Lebenslauf
Hugo Balzer

Fortsetzung des voerangegangenen Artikels

Die Eröffnung des Robert-Schumann-Konservatoriums ist auch im Zusammenhang mit einer Konkurrenzsituation zu verstehen, die sich unter den musikalischen Ausbildungsinstituten im Westen des Reichs angebahnt hatte. Während in Köln zu diesem Zeitpunkt eher verhaltene Aktivitäten im Musikleben zu beobachten waren, aber als „Interregnum“ verstanden wurden, strebte die Essener Folkwangschule die Umwandlung in eine Reichsfachschule für Musik an. Für Düsseldorf bedeutete die Eröffnung des Konservatoriums hingegen einen großen Sprung auf dem Weg zur „führenden Musikstadt des Westens“.(39) Seine linientreue Gestaltung sowie des Düsseldorfer Musiklebens durch Balzer sind auch im Hinblick auf laufende Prozesse mit Zielrichtung auf die Jahre 1938 und 1939 zu verstehen. Für diese Jahre hatte Düsseldorf den Zuschlag zur Ausrichtung der „Reichsmusiktage“, quasi die Olympiade der Musik, erhalten. Auch für die künstlerische Ausrichtung dieses Ereignisses und die Organisation der Ausstellung „Entartete Musik“ zeichnete Balzer verantwortlich.(40)

30 Gästeliste des Kulturamts v. 4. Jan, 1935, StdAD IV 389.
31 An den Pressedienst der Stadt Düsseldorf gesandtes Typoskript der Rede Ebels zur Eröffnung des Robert-Schumann-Konservatoriums, 7. Jan. 1935, StdAD IV 389.
32 Prof. Dr. Joseph Neyses (10. Nov. 1893, Gummersbach – 23. Mai 1988, Düsseldorf), 1945–1964 Direktor des Robert-Schumann-Konservatoriums, 1981 Verleihung der Medaille des Staates Israel im Auftrag von Yad Vashem. Das Ehepaar Neyses hatte von Sept. 1944 bis März 1945 die zur Deportation bestimmte Jüdin Erna Etscheit in ihrem Düsseldorfer Haus versteckt gehalten.
33 Joseph Neyses: Robert Schumann als Musikdirektor in Düsseldorf. In: Der Düsseldorfer Almanach. Düsseldorf 1927, S. 71-84.
34 Zum Abriss der Mendelssohn-Denkmäler in Düsseldorf und Leipzig 1936 siehe Yvonne Wasserloos: Heros und Schandfleck. Die Denkmäler für Felix Mendelssohn Bartholdy in England und Deutschland 1860 bis 1936. In: Die Tonkunst. 3 (2009), S. 467–478.
35 Hervorhebungen im Original. An den Pressedienst der Stadt Düsseldorf gesandtes Typoskript der Rede Balzers zur Eröffnung des Robert-Schumann-Konservatoriums, 7. Jan. 1935, StdAD IV 389.
36 Vgl. Jochen Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750–1945. Bd. 2. Darmstadt 1985, S. 200 f.
37 Vgl. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte 1914–1949. Bonn 2009, S. 687.
38 Niederschrift einer Besprechung des Oberschulrats Dr. Keim mit den Leitern und Oberstudienräten der Düsseldorfer Gymnasien, 23. Sept. 1933. Zit. nach Wiesemann, S. 36 f.
39 Der „Hitler-Gruߓ oder „deutsche Gruߓ war bei behördlichen Schriftstücken als Abschlussformel üblich. Zur Beendigung einer Rede war er jedoch nicht zwingend notwendig, da er nie durch eine rechtsverbindlich staatliche Vorschrift eingeführt worden war. Dennoch galt seine Unterlassung als Zeichen einer nationalsozialistischen Haltung.
40 Kölnische Zeitung v. 26. Jan. 1935, Art. „Musik im Westen. Drei Städte im Wettstreit der Musikschulen“.
Yvonne Wasserloos

Bild: Die Musikwissenschaftlerin Dr. Yvonne Wasserloos von der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf.