Schallarchiv
Haydn: Missa in tempore belli „Paukenmesse“

Es ist leider viel zu selten, dass sich die Dinge im Leben wiederholen, und erst recht, wenn es sich um so positive Ereignisse handelt, wie dies bei der erneuten Begegnung zwischen dem Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf und dem hoch dekorierten, als Musiker- und Dirigentenlegende weltweit gefeierten Sir Neville Marriner der Fall war. Auch ist die Tatsache, dass ausgerechnet Mozart (Vol. 165) und Haydn mit ihm erarbeitet und aufgeführt werden konnten, bemerkenswert, weil kompetenter wohl kaum denkbar. Kurz nach Vollendung seines 90sten Lebensjahres zeigte sich seine völlig ungebrochene Lebensfreude und Musikerleidenschaft in der neuerlichen Zusammenarbeit mit Chor und Orchester in Düsseldorf. Die Kompositionen des Abends entsprachen der Überschrift, die die Symphoniker über ihre 150jährige Jubiläumsspielzeit gestellt hatten: Die tiefe Verzweiflung, die Richard Strauss 1945 in seinen „Metamorphosen“ mit Blick auf die verheerenden Kriegsereignisse zum Ausdruck bringen wollte kontrastieren mit der Haydn-Messe „In Zeiten des Krieges“. Sir Neville Marriner war seit jeher ein Meister gegensätzlicher Ton- und Klangsprachen, eine Eigenschaft, die ihn eben nicht „nur“ als Hüter „Alter Musik“ (Academy of St Martin in the Fields) ein Leben lang auszeichnet, sondern ihm auch den äußerst erfolgreichen Weg als Chefdirigenten z.B. des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart, das ja besonders der zeitgenössischen Literatur verpflichtet ist, ebnete. Die Qualität und Stimmung des gemeinsamen Musizierens dokumentiert eindrücklich das gemeinsame Probenfoto mit Manfred Hill, das mehr als tausend Worte beweist: Wir sprechen die gleiche Sprache. In einem Interview mit Wolfram Goertz (RP) berichtete er über seine jüngste Probenarbeit in Düsseldorf: “Das Orchester hat vorbildliche, reaktionsschnelle Künstler und im Chor sind wirklich erstaunlich gute Amateure. Da macht das Proben einfach Spaߓ. Nicht zuletzt lobte Sir Neville einmal mehr das Ergebnis der konsequent-einfühlsamen Vorbereitung des Chores durch Marieddy Rossetto.
Auch wenn man angesichts des ehrwürdigen Lebensalters von Sir Neville Marriner es kaum auszusprechen wagt: Er möge doch bald wiederkommen….!

Sir Neville Marriner bei der Klavierprobe