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Städtischer Musikverein zu Düsseldorf e.V. gegr. 1818

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Kerze - Trauer

Trauer um die Toten von Hanau

Trauer um die Toten von Hanau

Bei tragischen und traurigen Ereignissen in der Vergangenheit habe ich als Vorsitzender unseres Vereins versucht, meine eigene Betroffenheit und die unserer Vereinsmitglieder zu thematisieren und Anteil am Geschehen in unserem Gemeinwesen zu nehmen. So bei den Anschlägen in Paris und Berlin aber auch im November zum Pogromgedenken im Ratssaal der Landeshauptstadt Düsseldorf mit dem eindringlichen Appell des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Düsseldorfs. Dr. Odat Horowitz vermisste den Aufschrei unserer Gesellschaft nach dem Anschlag von Halle und dem Ergebnis der Thüringen-Wahl.

Nach dem 9.11.2019 ist viel passiert in unserem Land und so möchte ich an dieser Stelle zuallererst den Angehörigen der Toten des schrecklichen Anschlages von Hanau mein tief empfundenes Beileid, ganz sicher auch im Namen aller unserer Mitglieder, aussprechen.

Wir sind ein gänzlich unpolitischer Verein, stehen aber in der Mitte unserer Gesellschaft und wurden vor 200 Jahren als Bürgerinitiative gegründet die es sich zur Aufgabe machte, das kulturelle Leben vom Adel in die Bürgerschaft zu tragen. Dies ist in grandioser Weise, auch belegbar durch unsere Vereinsgeschichte, gelungen. Mit diesem Hintergrund fühle ich mich verpflichtet Stellung zu beziehen und bin sicher, die Mitglieder an meiner Seite zu haben.

Heute sind wir der Konzertchor der Düsseldorfer Symphoniker und der Landeshauptstadt Düsseldorf, speisen uns aus der Bevölkerung unseres Landes, sind eine bunte Mischung mit mehr als 15 singenden Nationalitäten aus aller Welt und betreiben eines der größten Singprojekte für Grundschulkinder in Europa, die SingPause.

In der bunten Gemeinschaft der erwachsenen Sängerinnen und Sänger erfahren wir Gemeinschaftserlebnisse von enormer Intensität und können dies nur auf die Kinder der SingPause übertragen, die in ihren Grundschuljahren mit Begeisterung Lieder in 15 Sprachen, einschl. Düsseldorfer Platt, lernen und untereinander kommunizieren.

Mit einem Wort: Unser Leben und unsere Zusammensetzung sind bunt, multinational und multikulturell. Unser Leben ist darauf ausgerichtet, mit allen Gesellschaftsschichten, Religionen und Weltanschauungen auf der Basis unserer zutiefst humanistischen Werte eine offene Gesellschaft zu gestalten. Mit unserem kulturellen Tun und Handeln stemmen wir uns gegen manchen Zeitgeist, der uns von Populisten eingeredet wird und der über alle möglichen Medien seine hemmungslose Verbreitung findet.

Zur Zeit haben wir die Chance, dass Hanau auch eine Lehre und ein neuer Anfang sein kann. Würde dies eintreffen, würde unsere Gesellschaft die Toten adeln.

In den letzten Tagen nach den abscheulichen Morden von Hanau dürfen wir mit wohl ziemlicher Genugtuung feststellen, dass nun endlich der von Dr. Horowitz reklamierte Aufschrei der Gesellschaft Gestalt annimmt. Bei aller Tragik für die Angehörigen und für unsere Gesellschaft nach solchen Ereignissen dürfen wir, aufgrund der vielen öffentlichen Demos und Appellen gegen rechtsradikales Tun auch feststellen, dass diese schrecklichen Vorgänge vielleicht der nötige Weckruf, auch im Zusammenhang mit Halle und dem Thüringischen Wahldebakel, sein könnte.

