Lebenslauf
Bernhard Klee

Musikfest = Wroclaw - Wratislavia Cantans 1984

Konzertreise nach Wroclaw (Breslau)
Mozart-Schönberg Programm
St. Maria-Magdalena-Kirche

Aus dem Begleitheft zur Schallarchiv-CD:
Bernhard Klee galt weithin als anerkannter Mozart-Kenner, und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich mit dem Requiem-Torso KV 626 intensiv auseinandersetzte. Dabei war ihm wichtig, nicht nur die „geglättete“ und vervollständigte Fassung zu präsentieren, sondern das Werk in Zusammenhang mit dem Tod des Komponisten an der Stelle abbrechen zu lassen, an der auch das Autograph endet: mit dem 8. Takt des „Lacrimosa“. Klee wollte diese Idee natürlich nicht als Herabwürdigung der Arbeit des Mozart-Schülers Süßmayr verstanden wissen, der ja bekanntlich der Witwe des Komponisten mit seiner Vervollständigung seinerzeit aus nicht unerheblichen Geldsorgen half; vielmehr war für ihn der Torso, das Unvollendete, Fragile, unvorhersehbar Endende reizvoll und Herausforderung zugleich. Bereits 1983 hatte Klee in Berlin mit dem RSO die Fragmente des Requiems und der „Jakobsleiter“ von Arnold Schönberg gegenübergestellt. Damals wurde Schönbergs Werk zum Versuch einer Antwort auf Mozart. In Klees Düsseldorfer Programm war nun Mozart die Antwort auf Schönbergs „Überlebender aus Warschau“. Beachtenswert hierbei ist, wie unsentimental Klee diese Antwort zu geben versucht: Für viele Mitwirkende wie Zuhörer waren seine an die historisierenden Interpretationen eines Herreweghe oder Harnoncourt erinnernden, sehr zügigen Tempi zunächst unerwartet. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass dies der wohl einzige Weg war, aus dem tiefen emotionalen Abgrund, den Schönbergs „Überlebender“ hinterlässt, herauszukommen und überhaupt irgendwie weitermachen zu können, die Konzentration aufbringen zu können, nach dem 8. Takt des Lacrimosa eben nicht weiter zu singen, so wie man es seit Urzeiten gewohnt war. Klee: „Das müssen Sie aushalten! Es gab und gibt Menschen, die müssen noch ganz andere Dinge aushalten…!“
Vorangestellt hatte Bernhard Klee der Schönberg-Mozart-Kombination das „vollständige“ Requiem, eine Zusammenstellung also, wie er sie auch schon in Saarbrücken und Düsseldorf vorgestellt hatte.
Auch mit Blick auf das außergewöhnliche Programm wurde die gemeinsame Gastspielreise von Chor und Orchester zu den international hoch angesehenen Festspielen „Wratislavia Cantans“ –neben der Israel-Reise zum Jahreswechsel 1987/88- eines der Konzerterlebnisse, die allen Beteiligten auf immer tief in der Erinnerung verwurzelt bleiben wird.
Bild: endlose Schlangen vor der Magdalenenkirche vor dem Konzert