Lebenslauf
Leon Botstein

Brahms: Ein deutsches Requiem
Julie Kaufmann, Sopran
Stephan Genz, Bariton
Städt. Musikverein zu Düsseldorf
(Einstudierung: Marieddy Rossetto)
Düsseldorfer Symphoniker
Leon Botstein
Bild: Konzertfeier nach dem Brahms-Requiem, Manfred Hill dankt Leon Botstein für ein wunderbares Konzerterlebnis.

Aus dem Begleitheft zur Schallarchiv-CD:
Dieses Brahms-Requiem markierte für den Städtischen Musikverein zu Düsseldorf einen historischen Wendepunkt: Seit Bestehen des alten Planetariums als Tonhalle, also seit 1978, kämpften alle Musiker –ob Orchester, Solisten oder Chor – gegen den wunderschön aussehenden, aber gleichwohl schlecht klingenden Saal. Unendlich viel Liebe und Mühe der Proben wie Aufführungen waren zu großen Teilen vergebens, da der Saal kaum etwas „zurück gab“. Mit den Konzerten vom November 2005 sollten diese frustrierenden Erlebnisse endlich der Vergangenheit angehören. Was keiner für möglich gehalten hatte trat durch die hohe Kunst der Akustiker tatsächlich ein: eine im wahrsten Sinne des Wortes erfolgreiche „Quadratur des Kreises“ gab dem Saal jene Resonanz, die es erst jetzt mit Recht erlaubte, von einem Konzertsaal sprechen zu dürfen. Für den Musikverein, der wahrlich weit gereist und durch die großartigsten Konzertsäle der Welt verwöhnt war, glichen die ersten Proben und das darauf folgende Konzert einem „Wunder am Rhein“. Plötzlich hörte man einander, das Orchester war kein fremdkörperartiger Schallvorhang, sondern wurde zum integrierten Bestandteil eines bewusst gemeinsamen Musizierens. Auch die Solisten sangen nun –obgleich an der Rampe- nicht wie aus einer anderen Welt, sondern wurden zu dem, was sich der Komponist sicher auch vorgestellt hatte: zum –im akustischen Sinne- „Primus inter pares“.
Man kann sich kaum vorstellen, welche Erleichterung nach den ersten Tönen im Saal auch bei den Mitgliedern des Chores um sich griff; das Orchester war ohnehin bereits seit der ersten Probe (Strauss: Ein Heldenleben) restlos begeistert. Glaubhaft wurde berichtet, dass besonders ältere Orchestermitglieder Tränen in den Augen hatten: “Warum habe ich darauf so lange warten müssen?!“
Der Musikverein ist froh, mit dieser Aufnahme eines der Kernwerke seines Repertoires unter so günstigen Umständen dokumentieren zu dürfen. -Ad multos annos!-