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Uraufführung von Ernst Peppings „Tedeum“ durch den Musikverein vor 50 Jahren am 2.6.1956 !!

Vor fünfzig Jahren: 1956 – Uraufführung des Tedeum in Düsseldorf

Im Jahr 1955 wurde Pepping der Robert-Schumann-Preis der Stadt Düsseldorf zugesprochen. Die Verleihung des mit 5000,-- DM dotierten Preises war verknüpft mit einer Auftragskomposition für das 1956 (zum 100. Todestag von Robert Schumann) in Düsseldorf stattfindende 110. Niederrheinische Musikfest: Die Stadt hatte ein oratorisches Chorwerk bestellt, und Pepping erfüllte den Auftrag mit seinem Tedeum. Die Uraufführung erfolgte im 1. Hauptkonzert am 2. Juni 1956 im Robert-Schumann-Saal der Düsseldorfer Rheinhalle. Im Rahmen des Festaktes fand auch die Preisübergabe durch den Düsseldorfer Oberbürgermeister Josef Gockeln statt. Der Preis würdigte Peppings „Gesamtschaffen, besonders für die neuen Impulse in der Chormusik“ (Jurybeschluss vom 22. September 1955), und der Text der Urkunde lautet:

„In den Jahren der Unentschiedenheit der musikalischen Stile fand Ernst Pepping aus der Erkenntnis, dass alle echte Kunst einer Verwurzelung im Jahreskreis des geistlichen und weltlichen Lebens bedarf, neue lebenskräftige Inhalte und Formen insbesondere auf dem Gebiete der Chormusik. Ernst Pepping ging seinen schöpferischen Weg unbeirrt auch in späteren Jahren und schrieb Werke, die heute ihren festen Platz in der großen Musik einnehmen. Seine ureigene Schreibart gehört als ein charakteristischer Zug zum musikalischen Bild der Gegenwart.“

Das Niederrheinische Musikfest verstand sich als ein Fest der „gemäßigten“ Moderne: „Das zeitgenössische Schaffen gewinnt gebührenden Platz (wobei man sich in den Programmen allerdings vorsichtigst an die ‘mittlere’ Linie hält)“, konstatierte eine Düsseldorfer Zeitung. „Die begrüßenswerteste Neuerung aber ist das Erteilen eines Kompositionsauftrags – wenn man, wie es geschah, sich an den Richtigen wendet und diesem, wie es auch geschah, die Sterne beim Komponieren günstig stehen.“

Im übrigen stand die Düsseldorfer Uraufführung unter unguten Sternen. Bereits die Planung und Vorbereitung verliefen chaotisch: Der Dirigent Eugen Szenkar sagte ab, ebenso die Sopranistin Clara Ebers – die die Partie nicht einstudieren konnte, weil der Klavierauszug zu spät eintraf. (Während deren Namen bereits im Programm abgedruckt waren, hatten die Veranstalter den Namen des Baritons vorsorglich vorent-halten.) Hinzu kamen ein offenbar schlecht präparierter Chor – und ein tobender Pepping, der Veranlassung sah, sich im Nachhinein in einem „Dankesbrief“ zu den Düsseldorfer Ereignissen zu äußern, und den zu veröffentlichen sich die Düsseldorfer „Rheinische Post“ (in der Ausgabe vom 3. Juli 1956) entschloss:

„Sehr verehrte und liebe Damen und Herren des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf! In wohlüberlegter Absicht habe ich einige Zeit nach der Aufführung des Tedeums verstreichen lassen wollen, bevor ich mich an Sie wende. Möglicherweise nämlich – dies war hierbei mein Gedanke – haben Sie sich mittlerweile ein wenig von Ihren Strapazen erholt, möglicherweise sind die mannigfachen wirtschaftlichen Schädigungen, die Ihnen infolge der Einschränkung Ihrer beruflichen Tätigkeit während des Studiums erwachsen sind, in etwa aufgeholt, möglicherweise auch die Risse, die durch die zuletzt fast täglich angesetzten Proben zweifellos in Ihrem Privatleben aufbrachen – zerrüttetes Familienleben, eheliche Auseinandersetzungen, Lösung von Verlöbnissen und sonstigen zärtlichen und freundschaftlichen Bindungen – glücklich geschlossen worden, so daß ich vielleicht hoffen darf, daß die Zeit Ihren mit Recht gegen mich gefaßten Groll gemildert hat, wenn ich Ihnen und Ihrem unermüdlichen Chorleiter Michel Rühl heute aufrichtig und herzlich für Ihre große und erfolgreiche Arbeit Dank sage. Sie haben sich Wochen und Monate hindurch malträtieren, schikanieren, piesacken und beschimpfen lassen, ohne die Sache aufzugeben. Das Ergebnis war, daß jeder, den ich in Düsseldorf nach der Aufführung oder hier nach der Berliner Rundfunkübertragung sprach, voll des Lobes für Ihren Chor war und Hymnen auf ihn sang, in die ich gern eingestimmt habe. Ich muß gestehen, daß in einer Zeit des Musikbetriebes, in der die Musik Gefahr läuft, zu einem Modeartikel oder einem intellektuellen Spiel herabgewürdigt zu werden, die Existenz von Chören, in denen wie in dem Ihrigen jeder Einzelne selbstlos und zu allen Opfern bereit sich dem Gedanken der Musik verschrieben hat, für mich eine große Hoffnung bedeutet.

Daß Sie mir zu guter Letzt noch feurige Kohlen in Gestalt eines Blumenstraußes und eines reizenden Briefes aufs Haupt legten, hat mich besonders gerührt.

Sie wissen, daß ich während der Düsseldorfer Tage in gleicher Spannung wie Sie um die Sache war. Ich erinnere mich gern der vielen freundlichen und ermutigenden Anreden, die mir aus Ihren Reihen zuteil geworden sind. Lassen Sie mich Ihnen für eine erfolgreiche Weiterführung Ihrer Arbeit alles Gute wünschen. Ich hoffe, Ihnen wieder zu begegnen.

gez. Ihr Ernst Pepping“

Quelle: Hompage der Ernst Pepping-Gesellschaft
c/o Universität der Künste Berlin
Universitätsarchiv
Einsteinufer 43-53
10587 Berlin