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Reden zum Abschied und zu „30 Jahre Tonhalle“: Sonntag, den 6.4.2008 – 11.00 Uhr:

Sonntag, den 6.4.2008 - 11.00 Uhr:
Rede zu "30 Jahre Tonhalle / Abschiedskonzert John Fiore" am Sonntag, 6. April 2008

Sehr geehrter Herr Dr. Rometsch, sehr verehrter Herr Fiore, sehr geehrter Herr van Meeteren, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Größer kann man ein Jubiläum und einen Abschied nicht feiern: Gustav Mahlers Achte Symphonie ist auch heute, mehr als hundert Jahre nach ihrer Entstehung, ein Nonplusultra geblieben, das kein anderer Komponist übertroffen hat. "Denken Sie sich, daß das Universum zu tönen und zu klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen, welche kreisen", notierte Gustav Mahler selbst über sein Werk, als sei es eigens dazu komponiert, unter der Sternenkuppel des großen Saales der Tonhalle zu erklingen.
Mahlers Achte Symphonie entwirft ein großartiges Bild von der Macht der Phantasie, deren visionärer Wille, das Unmögliche zu verwirklichen sucht. Auch unsere heutige Tonhalle verdankt sich der visionären Kraft eines Einzelnen, unterstützt und getragen von der Begeisterung und Förderung vieler Bürger dieser Stadt.
Düsseldorf, sein Musikverein und sein Orchester haben eine lange Beziehung zu Mahlers "Symphonie der Tausend", wie die Achte oft bewundernd genannt wird. Nach der Münchner Uraufführung im September 1910 fanden am 11. und 12. Dezember 1912 bereits die ersten Düsseldorfer Aufführungen im Kaisersaal der alten Tonhalle statt - die mit 1050 Mitwirkenden den Umfang der Uraufführung sogar überboten.
1929 erlebten die Düsseldorfer im Kaisersaal noch eine weitere Aufführung. Diese alte Tonhalle - der Ort so bedeutender Ur- und Erstaufführungen - fiel bekanntermaßen den Bomben des zweiten Weltkriegs zum Opfer. Mehr als zwei Jahrzehnte fand das Düsseldorfer Konzertleben eine provisorische Heimat in der Rheinhalle, dem wiederaufgebauten Planetarium - für Musiker und Publikum eine eher unbefriedigende Lösung. Doch immerhin: Auch hier fanden 1956 und 1968 insgesamt drei Aufführungen von Mahlers monumentaler Achter statt.
Dem bekannten Düsseldorfer Architekten und Sammler Prof. Helmut Hentrich verdankt sich die geniale Idee, die Rheinhalle in die neue "Tonhalle" zu verwandeln. Der Einfall, amüsierte er sich später, sei ihm während eines "etwas eintönigen Empfangs" in der Rheinhalle wie von selbst zugeflogen.
In die Konzeption des Gebäudes von Wilhelm Kreis - Teil des Ehrenhof Ensembles aus den 20er Jahren - setzte Hentrich einen charismatisch modernen Konzertsaal, der an die große Tradition der alten Düsseldorfer Tonhalle anknüpfen sollte.
Nicht nur die Stadt, sondern zahlreiche Düsseldorfer Bürger unterstützten materiell und ideell diese Pläne. Schon 1966 hatte sich die "Gesellschaft der Freunde und Förderer der Tonhalle Düsseldorf" mit einflußreichen Mitgliedern aus Wirtschaft und Politik gegründet, um dem Düsseldorfer Konzertleben eine neue, würdige Heimat zu geben.
Auf den Tag genau heute vor 30 Jahren, am 6. April 1978, wurde die neue Tonhalle mit einem Konzert der Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung des damaligen Generalmusikdirektors Bernhard Klee wiedereröffnet.
Natürlich durfte auch Mahlers Achte im Programm des neuen Konzertsaales nicht fehlen: Ein Jahr nach der Eröffnung, im November 1979, erlebte das Düsseldorfer Publikum zwei Aufführungen. Danach mußte es allerdings fast 29 Jahre warten, um erneut Mahlers symphonischer Hymne auf das Universum zu begegnen.
Und dies ist der Initiative von John Fiore zu verdanken, den wir heute als Generalmusikdirektor der Düsseldorfer Symphoniker offiziell verabschieden. Es ist ein würdiger Abschied für einen Dirigenten, der seine Stärke und Virtuosität gerade im großen spätromantischen Repertoire so unvergleichlich zu entfalten vermag.
Vielen im Publikum - und auf dem Podium - sind etwa die Aufführungen von Schönbergs Gurre-Liedern, Richard Strauss' Symphonischen Dichtungen oder van Dijks "Kreiten-Passion" unvergeßlich geblieben.
John Fiores unkompliziert, spontan und enthusiastisch vorgetragenen Moderationen und Konzerteinführungen begeisterten ein Publikum aller Alterstufen.
Die Reihe der Schulkonzerte, in der unzählige Düsseldorfer Schulkinder erstmals ein Symphonieorchester erleben konnten, ist John Fiore ebenso zu verdanken wie die populären Einführungen am Klavier für Neulinge und "Alte Hasen" unter den Konzertbesuchern. Die Öffnung der Düsseldorfer Symphoniker hin zum Publikum ist eines der großen Verdienste John Fiores und herausragende Errungenschaft seiner langjährigen Amtszeit.
Mit dem heutigen Abend verabschiedet sich John Fiore von der Tonhalle - aber nicht von Düsseldorf. Zur Freude seiner vielen Fans wird er der Deutschen Oper am Rhein, deren Chefdirigent er seit 1999 ist, noch für eine Saison erhalten bleiben. Herzlich darf ich John Fiore für seine liebevolle und zugleich leidenschaftliche Arbeit danken.
Freuen wir uns nun auf die Aufführung eines der überwältigendsten Werke der Musikgeschichte - und auch auf ein ganz neues Werk, das eigens zum 30-jährigen Tonhallen-Jubiläum von dem gebürtigen Düsseldorfer Prof. Peter Ruzicka komponiert wurde.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!