Schallarchiv
Mahler: Symphonie Nr. 8 – “Symphonie der Tausend”

Wie schon die Aufnahme der 8. Mahler unter Hermann Scherchen (1956) verdankt der Musikverein die vorliegende Aufzeichnung aus dem Jahre 1968 der umfangreichen Tonbandsammlung von Wilfried Trübiger. Auch in diesem Fall sind die Originalbänder im WDR lange gelöscht; Nachfragen wurden vom WDR entsprechend beschieden. Der Mitschnitt dokumentiert nicht nur das erste Festkonzert zum 150jährigen Bestehen des Musikvereins, sondern auch den Beginn eine über viele Jahre andauernde Zusammenarbeit mit dem (New) Philharmonia Chorus London unter seinem legendären Chormeister Wilhelm Pitz. Im November des Vorjahres (1967) hatte Wilhelm Pitz den Musikverein in Düsseldorf bereits intensiv kennen gelernt: unter seiner Leitung standen im Rahmen der Städtischen Konzerte zwei Aufführungen des „Requiem“ von Antonin Dvorak. Die Verbindung zum Philharmonia Chorus bzw. zu Wilhelm Pitz führten dann auch direkt zur EMI, deren Vertragspartner das Philharmonia Orchestra und dessen Chor seit den 50er Jahren waren. Hieraus wiederum entwickelten sich die für den Musikverein so wichtigen Schumann- und Mendelssohn-Produktionen bei der deutschen EMI-Tochter ELECTROLA.

Vergleicht man die beiden frühen Mitschnitte der 8. Mahler (1956 und 1968) miteinander, so wird man einen enormen künstlerischen Sprung feststellen, was sowohl für den Chor wie auch für das Orchester gilt. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Rafael Frühbeck de Burgos hatte sich kurz zuvor sein Bein gebrochen und dirigierte den Riesen-Apparat souverän „im Sitzen“!

Die akustischen Defizite der alten Rheinhalle blieben trotz diverser Verbesserungsversuche noch lange Jahre bestehen, und galten somit als bedauerliche Konstante des Düsseldorfer Konzertlebens. Auch das Fehlen einer adäquaten Orgel degradierte die ersten wie letzten Takte besonders dieses Werkes fast ins Jämmerliche. Was es bedeutet, Mahlers 8. Symphonie in einer Umgebung interpretieren zu können, die sich der Komponist wohl so oder vergleichbar vorgestellt haben mag, erfuhr der Musikverein 1971, als er gemeinsam mit dem (New) Philharmonia Chorus und -Orchestra unter der Leitung von Rafael Frühbeck de Burgos –sozusagen auf Gegeneinladung- in der Londoner Royal Albert Hall auftreten durfte……

Das zur Verfügung stehende Bandmaterial war zum Zeitpunkt des digitalen Umschnitts fast 40 Jahre alt. Das damals verwendete, sehr dünne „Tripleband“ erlaubte zwar einen pausenlosen Mitschnitt, stellt sich jedoch im Nachhinein hinsichtlich der Stabilität des Tonträgers als „grenzwertig“ dar, was Pegelschwankungen und Dropouts nach sich zog. Das sehr trockene und mulmige Mono-Klangbild wurde unter Berücksichtigung der Dimensionen des Konzertsaales räumlich leicht angeglichen und etwas aufgehellt, ohne jedoch den „historischen“ Charakter der Aufnahme zu stark zu beeinträchtigen.


links: Wilhelm Pitz – mitte:Hartmut Schmidt

rechts: Mitglieder des Städtischen Musikvereins und des (New) Philharmonia Chorus London nach den Konzerten in Düsseldorf 1968