Schallarchiv
Mozart: Requiem d-moll KV 626

Die 80er Jahre des 20sten Jahrhunderts waren in Musikerkreisen gekennzeichnet durch heftigste Diskussionen über die jeweilige Aufführungspraxis besonders der Werke des Barock und der Frühklassik. Auch wenn – im Gegensatz zu z.B. Händel und Bach – das Oeuvre von Wolfgang Amadeus Mozart nicht so sehr im Focus dieser Auseinandersetzung stand, konnte der Chor des Musikvereins in Sachen „Requiem“ extrem unterschiedliche Erfahrungen machen. Bernhard Klee bevorzugte in Saarbrücken, Düsseldorf und Wroclaw eine schlanke, jedoch nicht historisierende Interpretation. Dem entgegen standen 1983 in Lille und Saint Denis (Paris) durch Jean-Claude Casadesus, später dann 1985 in Antwerpen und Brüssel unter Emil Tchakarov deutlich romantischere Auslegungen des Mozartschen Spätwerkes. Für Konzerte in Antwerpen erforderte das zum damaligen Zeitpunkt schon Mut, nicht zuletzt weil hier doch Philippe Herreweghe, der als einer der kompetentesten, strengsten und eifrigsten Vorreiter historisch nachempfindender Ensembles galt und gilt, residiert. Tchakarov setzte hier, vergleichbar mit der berühmten Bernstein-Interpretation, einen deutlichen Kontrapunkt. Der Städtische Musikverein zu Düsseldorf ist dankbar für das Entgegenkommen des Philharmonischen Orchesters von Flandern, das in unbürokratischer Weise der Bitte nach einem Mitschnitt entsprach. Obwohl „deSingel“ ein recht spartanisch eingerichteter moderner Konzertsaal ist, zeichnet er sich –ähnlich dem Dr. Anton Philips-Saal in Den Haag- durch eine für den Konzertbesucher äußerst angenehme, weiche Akustik aus. Dieser Eindruck lässt sich jedoch vom Podium her nicht bestätigen, was den Sängerinnen und Sängern aus Düsseldorf anfänglich durchaus zu schaffen machte, bei der hier dokumentierten Aufführung jedoch keine Rolle mehr spielte.


Nach der Orchesterprobe in Antwerpen: Emil Tchakarov im Gespräch mit Prof. Hartmut Schmidt, Kunibert Jung sowie dem Leiter des Filharmonisch Orkest van Vlaanderen