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Rheinisches Musikarchiv – Ein Anfang?

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Erlebnisbericht von Manfred Hill als Teilnehmer der Feierstunde am 24.9.2025 in der Herzkammer des KAP1.

Am 14.9. kündigten wir die Veranstaltung „Musikoriginale im Fokus – Eine Feierstunde“ an dieser Stelle an. Gestern ging hierzu eine schöne und informative Veranstaltung in der „Herzkammer“ des KAP1 über die Bühne.

Etwa 100 Gäste befanden sich in gespannter Erwartung als Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, die Veranstaltung eröffnete und die Bedeutung des enormen Musikarchivs des Heinrich-Heine-Instituts und des Schumann-Hauses Düsseldorf herausstellte. Zu Beginn dankte Frau Koch dem Hausherrn des KAP1, Herrn Stephan Schwering, für die Gastfreundschaft und die Unterstützung bei der Einrichtung des Archivs. Einen besonderen Dank richtete sie an die Direktorin des HHI, Frau Dr. Sabine Brenner-Wilczek, und ihrem engagierten Team für die enorme Arbeit zur Aufarbeitung der Archiv-Bestände für die Übergabe in die neuen und wunderbaren Archiv-Räume im KAP1. Auch dankte Frau Koch der Leiterin des Kulturamtes, Frau Angelique Tracik, für die vielen Hilfestellungen aus dem Kulturamt gemeinsam mit dem Team des Kulturamtes. Aus einem Nebensatz wurde deutlich, dass alle Vorbereitungen im HHI als auch im Kulturamt im Rückblick als eine Titanen-Aufgabe bezeichnet werden dürfen.

Nach dieser informativen Begrüßung übernahm Frau Dr. Brenner-Wilczek die Moderation der Veranstaltung. Sie erläuterte mit bildhafter Unterstützung die Art der Unterbringung in den weitläufigen Archiv-Räumen und wies auf die optimalen klimatischen und räumlichen Bedingungen hin. Auch machte sie deutlich, dass diese Feierstunde ein Anfang für ein „Rheinisches Musikarchiv“ sein könnte, welches die Bestände und die Kraft hätte, zu überregionaler Bedeutung anzuwachsen.

Der zeitliche Rahmen der Bestände beginnt 1801 und geht fortlaufend in die Nachlässe von Künstlern und Musikern der heutigen Zeit über. Da der Städtische Musikverein zu Düsseldorf e.V. gegr. 1818 im Archiv mit den ältesten Beständen von deutlich mehr als 100 Regal-Metern vertreten ist, durfte ich die Talkrunde mit Frau Dr. Brenner-Wilczek eröffnen. Die eingelagerten Musikalien des Städtischen Musikvereins beginnen im Jahre 1801. Sie wurden für den Zeitraum von 1801 bis 1929 im Jahre 1996 von Frau Dr. Susanne Cramer im Auftrag des HHI in einem Katalog (Verlag J.B. Metzler-ISBN 3-476-01412-6) von 384 Seiten mit Unterstützung von Dr. Bernhard R. Appel (damals Schumann-Forschungsstelle), Prof. Dr. Joseph A. Kruse und Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller wissenschaftlich aufgearbeitet.

Im weiteren Interview ging es auch um die immerwährende Pflege der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann durch den Musikverein, um die außerordentlichen Bemühungen des Musikvereins im Jahre 1974 um den Schumann-Nachlass und um das Bürgerschaftliche Engagement bei der Wiedererrichtung des Mendelssohn-Denkmals und des Erhalts des Schumann-Hauses auf der Bilker Str. 15, der Gründung des Fördervereins Schumann-Haus Düsseldorf mit der glücklichen Fügung, dass dieses Kleinod nun endlich seiner Bestimmung mit Eröffnung des Museums zugeführt werden konnte.

Es war mir eine Freude, bei dieser Feierstunde einmal ein wenig aus dem „Nähkästchen“ des Musikvereins erzählen zu dürfen. Aufgrund meiner nun bald 60jährigen Vereinsmitgliedschaft ist es mir vergönnt, bei all diesen kulturellen Aktivitäten sowohl initiatorisch wie auch praktisch „arbeitend“ als Schatzmeister, Vorsitzender und Ehrenvorsitzender beteiligt gewesen zu sein. Zum Schluss des Talks spannte Frau Dr. Brenner-Wilczek den Bogen von der Musikvereinsgründung 1818 bis zum Ausblick auf das Jahr 2026, indem der Musikverein, aber auch und vor allem Frau Marieddy Rossetto und ich, auf 20 Jahre SingPause zurückblicken dürfen. Dabei durfte ich feststellen, dass die vielen „Unkenrufe“ im Jahre 2004 zur Durchführbarkeit unserer Bildungsideen für Grundschulkinder heute keine Rolle mehr spielen und sich die SingPause zum größten privat organisierten musikalischen Bildungsprojekt für Grundschulkinder in Deutschland entwickelte. Als bemerkenswert hierzu konnte ich mitteilen, dass mit meiner und unserer organisatorischen Unterstützung ca. 35 Städte in Deutschland die SingPause nach dem „Düsseldorfer Modell“ eingeführt haben.

