Lebenslauf
Ljubomir Romansky

Konzertreise nach Paris:
Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion"

Im Booklet der historischen Aufnahme dieses Konzertes aus unserem Schallarchiv finden sich folgende interessante Anmerkungen:
Blickt man in die Chronik des Städtischen Musikvereins, so wird man feststellen, dass die Matthäus-Passion in den 40er und 50er Jahren des XX. Jahrhunderts fester Bestandteil des Konzertlebens in Düsseldorf war. Alternativ finden wir ab 1960 die Johannes-Passion bzw. die Hohe Messe h-moll. Erst mit Amtsantritt von Rafael Frühbeck de Burgos ändert sich das „österliche“ Konzertbild, wobei nach 1966 (Hanns-Martin Schneidt) bei den städtischen Konzerten eine Pause bis 1983 (Bernhard Klee) eintrat, und seitdem aus heutiger Sicht die Planungen bis in das Jahr 2010 keine weitere Aufführung des monumentalen Bach-Werkes vorsehen. Die Besetzungen der Matthäus-Passionen waren durchweg hoch prominent, so sangen u.a. Helmut Melchert, Trude Eipperle, Dietrich Fischer-Dieskau, Annelies Kupper, Ruth Siewert, Maria Stader, Richard Holm, Agnes Giebel, Karl-Christian Kohn, Kim Borg, Murray Dickie, Stefania Woytowicz, Hertha Töpper, Marga Höffgen, Theo Adam und Peter Pears -um nur einige der Solisten zu nennen-. Dies entsprach der Sängerelite der Zeit! 1965 wurde der Musikverein ein zweites Mal (nach 1959) mit der Passion nach Paris eingeladen; wieder in den Salle Pleyel und erneut unter der Leitung von Ljubomir Romansky. Obwohl der ORTF auch dieses Konzert aufzeichnete, fand sich im Archiv des Chores kein Tondokument. Nachfragen bei Radio France blieben erfolglos. Umso dankbarer sind wir einem Chormitglied, Herrn Werner Hunke, der über befreundete Musikliebhaber in Paris seinerzeit die Ausstrahlung des Konzertes hatte mitschneiden lassen. Natürlich kann ein solcher Sendemitschnitt aus der damaligen Zeit keine professionelle Qualität haben, so fehlen (neben den auch dieser Pariser Fassung eigenen Strichen) die ersten 5 ½ Takte des Vorspiels zum Eingangschor, sowie 20 ½ Takte aus dem Rezitativ Nr. 52. Im Sinne der Geschlossenheit des vorliegenden Tondokuments wurden diese Stellen dem entsprechenden Material aus der Aufzeichnung des Jahres 1959 entnommen (Vol. 85). Interessant bleibt die Beobachtung, dass man 1965 schon erheblich vollständiger eine Matthäus-Passion auch in Paris präsentieren konnte, was besonders für den zweiten Teil gilt, der immerhin über 20 Minuten länger wurde als noch sechs Jahre zuvor. Neben dem herausragenden Josef Traxel als Evangelisten haben wir Gelegenheit, die großartige Maria Stader zu hören, eine der führenden Bach- und Mozart-Interpretinnen der Nachkriegszeit. Hingewiesen sei auch auf Lawrence Winters, der wenige Wochen nach dieser Aufnahme im Alter von nur 46 Jahren verstarb.
Bild: Maria Stader