sein kann, und nehme dann von hier noch die Stimmen mit, die Ihr braucht, Simrock weise ich an, die sämtlichen Stimmen der Olympia nicht eher anzukaufen und zu schicken, bis diese Antwort hier ist.
Die Partitur meines Oratoriums ist die richtige und ich bitte die Stimmen (auch Solostimmen) danach auszuschreiben, auch (wenn es nötig wäre) die Nummern der Chorstimmen danach ändern zu lassen. Das Arioso no. 16 steht richtig an seinem Platz, und Simrock hat mir schon gesagt, er habe sich mit der Arie nach no. 22 geirrt. Macht es viel Umstände die Nummern der Chorstimmen zu ändern, so könnten die Nummern der Partitur (im ersten Theil) wohl geändert werden, aber die Ordnung muß genau so bleiben, wie in der Partitur.
Auch bitte ich Schauseil im zweiten Theil in No. 30 nach dem Sopran-Recit. (eh der Tenor eintritt) einen Raum in den Orchesterstimmen zu lassen, damit noch eine Arie dort eingelegt werden kann. Eben so nach No. 321 (wo zwei Arien nacheinander noch kommen) und ebenso nach No. 41 (wo eine Cavatine kommt). Die Partitur zu diesen sämtlichen Arien schicke ich mit dem Text Donnerstag, spätestens Sonnabend und zwar per Schnellpost, da Du es so willst, an Dich ab.
David wird kommen, und wünscht die gebotenen Reisekosten und freie Wohnung. Für das übrige will er selbst sorgen. Ob Queisser kommen wird, bezweifle ich sehr, ich werde soweit gehen, ihm 30 Th. zu bieten, da er ein excellenter Musiker ist, doch glaube ich nicht an den Erfolg.
Ich muß solange Zeit zur Reise haben, weil ich mehreren sehr ehrenvollen Einladungen nach Frankfurt zufolge dort 2 Tage bleiben muß, und einen Tag in Weimar. Nimm mir meinen Comitébrief ja nicht übel, und lebe sehr wohl, und grüße alle die Deinigen
In größter Eile
Von Deinem
Felix M.B.“

In Düsseldorf und später auch in Leipzig waren folgende Kopisten für Felix Mendelssohn Bartholdy tätig:

Amadeus Eduard Anton Henschke (1805-1854)
Eduard Rietz (1802-1832)
Johann Friedrich Rietz (1767-1828)
Johann Gottlieb Schauseil

Bild: Felix Mendelssohn Bartholdy - Die Kathedrale von Durham (Februar 1830 nach einer Zeichnung vom Juli 1829).