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25 Jahre DDR-Tournee 21.-27. Mai 1989

Es war –wie sich ganz schnell herausstellen sollte – ein winziges Zeitfenster, das diese größte Konzertreise, die jemals von Deutschland nach Deutschland stattgefunden hat, ermöglichte. Die Auftritte der Düsseldorfer Symphoniker gemeinsam mit dem Chor des Städtischen Musikvereins und der Wuppertaler Kurrende in Berlin (Ost), Dresden und Leipzig wurden und bleiben ein Meilenstein in der nun fast 200jährigen Geschichte des Bürgerlichen Musiklebens in und um Düsseldorf. Die historischen Worte des damaligen Kulturministers Hoffmann der DDR werden keinem, der dies miterlebt hat, jemals aus dem Sinn gehen: “Was uns trennt wissen wir ohnedies, was uns vereint müssen wir erkunden. Wir leben aber als zwei deutsche Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung in einem äußerst interessanten Teil der Welt, das sich Europa nennt. Wir sind auf der Suche nach einem gemeinsamen europäischen Haus. So wollen wir auch das, was die Deutschen miteinander tun in diesem Zusammenhang und in diesem Lichte sehen! Ich glaube: Niemand braucht mehr vor den Deutschen Angst zu haben!“ Am 9. November fiel die Berliner Mauer und mit ihr die innerdeutsche Grenze. Am 3. Oktober des Folgejahres war Deutschland wieder ein ungeteiltes und vereintes Land. Wenn man in diesem Kontext die Vokabel „historisch“ benutzt, so sollten die Konzertreisen nach Breslau 1984 und Israel 1987/88 nicht ganz vergessen werden.
Die Sprache der Musik, die weltumspannend ist, wurde vom Chor des Städtischen Musikvereins in jenen Tagen an die bedeutendsten Kulturstätten Europas getragen. Allein das Jahr der DDR-Tournee steht auch hierfür als Ausrufezeichen: Im November 1988 „Benjamin Britten, War-Requiem“, Düsseldorf, im Januar „Berlioz-Requiem“, Hamburg, im März „Mahler, Das klagende Lied“, Berlin, im April „Mahler, 2. Symphonie“, Paris, im Juli „Berlioz-Requiem“, Köln, im Oktober „Berlioz-Te Deum“, Gent, Saarbrücken, Frankfurt und Frankfurt-Hoechst, im November „Berlioz-Requiem“, Amsterdam.
Wenn man jemals dem Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf eine „bewegte Geschichte“ nachsagen sollte, dann steht dieses Jahr 1989 wie kein anderes dafür.

Rainer Großimlinghaus
Mai 2014-05-23

Bild: Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Heute: Konzerthaus Berlin) nach der Aufführung der Symphonie Nr. 2 ("Lobgesang") von Felix Mendelssohn Bartholdy am 21.5.1989.