Mit einem großen Sprung ging es dann vom 19. Jahrhundert in die Neuzeit mit der Talk-Gästin und Künstlerin Ute Langanky, die auf der Raketenstation der Insel Hombroich lebt und arbeitet. Frau Langanky stellte in einem sehr informativen Vortrag die Künstlerpersönlichkeiten Frank Köllges und Thomas Kling vor. Das Archiv dieser beiden Künstler findet ebenfalls mit großen Beständen Heimat im „Rheinische Musikarchiv“. Sie verwies auch mit Dank in diesem Zusammenhang auf das Engagement des anwesenden ehemaligen Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe.

Danach schlug die Stunde des Performance-Künstlers Gerhard Stäbler, der die Gäste mit einer absolut geräuschlosen Mund- und Augen-Performance überraschte und erfreute.

Diese Performance war der Start für eine Talk-Runde von Frau Dr. Brenner-Wilczek mit dem Performance-Künstler Gerhard Stäbler und dem Komponisten Kunsu Shim. Die beiden Künstler berichteten über ihre weltweite Arbeit und ihre intensive Beziehung zum HHI und seiner Direktorin, die die Künstler dazu bewogen hat, ihre Archiv-Bestände dem HHI zu übergeben. Es wurde deutlich, dass für beide Künstler die Abgabe ihrer Bestände aus ihrem unmittelbaren Umfeld zu Verlustängsten aber auch und vor allem zu einer Form der inneren Befreiung führte. Beide Künstler machten aber deutlich, dass diese Befreiung wiederum die Köpfe öffnet und neue künstlerische Impulse bewirkt.

Im Anschluss an diesen Teil der Talk-Runden erlebten wir eine Performance der besonderen Art. Die ehemalige Dramaturgin der Tonhalle, Frau Elisabeth von Leliwa und die beiden Performance-Künstler Gerhard Stäbler und Kunsu Shim präsentierten die Performance „Das Buch“. In absoluter Stille wurden nach einem Gedicht und einer kompositorischen Vorgabe Bücher mit unterschiedlichen Klängen aneinandergerieben. Ein beeindruckendes und sehr ungewöhnliches Erlebnis.

Frau Dr. Brenner-Wilczek schloss mit vielen Dankesworten an die Akteure, aber auch an das gesamte Archiv- und Bibliotheksteam des Heinrich-Heine-Instituts und des Schumann-Hauses: Elena Camaiani, Tom Duven, Gaby Köster, Leonardo Komorek, Dr. Enno Stahl und Martin Willems. Ihr besonderer Dank galt Leah Biebert für die Betreuung und Organisation dieser schönen und wichtigen Veranstaltung.

Im Ausblick machte Frau Dr. Brenner-Wilczek aber auch deutlich, dass ein solches Archiv Leben aus den Beständen entwickeln muss und immer wieder Zuwächse benötigt, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben und um diese weiterhin abbilden zu können.

Ein toller Anfang, der kein Ende haben darf.

Manfred Hill -Ehrenvorsitzender-

am 25.9.2025 – 12.30 Uhr

Anmerkung:

Meine Bemühungen um die Digitalisierung des Musikvereins-Archivs sind auf der Internetseite des Musikvereins vielfältig dokumentiert. In ca. 26.000 Bildern sind dort auf der Seite MEDIEN große Archivbestände sichtbar gemacht, u.a. alle Briefe Felix Mendelssohn Bartholdys aus dem Besitz des Musikvereins. Es ist dort auch das enorme Schallarchiv mit ca. 260 CDs von Rainer Großimlinghaus sichtbar. Auf der Seite DER Chor (Lebenslauf/Chronik) findet der interessierte Leser 1.800 Seiten Geschichte Düsseldorfs mit dem Schwerpunkt Musikgeschichte Düsseldorfs und des Musikvereins mit mehr als 2.000 Bildern.

www.musikverein-duesseldorf.de

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