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Mit jungen Stimmen zum Menschenrechtskonzert

Wieder einmal ist unser Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf eingeladen, das auf Initiative von Maestro Ádám Fischer jährlich stattfindende MENSCHENRECHTSKONZERT mitzugestalten.
Schon mehrfach durfte sich der Konzertchor der Landeshauptstadt in seinem Domizil, der Düsseldorfer Tonhalle, an einem Ereignis beteiligen, bei dem die Düsseldorfer Symphoniker einer Ehrung von Menschen oder Organisationen für außerordentliche Verdienste um „Human Rights“ einen besonderen musikalischen Rahmen schenkten.

Sanaz Azimipour (Photo credit: Andreas Schmidt - via Tonhalle)

Der von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Tonhalle gestiftete Preis wird 2023 zum siebten Mal verliehen. Als dieser Artikel geschrieben wurde, war noch nicht bekannt,
wen Ádám Fischer in diesem Jahr der hohen und weithin anerkannten Auszeichnung für würdig halten würde, aber wir wussten, dass wir darauf vertrauen konnten, dass unsere Mitwirkung am Konzert wieder einer Initiative oder ihren Repräsentanten gratulieren wird, die Großes für unser aller Grundrecht auf Unversehrtheit des Lebens geleistet haben. Probleme mit der Erreichbarkeit der unserer Webseite haben dazu geführt, dass die Mutmaßungen noch vor dem Erscheinen durch die heutige Entscheidung überholt worden sind und deshalb einer Aktualisierung bedürfen.

Der Menschenrechtspreis 2023 wird der iranischen Aktivistin Sanaz Azimipour zuerkannt, um damit den verzweifelten Mut doppelt unterdrückter Frauen zu würdigen, mit dem sie sich im Iran sogar angesichts tödlicher Bedrohung stolz und voller Selbstbewusstsein dem Mullah-Regime entgegenstellen. Die mit dem Preis geehrte Feministin und ihre Gruppe „Women Life Freedom Collective Berlin“ haben den nach dem sittenpolizeilichen Mord an Jina Mahsa Amini in Teheran zum Fanal gewordenen Schlachtruf “FRAUEN – LEBEN – FREIHEIT“ zu  ihrem Namen gemacht. Sie unterstützen die Frauen und Mädchen, die sich zwischen Kaspischem Meer und dem Persischen Golf nicht länger hinter Schleiern und Hijabs verbergen lassen, die ihr Gesicht und ihre Haarpracht zeigen und mit ungeheurem Mut dem religiös-fanatischen Terrorregime trotzen. Die in Berlin lebende Mathematikerin wird das Preisgeld der kurdischen Initiative „Lichtblick“ anvertrauen, damit es vor Ort im Iran wegen ihres Widerstands Inhaftierte und ihre Angehörigen unterstützen kann.

Die Preisträgerin wird im Mendelssohn-Saal spüren, dass Künstler und Publikum ehrlichen Herzens und voller Bewunderung die Entscheidung Ádám Fischers und der Tonhalle unterstützen und gerne mit der bewegenden Musik Mozarts die Energie des Ringens um Freiheit verstärken wollen. Sie wird das Renommee der Düsseldorfer Symphoniker und ihres Principal Conductors sowie das künstlerische Engagement der Sängerinnen und Sänger als Rückenwind empfinden und den Beifall als beispielhafte Ermutigung zur Fortsetzung des Kampfes. Und sie wird sich dabei in guter Gesellschaft ihrer Vorgänger wissen, die einem „Who is Who“ des Mutes und des Engagements angehören.

Zu den auf Vorschlag von Ádám Fischer bisher Ausgezeichneten gehörten zum Beispiel der Verein „Ärzte ohne Grenzen“ (2016), das Flüchtlingscamp Kara Tepe auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos (2017), die mutigen jungen Klima-AktivistInnen von „Fridays for Future“ (2021) und zuletzt der in der Türkei eingekerkerte Kulturförderer Osman Kavala, der bei seinem Dank aus dem Gefängnis an den Mut der Ukrainer erinnerte, deren Kampf gegen den russischen Aggressor damals gerade erst begonnen hatte.

Kampf für Menschenrechte schließt immer die Trauer um die Opfer ein, die durch deren Missachtung oder Verletzung leiden oder gar ihr Lebe

n lassen mussten. Wolfgang Amadeus Mozarts Totenmesse, sein REQUIEM KV 626, das er nicht vollenden konnte, probieren zu dürfen ist für jeden Chor ein Geschenk und zugleich eine Herausforderung. Dieses Mal ist es eine besonders beglückende. Nicht nur wegen des Anlasses seiner Aufführung, sondern weil zwei Schulchöre vom Humboldt- und Görres-Gymnasium einige der Sätze des berührenden chorsinfonischen Meisterwerkes mit uns gemeinsam singen werden und sich auf das Erlebnis des gemeinsamen Musizierens mit dem Orchester freuen. Die erste gemeinsame Probe des großen und vor allem deutlich verjüngten Chores in der Aula des Humboldt-Gymnasiums hat uns – die auch an Lebenszeit erfahrenen Choristen – begeistert, denn die von unserem Chef, Prof. Dennis Hansel-Dinar, sehr gut einstudierten Schüler waren trotz ihrer uns nicht störenden Pausen-Lebendigkeit beim Singen hochkonzentriert und haben unserem Klang mit engagierten jungen Stimmen eine neue Farbe gegeben.

Karneval 2023 - Wagen für die iranischen Frauenbewegung von Jacques Tilly (Photo credit: Karl-Hans Möller)

Wir freuen uns auf den gemeinsamen Auftritt am 7. Mai in der Tonhalle und sind glücklich über die so großartige Initiative Ádám Fischers, an der teilzunehmen wir als große Ehre empfinden.

PS:

Ein Kunstwerk anderer Art wurde in Düsseldorf dem Kampf der iranischen Frauen gewidmet.
Jacques Tillys Mottowagen zeigt auf dem Rosenmontagszug eine der mutigen Frauen, in deren von Zwangsbedeckung befreiten Haaren ein Mullah zappelt. Warum empfinde ich angesichts der Preisverleihung noch einmal die Mischung aus Wut und Verachtung einerseits und Bewunderung und Hoffnung andererseits. Jacques Tillys Figur strahlt eben jene ungeheure Kraft und Macht aus, die auch Sanaz Azimipour und ihre Gefährtinnen auszeichnet.