Lebenslauf
Stadtgeschichte/Vereinsleben

Musikfest = Düsseldorf - 18. Niederrheinisches Musikfest am 22. und 23. 5. 1836

Am 1. 5. und am 5.5.1835 kündigte Felix Mendelssohn Bartholdy offiziell seine Stelle in Düsseldorf als Musikdirektor (siehe Eintrag vom 5.5.1835). Das Comite für Tonkunst und der Musikvereinsvorstand schrieben dem Musikdirektor hierzu folgenden Brief:

"Ew. Wohlgeboren haben die Verhältnisse gelöst, welche Sie seit dem 1ten Oktb. 1833 für Düsseldorf eingegangen waren und die Sie unserem Kreise zunächst innig verbunden hielten. Seitdem uns Ew. Schreiben vom 1ten Mai c. an die hiesige städtische Behörde, und die fernere Mitteilung vom 5ten Mai c. an den mitunterzeichneten Präs. Scho. bekannt geworden waren, überließen wir uns noch einer schwachen Hoffnung, Ihren Entschluß abgeändert zu sehen. Uns und Vielen außer unserem Kreise war Ihre erfreuliche, ersprießliche Wirksamkeit, gleichwie Ihre hiesige Gegenwart zur lieben Gewohnheit geworden, deren Entbehrung uns noch unbegreiflich erscheint, während sie uns schon bald schmerzlich berühren wird. Ihr Entschluß steht fest. Wir dürfen die Motive zu demselben unberührt lassen. Können wir dieselben, wie Ew. Sie in Ihrem Schreiben vom 5ten Mai bezeichnet haben, auch um so weniger als vollgültig erkennen, wo Sie an Ihre persönlichen Eigenschaften geknüpft sind, so dürfen wir uns doch die beruhigende Gewißheit gönnen, sie a u ß e r unserer Mitte suchen zu müssen.
Uns bleibt nur die Pflicht, Ihnen im Namen der von uns vertretenen Musikfreunde Düsseldorfs Lebewohl zu sagen. Für sie und uns bitten wir Sie, den herzlichsten Dank, die aus dem vollen Bewußtsein des unersetzbaren Wertes Ihres hiesigen Aufenthalts geschöpfte Anerkennung für Ihre Wirksamkeit zu genehmigen. Gestatten unsere Mittel nicht Vollendung, so war doch das Streben vorhanden und Ihnen sind wir verpflichtet, wenn das Bestreben nicht ohne Frucht blieb und wenn die Folgen Ihrer Wirksamkeit uns nicht verloren gehen.
Bei uns bleibt Ihnen ein treues, herzliches Andenken gewidmet. Unsere besten Wünsche begleiten Sie auf Ihrem ferneren Lebenswege und mit warmer Theilnahme werden wir von Ihrem künftigen Wirken hören, Ihre Kunstproduktionen bei uns begrüßen. Die letzteren müssen Sie schon mehr uns heimisch erhalten. Und sollten Sie je und irgendwo den Wunsch einer Rückkehr hierher empfinden - hier finden Sie stets die alte Freundschaft wieder.
Das nächste Niederrh. Musikfest wird wieder hier begangen. Es würde uns sehr erfreuen, wenn Sie noch vor Ihrer Abreise uns die Zusage zurückließen, die Leitung bei diesem Musikfeste zu übernehmen. Vielleicht wäre auch eine Rücksprache wegen auszuführenden Tonwerke schon jetzt rätlich. Wir bitten Sie, uns das Oratorium Paulus, mit dessen Vollendung Sie beschäftigt sind, für den ersten Tag des Festes zu bestimmen. Unter solcher Hoffnung Ihrer Wiederkehr um Pfingsten 1836 werden wir auch bis dahin Sie noch als den Unsrigen betrachten. Ihre Versicherung, daß Sie Düsseldorf und unser freundlich und gerne gedenken werden, ist uns sehr werthvoll. Sie wird durch Ihre Leitung des Musikfestes 1836 auch im großen Kreise zur Wahrheit werden.
Leben Sie wohl und glücklich. Möge Ihr herrliches, großes Talent überall die Teilnahme, die Verehrung finden, welche wir ihm erweisen.
Mit herzlicher Freundschaft und Anhänglichkeit nennen wir uns
Ew. Wohlgeboren
ergebene
Das Comité des Vereins f.T."