Schallarchiv
Ruzicka: MAELSTROM Mahler: Symphonie Nr. 8 “Symphonie der Tausend”

Den Chor des Städtischen Musikvereins verbindet -auch im 190sten Jahr seines Bestehens- mit dem Opus maximus von Gustav Mahler europaweit einschließlich USA eine jahrzehntelange Aufführungspraxis. Die akustischen und räumlichen Voraussetzungen, die die Tonhalle Düsseldorf seit ihrem Umbau 1978 bot, waren für ein solches Werk begrenzt. In der Chronik des Musikvereins findet man dann auch eher die großen Konzertsäle der Nachbarländer (Amsterdam, Orange, Gent, Brüssel, London, Rotterdam, München, Köln), als die heimische Tonhalle. Das änderte sich zumindest akustisch deutlich und zum Vorteil mit der Umgestaltung des großes Saales im Jahre 2005: der Raum „atmete“ sowohl die Pianissimo-Stellen des 2. Teils ebenso mit, wie das Furioso des ersten Teils und den alle bislang gekannten Klangvorstellungen sprengenden Schluss des Werkes. Diese positiven „Selbsterfahrungen“ durfte der Musikverein somit nach Zerstörung des Kaisersaales in Düsseldorf erstmals machen.

Aber es gab auch eine zweite, erhebliche Neuerung. In den Aufführungen des Jahres 2008 war die musikalische Aufgabenstellung eine ungewohnt andere: War der Musikverein bislang stets mit der Interpretation eines der beiden Chöre (meist Chor II) betraut, so hatte der von Marieddy Rossetto einstudierte Chor diesmal beide, in der Partitur ja durchweg streng geteilten Chöre (also Chor I und Chor II) einzustudieren. Gleiches galt für die Gäste aus Brünn, einen der weltweit besten Profichöre. Man konnte also nicht mehr ohne weiteres die Aufgaben des Chores I oder II einem der beiden beteiligten gemischten Chöre zuordnen, da sowohl die Düsseldorfer Sängerinnen und Sänger wie auch die Mitglieder des Tschechischen Philharmonischen Chores zu gleichen Teilen in den Chören I und II vertreten waren. Besonders für die Porbenphase stellte sich dies als äußerst hilfreich dar, da der Chor viel früher als gewohnt einen Eindruck vom Gesamtklang des Werkes bekam.
Der achten Sinfonie vorangestellt war "Maelstrom", eine Uraufführung (und ein Auftragswerk zum 30jährigen Bestehen der Tonhalle) des 1948 in Düsseldorf geborenen Komponisten Peter Ruzicka. Ruzicka hatte schon 1978 zur Eröffnung der Tonhalle ein Werk komponiert. Er schreibt dazu: "Meinem Orchesterstück liegt die Vorstellung eines beständigen Wechsels musikalischer Klangströme zugrunde. Deren unterschiedliche Dichte und Intensität erzeugt einen Strudel von Ereigniszuständen ("Maelstrom"), bis die Musik in einem epilogartigen Abschnitt gleich einem "langen Blick" verlischt. Die Komposition von MAELSTROM erscheint wie ein Rückblick auf symphonische Verläufe meiner Oper HÖLDERLIN, verfolgt aber eine eigene Dramaturgie nicht-linearen musikalischen Fortschreitens."


Peter Ruzicka, John Fiore, Gustav Mahler