Lebenslauf
Vereinsleben

Musikfest = Düsseldorf - 18. Niederrheinisches Musikfest am 22. und 23. 5. 1836

Am 15. Mai 1836 schrieb die Düsseldorfer Zeitung folgenden begeisterten Artikel in Erwartung des Musikfestes und des Musikdirektors Mendelssohn. Die aufgeführten Details zeugen von ziemlichem „Insiderwissen“ des Redakteurs:

(Düsseldorfer Zeitung.)
„Düsseldorf, vom 15. Mai.
Wir stehen nun an der Schwelle der schönen Tage, welche Nro. 96 d. Bl. Am 9.v.M. verkündigte, und die uns das Niederrheinische Musikfest bereitet. Zur lebendigsten Theilnahme hat die frohe Kunde der Erhaltung unserer Kunst- und Freudenfeier hier und in der Ferne alle werkthätigen Freunde gerufen. Mit rastlosem Eifer sind die Vorbereitungen betrieben, und ein erfreulicher Erfolg in heiterer Aussicht für das würdige Gelingen des Festes lohnt die Bestrebungen. Seit acht Tagen ist F. Mendelssohn-Bartholdy hier, und die jetzt unter seiner Leitung mit einem Chore von 130 freudig ertönenden Stimmen gehaltenen Proben zeigen, wie thätig und sorgsam die auszuführenden Werke geübt wurden. Aber auch zu welcher Begeisterung erhebt dieses Oratorium „Paulus!“. Wie würdig und prachtvoll stellen sich die Chöre des „Davidde penitente“, und des Psalms von Haendel dar? Da ist ernst und frommer Sinn, frisches, kräftiges Leben, Aufschwung zum Schönsten und Höchsten, was die Kunst veredelnd dem Herzen und dem sinnigen Gefühle beut.
Bald sammelt sich die Schaar der thätigen Festgenossen. Ihre Zahl wird über 500 betragen. Dem Komitee ist es gelungen, in den Künstlerinnen Frau Fischer-Achten aus Frankfurt a.M., Fräulein Grabau aus Leipzig, für den Sopran, in den Künstlern Herrn Schmezer, Tenor, und Herrn Fischer, Baß, aus Frankfurt a. M., welchen sich unser Fräulein Meiselbach und Herr Versing gesellen, für die Besetzung der Solopartien eine Gesamtwirkung zu gewinnen, welche des Festes würdig, seine schönste Zierde ist und den Kunstfreunden einen seltenen Genuß bietet und sichert. Auch in dem Orchester erscheinen viele gefeierte Künstler. Die versammelten Kräfte werden fähig, der Macht der Tonkunst einen herrlichen Triumph zu bereiten.
Die Auswahl der auszuführenden Tonwerke wird noch eine wichtige und höchst interessante Abänderung erfahren. Statt der Ouvertüre zu „Olympia“ wird die bis jetzt nicht bekannte erste Ouvertüre zu „Leonore“ von L. v. Beethoven, op. 138. komponiert im Jahre 1805, zur Aufführung gebracht werden, da es gelungen ist, dieselbe in Wien zu erhalten und sie nach gestern eingegangener Nachricht seit dem 7. d.M. hieher abgesandt worden.
Mit Freuden gedenken wir noch der vor drei Jahren geschehenen Aufführung der Ouvertüre Nro. 2 von „Leonore“ und mit um so größerem Interesse sehen wir der neuen Erscheinung entgegen, die als eine der edelsten Blüthen des Genius unseres v. Beethoven gepriesen wird.“