Musikdirektoren/Chorleitung
Hugo Balzer

Hugo Balzer – Generalmusikdirektor vom 1. Januar 1933 bis zum 30. November 1944,

erlebte die dunkelste Zeit Deutschlands in Düsseldorf. Balzer musste die Reichsmusiktage organisieren. Die Nazis beabsichtigten, Düsseldorf zu ihrer „Deutschen Musikhauptstadt” zu machen, was glücklicherweise nicht realisiert wurde.

Hugo Balzers Rolle in dieser Zeit bedarf sicherlich einer genauen Betrachtung. Schaut man in die Konzertprogramme, lässt sich oberflächlich feststellen, dass diese einen relativ “normalen” Konzertbetrieb vermuten lassen. Angemerkt werden muss jedoch, dass es keinen Mendelssohn mehr gab und auch alle anderen, von den Nazis verfehmten oder kritisch betrachteten, Komponisten fanden keinen Platz in Balzers Programmgestaltung.

Die Ausstellung „Entartete Musik” hat er oder wollte er nicht verhindern. Die Vorgänge im Musikverein, dessen Chef er war, sind von ihm auch nicht so begleitet worden, wie man es sich hätte wünschen können (siehe auch die folgenden Einträge zu den Vorgängen in der Nazizeit).

Er scheute sich auch nicht, so seltsame Werke wie “Einer baut einen Dom”, eine Hitler-Verherrlichung von Hansheinrich Dransmann oder “Der Feldherr” von Händel (eine Verhöhnung von Händels “Judas Maccabäus”) ins Programm zu nehmen.

Die „neutrale” Gestaltung dokumentiert sich in den Konzertprogrammen mit Chor, die Hugo Balzer auch in dieser schweren Zeit realisieren konnte. Wir führen hier einige dieser Programme mit den Aufführungsdaten auf:
31.10.-1.11.1933 Joseph Haydn: „Die Jahreszeiten”
6. – 7. 12. 1933 Baron Kurt von Wolfurt: „Weihnachts-Oratorium”
29. – 30.3.1934 Anton Bruckner: „Große Messe f-Moll” und „150. Psalm”
21. 11.1934 Giuseppe Verdi: „Requiem”
19. 4. 1935 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion”
12. 12. 1935 Johann Sebastian Bach: „Weihnachts-Oratorium”
10. 4. 1936 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion”
25. – 26. 3. 1937 Ludwig van Beethoven: „Missa Solemnis”
14. – 15. 4. 1938 Ludwig van Beethoven: „Missa Solemnis”
5. 1. 1939 Johannes Brahms: „Ein Deutsches Requiem”
6. – 7. 4. 1939 Johann Sebastian Bach: „Hohe Messe h-Moll”
22.10.1939 Giuseppe Verdi: „Requiem”
21. – 22. 3. 1940 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion”
10. – 11. 4. 1941 Anton Bruckner: „Große Messe f-Moll Nr. 3″
2. – 3. 4. 1942 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion”
22. – 23. 4. 1943 Johannes Brahms: „Ein Deutsches Requiem”

Mit Ende des Krieges (1945) endete auch die Beschäftigungszeit Balzers als Musikdirektor in Düsseldorf durch Entlassung. Seine Düsseldorfer Zeit bedarf hinsichtlich seiner Loyalität zu dem herrschenden Regime einer tieferen Betrachtung und Aufarbeitung, die vielleicht zu einer kritischeren Wertung seiner Amtszeit und seiner Person führt. Hugo Balzer war nach seiner Entlassung in einigen anderen Ländern als Dirigent tätig und verstarb im Jahre 1985.