Schallarchiv
Grieg: Peer Gynt

Würde man das Konzertleben des Städtischen Musikvereins als Konzertchor der Landeshauptstadt Düsseldorf innerhalb der Symphoniekonzerte in der Tonhalle beschreiben, fiele einem im Jahre 2012 leicht die Metapher „Manuel-Neuer-Syndrom = Torwart beim FC Bayern München“ ein: Es gibt gefährlich wenig zu tun, doch plötzlich ist man gefragt und muss eine konzentrierte Höchstleitung bringen. So war es zuletzt bei Schumanns „Manfred“ (siehe Vol. 146), und so nun auch hier. Im Falle Peer Gynt hatte sich John Fiore in Bezug auf die gesungenen Texte sowohl bei den Solisten als auch beim Chor für das norwegische Original entschieden. Eine gute Wahl, ist doch die in weiten Teilen sehr bekannte Musik von Edvard Grieg auf eben diese Sprache komponiert worden. Der Chor des Musikvereins ist es seit Jahren gewohnt, nicht nur Werke abseits des Standard-Repertoires einzustudieren, sondern auch bekanntere Stücke fremdsprachlich zu präsentieren: neben Latein, Italienisch, Hebräisch, Englisch, Französisch, Polnisch, Altslawisch, Russisch kam nun Norwegisch hinzu.
John Fiore, seit 2009 Opernchef in Oslo, wurde von Chor und Orchester schon bei den ersten Proben mit großer Warmherzigkeit und „offenen Armen“ empfangen, sicher auch ein Zeichen angenehmer Erinnerung an die gemeinsam erlebten und gelebten Zeiten als Düsseldorfer Musikchef in den Jahren 2000 – 2008. Auch das Publikum nahm die von Elisabeth von Leliwa eingerichtete Konzertfassung des Henrik-Ibsen-Bühnenwerks mit dankbarem Applaus auf, war es doch für das Konzertleben der Rheinstadt eine erstmalige Begegnung. Bemerkenswert ist die absolute Ruhe im Saal, die für eine gebannte Aufmerksamkeit unter den Zuhörern spricht. In Johann von Bülow –nach seiner beeindruckenden Darstellung des „Manfred“- erneut einen hoch kompetenten Interpreten der Titelfigur gefunden zu haben, darf man als ausgesprochenen Glücksfall bezeichnen.
Festzustellen bleibt, dass auch in Zukunft der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf „eine Lanze für Außergewöhnliches“ brechen will und wird, selbst wenn eine derartige Ausrichtung für die Beteiligten nicht immer der einfachste Weg ist…


John Fiore im Oktober 2012 in Düsseldorf


Peer Gynt: Chor und Orchester