Schallarchiv
Beethoven: Symphonie Nr. 9

Als der Städtische Musikverein zu Düsseldorf im Jahre 1818 gegründet wurde, war Beethovens 9. Symphonie noch nicht geschrieben. Kein geringerer als Felix Mendelssohn Bartholdy brachte das monumentale Werk am 23.05.1836 im Rahmen des 18. Niederrheinischen Musikfestes, dem Forum für zeitgenössische Musik, in Düsseldorf erstmals zu Gehör. Seither führt die 1823/24 entstandene Symphonie mit weitem Abstand die Aufführungsstatistik des Chores an. Die 100ste nachgewiesene Aufführung liegt nun mit der Dokumentation des Neujahrskonzertes 2008 vor, und der Zufall will es, das auch in der Sammlung des Musikvereins-Schallarchivs mit dieser Veröffentlichung die Zahl 100 erreicht wird. Zudem verabschiedete sich John Fiore in seiner letzten Saison als Generalmusikdirektor von der durch ihn begründeten Tradition (2001, 2006, 2007, 2008), am ersten Tag des Neuen Jahres Beethovens op. 125 als gutes Ohmen für die Zukunft Mitwirkenden wie Zuhörern mit auf den Weg zu geben.

Der Chor des Städtischen Musikvereins ist stolz darauf, neben den vielen Konzertauftritten mit diesem Stück im In- und Ausland, bei zwei beachtenswerten Gesamteinspielungen aller Beethoven-Symphonien durch die Schallplattenindustrie mitgewirkt zu haben: 1992 für EMI mit dem Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch, und 2003 im seinerzeit neuen SACD-Verfahren für Philips/UNIVERSAL mit dem Residentie Orkest Den Haag unter Jaap van Zweden. Beide Produktionen, wie auch die ebenfalls vorliegenden Mitschnitte unter Bernhard Klee (1982, Vol. 43) und Reiner Koch (2004, siehe Diskografie) zeigen, wie unterschiedlich Interpretationsansätze ein- und derselben Literatur sein können, auf die sich der Chor des Musikvereins von Fall zu Fall jeweils neu einstellen muss.

John Fiore liegt mit seinen Tempi sehr nahe bei der von der internationalen Fachkritik hoch gelobten Deutung durch Jaap van Zweden, wobei er dem bekanntermaßen so schwer zu spannenden Bogen im 3. Satz deutlich mehr Zeit einräumt. Die Düsseldorfer Symphoniker erweisen sich –auch an einem physisch nicht so ganz einfachen Neujahrsmorgen- als Spitzenorchester, sowohl hinsichtlich der Bläsersoli (Horn!) als auch im federnd akkuraten Zusammenspiel der Streichertutti (2. Satz).

Beethoven hat –so sagt man- nie „für die Stimme“ komponiert. Die Missa solemnis ist hierzu genauso ein Beweis wie der Finalsatz der 9. Symphonie. Damit bleibt das Werk auch eine stimmtechnisch-sportliche Herausforderung, besonders an besagten Neujahrsmorgenden.
Dass man von alledem nichts hört, bleibt der herausragenden Chorarbeit von Marieddy Rossetto (und ihrem stimmbildnerischen Team) zu danken!