Schallarchiv
Gerhard: Die Pest

Der vorliegende Mitschnitt ist erneut ein eindrucksvolles Dokument jener Hingabe, mit der sich der Chor des Städtischen Musikvereins in schöner Regelmäßigkeit auch „sperrigster“ Literatur stellt, um diese „Prüfung“ dann mit gutem Ergebnis zu bestehen. Gerhard ist – obwohl Schönberg-Schüler – in Deutschland so gut wie unbekannt geblieben. Sein „Melodram“ Die Pest stellt mit den teilweise sehr virtuosen Sprechgesängen hohe Anforderungen an den Chor, wobei die aus der Schmidt-Klee-Ära geradezu sprichwörtlich gewordenen Tugenden wie Textverständlichkeit und rhythmisches Empfinden neben den offensichtlichen Intonationshürden die volle Aufmerksamkeit eines jeden Chormitgliedes beanspruchen. Der Sprecher des Abends, Eckhard Leue, ist gleichzeitig auch der Verfasser der Übersetzung des Originaltextes ins Deutsche. Im Saal war die Stimme des Sprechers durch Verstärkung über Lautsprecher recht gut zu verstehen; warum bei der Aufnahme die „Linie“ des Sprechers nicht direkt auf das Mischpult gegeben wurde bleibt unverständlich und ist für den Hörer dieses Mitschnitts sehr bedauerlich. Zwangsweise wird es somit beim Abhören zu erheblichen dynamischen Schwankungen kommen. Als geradezu unüberbietbaren Kontrapunkt stellte Salvador Mas Conde Beethovens 7. Symphonie diesem apokalyptischen Werk im zweiten Teil des Abends entgegen.

Foto: Salvador Mas Conde bei der Probe