Lebenslauf
Stadtgeschichte/Vereinsleben

Musikfest = Düsseldorf - 15. Niederrheinisches Musikfest am 26. und 27. 5. 1833

Als das Comité für das Niederrheinische Musikfest und der Musikvereinsvorstand hörten, dass Felix Mendelssohn Bartholdy zum Jahresbeginn 1833 wieder nach Düsseldorf kommen wolle um Schirmer, Bendemann und alle sonstigen Freunde zu besuchen, setzte man sich flugs hin und schrieb folgenden Brief an Mendelssohn:

"An den Herrn Felix Mendelssohn
Wohlgeboren zu Berlin, Leipziger Str. Nr. 3
Das Niederrheinische Musikfest, dessen Feier in den seit 17 Jahren dafür verbundenen Städten Aachen, Coeln, (Wuppertal) Elberfeld und Düsseldorf durch die stets erregtere Teilnahme durch die verbreitete Freude an den klassischen Werken der Tonkunst ein wahres Nationalfest der Rheinlande geworden, wird an den beiden bevorstehenden Pfingsttagen am 26ten und 27ten Mai c. hier in Düsseldorf gefeiert werden, nachdem dasselbe in Aachen, wo es begangen werden sollte, nach eingegangener Nachricht aus lokalen Rücksichten nicht angeordnet werden kann. Die Unterzeichneten sind als festordnendes Comite zusammengetreten und an die erste Sorge für die Auswahl großartiger, den versammelten Kräften entsprechender Tonwerke, wonach für den ersten Tag

Händel's herrliches Oratorium "Israel in Ägypten",

für den zweiten Tag, welcher statutenmäßig neueren Werken gewidmet wird, vorläufig

die Symphonie B-Dur von L.v. Beethoven
die Ouvertüre zu Egmont von demselben und
die Osterkantate von Wolff

zur Aufführung gewählt wurden, hat sich sogleich die zweite gleich wichtige Rücksicht geknüpft, unserem Feste einen, durch künstlerischen Namen und Ruf bedeutenden Dirigenten zu gewinnen.
Ew. Wohlgeboren führt, wie wir zu unserer großen Freude erfahren, andere künstlerische Veranlassung bald in unsere Mitte und dieses leiht uns die Hoffnung, Sie, den trefflichen Künstler, den verehrten Componisten, den bewährten Dirigenten für die Uebernahme der Leitung unseres Musikfestes zu gewinnen. Wir bitten herzlich, derselben sich zu unterziehen, und die Sie hierher führenden Beziehungen mit unseren Wünschen insofern in Einklang zu bringen, daß es Ihnen möglich sei, bis nach Vollendung unseres Festes unter uns zu verweilen, um an unseren Arbeiten, an unseren Freuden Theil zu nehmen und den Ruhm zu erndten, welcher dem würdigen Dirigenten eines so schönen Festes geziemt.
Wir wagen es, auf Eure gütige Gewährung unserer Bitte zu rechnen und knüpfen an dieselbe noch die folgende nähere Mittheilung.
Das Oratorium "Israel in Ägypten" ist in Berlin zur Aufführung gekommen. Veilleicht wurde es durch Ew. gütige Vermittelung möglich, die Partitur und die Orchesterstimmen, oder doch die letzteren, von dort leihweise zu erhalten, wodurch uns ein bedeutender Kostenaufwand erspart und die Gewißheit gegeben wurde, die Stimmen zur rechten Zeit zu besitzen. Ew. Wohlgeboren ersuchen wir ergebenst um gefällige Aeußerung, ob Sie für jenen Zweck Einleitungen zu treffen im Stande sind, oder welche Schritte hierunter von unserer Seite geschehen können.
Die Auswahl der vorläufig für den zweiten Festtag bestimmten Werke wird gewiß Ihren Befall erhalten. Es fehlt uns jedoch noch ein zweites, neueres, besonders mit einigen schönen Soloparthieen versehenes Gesangstück, welches nach der Symphonie gegeben, mit dieser den ersten Theil des zweiten Abends ausfüllt und zugleich der ganzen Masse der Theilnehmer würdige Beschäftigung gewährt. Ferner hat das Oratorium von Haendel keine Einleitung, die an der mächtigen Wirkung eines großen Orchesters würdige Vorbereitung des Folgenden sei. Hier ergeht nun an Ew. die ergebene Bitte, eine entsprechende Instrumental-Einleitung, an welcher sich die Wirkung der Masse klar macht, für unser Fest selbst zu liefern und neben Ihrer Leitung uns auch den Genuß der Verehrung Ihres begabten Genius zu gönnen, sowie, was die Wahl des noch erforderlichen Gesangwerkes betrifft, uns Ihren Rath gefälligst zu ertheilen. Vielleicht dürfte unter den neueren Compositionen von Bernhard Klein sich ein passendes Werk finden, für dessen Umfang wir etwa den 103ten Psalm von Falca oder das Vater unser von Naumann als Maß bezeichnen? Jedenfalls wird Ihnen in Berlin eine größere Auswahl zu Gebote stehen und wir vertrauen uns in dieser Beziehung Ihrer Sachkenntniß und gütigen Fürsorge.
Schließlich bitten wir Ew. ergebenst um eine recht baldige geneigt gewährende Antwort über den Hauptpunkt unseres Briefes und haben uns verehrend zu nennen
Ew. ergebenstes Comitee."