Ich würde es uns allen wünschen, denn unsere Gesellschaft hat es bitter nötig. Hierzu geht mein Appell an die Politik, sich von Personaldebatten zu entfernen, den Konsens der Demokraten zu suchen und eine klare Haltung gegen den Terror einzunehmen. Dabei muss konstatiert werden, dass sich die staatliche Ordnungsmacht erhebliche Defizite mit der Bewertung von rechtsradikalen Entwicklungen ankreiden lassen muss und dass hier nicht nur eine klare Sprache, sondern auch ein Aufbäumen nicht nur der Legislative sondern auch und vor allem der Judikative wie der Exekutive gegen diese Entwicklung zu sofortigem Handeln führen muss.

Die momentan so überaus starken Populisten in unser Welt setzen in der Welt und auch hier in Deutschland, vor allem aus der Ecke der blauen Partei, auf eine Gefolgschaft, die ganz offensichtlich aufgrund intellektueller Defizite leicht zu beeindrucken und zu beeinflussen ist. Rechten Parolen zu folgen ist  dumm, wie es die Geschichte mannigfaltig beweist. In der Vergangenheit verhaftete Politiker, deren Grundhaltung auch noch auf Zerstörung ausgerichtet ist, werden nicht in der Lage sein, unsere Gesellschaft zu Erfolgen zu führen und dafür Sorge zu tragen, dass wir uns nach vorne entwickeln und die Herausforderungen der Zukunft werden bewältigen können. Alleine diese einfach zu verstehende Formel müsste spätestens jetzt die Mitläufer und Protestwähler dazu bringen, in den Schoß der Demokraten zurückzukehren, sie sind dort willkommen, auch dann, wenn diese Demokraten leider zur Zeit, zurückhaltend formuliert, etwas instabil sind. Trotzdem ist diese Rückkehr immer noch der bessere Weg, als dumpfen Sprüchemachern durch eigenes Wahlverhalten Lohn und Brot zu geben, denn die Sprüche machen diese Demagogen nicht zum „Wohle des Landes“ sondern ausschließlich zum Wohle ihres persönlichen Geldbeutels. Die Rückkehr ist einfach: Jeder Mensch hat in seinem Leben mal eine dumme Entscheidung getroffen. Dumme Entscheidungen haben den Vorteil, dass sie leicht korrigierbar sind und im Falle einer dummen Wahlentscheidung findet das auch noch geheim statt. Die Führung der blauen Partei textet mit "Wir sind das Volk" - "Wende 2.0" und anderes mehr. Sie sind nicht das Volk und sie haben auch keine Wende gemacht. Das Volk sind die erschrockenen Nichtwähler und das Volk versammelt sich demokratisch unter den Farben rot-rot-grün-schwarz-gelb.

Die gesamte Führung der blauen Partei hat sich nach den Morden sofort auf einen medizinischen Auslöser wie „Geisteskrankheit“ festgelegt. Niemand aus dieser Führung verschwendet einen Gedanken an die von ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen initiierte Verrohung unserer Sprache einschließlich eines von ihnen zu verantwortenden Verlustes an Qualität der Auseinandersetzung im Bundestag, der beispielhaft ist.

Wir sollten Hanau und Halle als Chance zur Kehrtwende in unserer Gesellschaft betrachten. Kehrtwende hin zur bedingungslosen Toleranz allen Menschen gegenüber, Kehrtwende zum Aufruf an die Verirrten zur Wiedereingliederung in die demokratische Wirklichkeit, Kehrtwende zum Aufruf an die Politik und die Politiker, sich nicht um Posten sondern um das Land und deren Menschen zu kümmern, Kehrtwende zum Aufruf an uns alle, die Menschen zu achten, die sich um unser Gemeinwohl Tag für Tag sorgen. Das sind nicht nur diejenigen, die sich um uns kümmern wenn wir krank sind, sondern auch diejenigen, die uns beschützen, unser Umfeld bewachen und auch diejenigen, die sich im Ehrenamt und in der politischen Arbeit oftmals bis zur persönlichen Selbstaufgabe engagieren.

Wir haben die Chance zum Aufbruch, lasst uns alles dafür tun, sie zu nutzen.

Manfred Hill

-Vorsitzender-

am 21.2.2020 – 20.00 Uhr