119 Jahre nach dem Tod des Komponisten Anton Bruckner hat die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sein Gesamtwerk ins Internet gestellt. Es sind Handschriften, Erstdrucke und Bilder aus verschiedenen Archiven zusammengefasst. 27.000 Bilder, Beschreibungen der Quellen und eine Bibliografie-Datenbank mit 9.422 Literaturzitaten sind nun abrufbar.
http://www.bruckner-online.at/

Das Altersheim für Musiker der Giuseppe-Verdi-Stiftung in Mailand ist um einen wertvollen Schatz reicher. Zum Schnäppchenpreis von 120.000 Euro gelangte das Haus in den Besitz von 82 Briefen seines Gründers und Namensgebers Giuseppe Verdi. Das Konvolut hätte eigentlich im vergangenen Jahr bei einer Auktion versteigert werden sollen. Eine Ausfuhrsperre hielt aber besonders ausländische Interessenten davon ab, für die Dokumente zu bieten. Als Schätzpreis hatte man damals 250.000 Euro angegeben. Nun ist es der Stiftung sogar gelungen, das ursprüngliche Startgebot von 150.000 Euro auf die besagten 120.000 Euro herunterzuhandeln. Laut Roberto Ruozi, Präsident des Altersheims, handele es sich bei den 82 Briefen um ein „wertvolles Zeugnis zu Verdis Leben und Arbeit“. Sie sind Teil der Korrespondenz zwischen dem Komponisten und seinem engen Vertrauten Graf Opprandino Arrivabene, dessen Nachfahren die Briefe bis vor kurzem in ihrem Privatbesitz hatten. Die insgesamt 223 Seiten des Schriftverkehrs sollen nun der Forschung zugänglich gemacht werden.

Eine Feierstunde in der Musikbibliothek Düsseldorf am 2.6.2015

Der in Düsseldorf geborene Komponist Thomas Blomenkamp feierte am Pfingstmontag seinen 60. Geburtstag. Dies war Anlass, der Schriftenreihe des Freundeskreises Stadtbüchereien Düsseldorf e.V. den Band 5 hinzuzufügen und diesen dem in Meerbusch lebenden Komponisten zu widmen. In einer Feierstunde wurden Buch und Jubilar der Öffentlichkeit vorgestellt.
Auf die provokante Frage, ob er die Erfahrung Leonard Bernsteins teile, dass heutzutage das Publikum die Werke zeitgenössischer Komponisten eher fürchte als ihnen wie beispielsweise noch im 19. Jahrhundert entgegenfiebere, erzählt Thomas Blomenkamp im Auftakt zu seiner Geburtstagsfeier in der Musikbibliothek Düsseldorf eine kleine Anekdote.
Am Vorabend habe sich während der Probe seiner Vertonung von fünf Nelly Sachs Gedichten in einer Ecke des Zeitschriftenlesesaals ein Leser demonstrativ die Finger in die Ohren gesteckt und murrend den Raum verlassen. Mit solchen Reaktionen müsse man rechnen, aber die Akzeptanz wachse, immer mehr Menschen zeigten sich seinen Arbeiten gegenüber aufgeschlossen, resümierte der Komponist zufrieden. Ein Grund dafür sei sicherlich die harmonische und formale Tradition, in der er sich bewege.
Eine Stunde später durfte er sich bestätigt sehen. Ca. 100 Freunde, Weggefährten, Bewunderer und sicher auch Neugierige strömten in den „Lesefenster“ genannten Saal der Musikbibliothek und erlebten eine Hommage aus Würdigung, Selbstzeugnis und Musikbeiträgen, die Thomas Blomenkamp als einen aus unserer Mitte zeigten, aber eben einen mit besonderer Begabung. Die Sopranistin Ariane Gdanitz brachte fünf Gesänge mit Gedichten von Nelly Sachs zu Gehör. Die Vertonung passte sich dem hermetischen Charakter der Gedichte an, aber nicht um eine weitere Verstehensbarriere zu errichten, die nur Eingeweihte oder Schicksalsgenossen überwinden können, sondern um den schicksalsverarbeitenden Texten nicht durch gefällige Harmonisierung ihren Ernst und ihre Würde zu rauben. Die Sängerin verlieh dieser Intention mit ihrer unpathetischen, geradezu in sich gekehrten Klangsprache überzeugend Ausdruck. Schaghajegh Nosrati, eine junge Pianistin, die bereits auf beeindruckende Erfolge in Konzerten und bei Musikwettbewerben schauen darf, spielte Blomenkamps Barkarole, ein Gondellied, das von allen Wasserläufen dieser Welt zu erzählen scheint. Die junge Pianistin bewältigte die anspruchsvolle Partitur mit großer Virtuosität, ohne sich selbst auf Kosten des Stückes zu profilieren. Vielmehr vermittelten Gestik und Haltung, wie sehr sie sich als Dienerin der Komposition versteht. Beide musikalischen Darbietungen unterstrichen Elisabeth von Leliwas Urteil über Thomas Blomenkamps Schaffen: „Der Blick in die Partituren und das genaue Hinhören zeigt, wie die Musik von Thomas Blomenkamp allen Versuchungen widersteht, ihre Hörer zu überwältigen oder ihre Interpreten zugunsten solcher Effekte zu kollektivieren.“
Thomas Kalk, der Leiter der Musikbibliothek, stellte in seiner Begrüßung den neuen Band der Schriftenreihe des Freundeskreises über Thomas Blomenkamp vor. Er enthält aus berufenen Federn eine umfassende Dokumentation über das vielseitige Schaffen des Komponisten. Auch der Jubilar selbst ergriff das Wort und gab Einblick in die frühen Jahre seines Lebens. Den Gesichtern besonders der älteren Anwesenden sah man an, dass hier Erinnerungen im wahrsten Sinne des Wortes mitgeteilt wurden. Sie bildeten den Anlass für viele Gespräche, die sich an den offiziellen Teil anschlossen und den Kreis der Geladenen für einige Stunden zu einer neue Musik verstehenden Gemeinschaft zusammenführten.
Udo Kasprowicz