Schallarchiv
Mozart: Vesperae solennes de Confessore Beethoven: Fantasie für Klavier, Chor und Orchester Brahms: Schicksalslied

Der Blick auf das Repertoire und die Statistik des Städtischen Musikvereins zeigt in der überwiegenden Mehrzahl Werke, deren Aufführung meist einen ganzen Konzertabend in Anspruch nimmt. Deutlich seltener findet man Stücke, die in ihrer etwas kleineren Form zwar kürzer, gleichwohl ebenso anspruchsvoll wie musikalisch ausdrucksstark sind. Zu den letztgenannten zählen die drei Werke, denen wir in dieser Ausgabe des Schallarchivs begegnen. Mozart ist –fast möchte man sagen: wie Bach- ein Prüfstein ganz besonderer Qualität für jeden Musiker. Erstaunlich wie vergleichbar finden sich als Kontrapunkt zum russischen Komponisten Edison Denissow beide genannten Komponisten (Bach und Mozart) wieder: Bernhard Klee stellte dem Requiem von Denissow im März 1985 die Bach-Kantate BWV 21 „Ich hatte viel Bekümmernis“ voran; fast so, als wolle er den Chor ob der zahlreichen Einstudierungsmühen trösten……? Salvador Mas Conde lies dem nicht minder komplexen Werk Denissows „Morgentraum“ 10 Jahre später Mozarts „Vesperae“ KV 339 folgen. Auch hier wurde der Konzertabend durch zwei fundamental gegensätzliche Kompositionen zu einem musikalisch hoch anspruchsvollen Ereignis.

Die oft als „kleine 9.“ bezeichnete Chorfantasie trägt ihren Beinamen ein wenig zu Unrecht, ist doch der Klavierpart nicht unwesentlich ausladender als das Chorfinale. Norichika Iimori ließ Beethovens op. 80 als europäische Antwort auf den mit Werken von Ohzawa und Ikebe stark asiatisch geprägten Konzertabend wirken. Bemerkenswert ist, dass alle Gesangssolisten aus den Reihen des Chores stammen!
Das Schicksalslied finden wir in der Chronik des Städtischen Musikvereins vergleichsweise häufig; so haben in den Nachkriegsjahren Bernhard Klee, David Shallon und Salvador Mas Conde das Werk dirigiert. Das Schallarchiv des Musikvereins hat nunmehr alle drei Interpretationen (Vol. 1, Vol. 98 und Vol. 124) dokumentieren können, was einen interessanten Vergleich zulässt: Klee verband Brahms mit Beethoven (Symphonie Nr. 5), Shallon stellte die vollständige Fassung des Sommernachtstraums von Mendelssohn dagegen, und Mas Conde ließ Brahms Beethovens 9. Symphonie folgen. In allen Fällen darf man wohl von einer anregenden und interessanten Kombination sprechen, die sicherlich auch einiges über die höchst unterschiedlichen Dirigenten-Persönlichkeiten aussagt.


Die Beethoven-Einspielungen von Norichika Iimori

Norichika Iimori