Schallarchiv
Schumann: Szenen aus Goethes “Faust”

Die „Faust-Szenen“ aufzuführen bedeutet immer einen großen künstlerischen wie finanziellen Kraftakt. An letzterem wird es wohl gelegen haben, dass das aufwändigste Vokalwerk Schumanns (sieht man von der Oper „Genoveva ab) selbst in Düsseldorf bis zum Schumannfest 1994 lediglich zweimal in den Nachkriegs-Programmen der städtischen Symphoniekonzerte zu finden ist. Eugen Szenkar leitete zwei Konzerte am 24. und 25. Januar 1957 mit Solisten wie Kim Borg, Agnes Giebel und Leonore Kirschstein. Der WDR übertrug; leider ist dieses Dokument im Schallarchiv des Musikvereins bislang nicht zu finden….

Viele Jahre später, vom 1. – 7. April 1981, gab es dann ein künstlerisches Gipfeltreffen, als sich im Zusammenhang mit der EMI CD-Produktion unter der Leitung von Bernhard Klee eine Besetzung in der Tonhalle einfand, wie sie wohl vorher und nachher kaum mehr dort anzutreffen war: Dietrich Fischer-Dieskau, sowie u.a. Edith Mathis, Nicolai Gedda, Walter Berry, Hanna Schwarz, Harald Stamm, der Tölzer Knabenchor.

Wie schwierig Schumann zu interpretieren ist, zeigt sich im Besonderen an diesen Faust-Szenen, die von allen Beteiligten ein Höchtsmaß an Konzentration und vom Dirigent im Speziellen die Fähigkeit zu „großen Bögen“ verlangt. So gesehen ist es also –neben den durch die zahlreichen notwendigen erstklassigen Solisten bedingten finanziellen Aspekten- nicht verwunderlich, dass man in Düsseldorf wieder weit über ein Jahrzehnt warten musste, bis in einer gemeinsamen Produktion mit dem 5. Schumannfest 1994 eine repräsentative Interpretation des „Faust“ realisiert werden konnte. Auch diesmal konnte man sich über ganz ausgezeichnete Solisten freuen, die der –verglichen mit Bernhard Klee- doch an vielen Stellen so ganz anderen Lesart von Salvador Mas Conde kongenial zu folgen vermochten. Für den Chor werden besonders Mas Conde‘s grandiose Crescendi ( 3. Abteilung) im Gedächtnis bleiben; was hier von Chor und Orchester abverlangt wird, dürfte wohl in der Rezeptionsgeschichte dieses Werkes so ziemlich einmalig sein. Der Effekt macht Staunen, und man fragt sich, wo man das jemals schon so gehört hat.

Die Aufnahme ist –gemessen an den damaligen Möglichkeiten in der Tonhalle- sehr gut, wenngleich eine gewisse Benachteiligung des Kinderchores zu beklagen ist, was in der Nachbearbeitung naturgemäß nicht wesentlich verbessert werden konnte. Auch wurden die Solisten extrem links/rechts abgebildet, was durch das Fehlen eines Panoramareglers zu erklären ist.
Die vorliegende Dokumentation ist ein Zusammenschnitt aller 3 Aufführungen vom 16., 17. und 19. Juni 1994.